Labor-Debatte #43

Impfen in der Apotheke: Viele offene Fragen

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Berlin -

Je mehr Menschen geimpft sind, desto größer ist der Schutz für die gesamte Bevölkerung. Bei der Erhöhung der Impfquote könnten bald Apotheker helfen – zumindest, wenn es nach dem Willen einiger Funktionäre geht. Die Apothekerschaft ist bei dem Thema jedoch gespalten, wie eine Diskussion der Apotheken-Crowd LABOR zeigt.

Die Apotheke biete einen niedrigschwelligen Zugang zu Impfungen, so die Überzeugung der Befürworter. Die längeren Öffnungszeiten seine patientenfreundlicher als die Sprechstundenzeiten der Ärzte. Zusätzlich könnten die ohnehin schon überlasteten Ärzte durch die impfenden Apotheker entlastet werden.

  • „Man sollte es einmal als Möglichkeit sehen. Die Arztpraxen sind überfüllt, wir hätten die Räumlichkeiten und könnten niederschwellig Zugang zu einigen Impfungen verschaffen.“
  • „Da Ärzte grundsätzlich überlastet sind, ist Impfen in Apotheken ein guter Plan.“
  • „Die Schweizer Kollegen beweisen seit Jahren, dass es geht!“

Schweizer Apotheker haben schon lange mehr Rechte als ihre deutschen Kollegen. Und in Frankreich wurde den Pharmazeuten kürzlich ebenfalls die Impfkompetenz zugesprochen. Was bei unseren Nachbarn funktioniert, kann doch auch bei uns nicht schaden, so die Argumentation der Befürworter.

Die Idee vom Impfen in der Apotheke ist noch nicht ausgereift. Es gibt viele offene Fragen. So verfügen Apotheker nicht über die nötige Ausbildung, auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen sind noch nicht geschaffen.

  • „Dafür müsste eine umfassende Schulung angesetzt werden. Aber vom Prinzip her empfinde ich das als einen Schritt in die richtige Richtung.“
  • „Bei dem, was Apotheker wissen müssen, sollte die Kompetenz mehr als vorhanden sein.“
  • „Das soll doch bitte eine ärztliche Tätigkeit bleiben. Der Pieks ist ja wohl Körperverletzung und es gehört ja wohl mehr dazu, zu entscheiden, ob geimpft werden kann.“
  • „Jegliche Applikation oder Verabreichung eines Medikamentes, selbst in akuten oder lebensbedrohlichen Notfällen, sowie auf Bitte, auch bei ärztlich gesicherter Diagnose, Indikation und Therapie ist strafbar und kann durchaus die Berufserlaubnis kosten.“

Ungeklärt ist ebenfalls, wer die Verantwortung trägt, wenn bei Impfen etwas schief geht.

  • „Ich stelle mir vor, dass es wenig witzig ist, wenn ein Kunde dabei kollabiert. Das darf er gerne in der Arztpraxis machen, nicht bei uns.“

Wie die Impfungen in den Apothekenalltag integriert werden können, ist noch der Fantasie des Einzelnen überlassen.

  • „Muss in ein Gesamtkonzept. Was nützt es, wenn ich mal schnell aus dem Handverkauf raus und eine Spritze verabreichen muss. Es müsste soweit kommen, dass einer abgestellt werden kann fürs Impfen, Medikationsmanagement und gegebenenfalls Telearzt-Betreuung.“

Viele Apotheker bezweifeln, dass die neue Leistung angemessen vergütet würde.

  • „Da wir das mal wieder umsonst machen müssten, lehne ich dankend ab.“
  • „Hey, wir könnten ein Zubrot verdienen! Nicht nur kostenfreie Impfberatung, sondern die GKV finanziert auch vollbrachte Leistung.“

Andere finden, dass Apotheken ohnehin schon genug zu tun haben.

  • „Also ehrlich mal, die Ärzte heutzutage schieben doch eh schon die halbe Arbeit auf die Apotheker ab ... als hätten wir nicht genug zu tun.“
  • „Ich möchte den Papierkrieg nicht sehen, den wir dann noch führen müssten.“
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