Mikrobrauerei

„Zapfhaan“: Die Apotheker-Brauerei

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Berlin -

Wer Arzneimittel herstellen kann, kann auch Bier brauen – er muss es nur wollen. Apotheker Matthias Gorny dachte sich das und hat sein Hobby zum Nebenberuf gemacht: Seit fünf Jahren braut der Filialleiter der Elefanten-Apotheke in Haan sein eigenes Bier. Anfangs hat er nur kleine Mengen für sich und seine Freunde hergestellt, mittlerweile hat er in den heimischen vier Wänden seine eigene Brauerei aufgebaut. Rund 100 Liter stellt er dort monatlich her, nicht mehr für den Privatgebrauch, sondern als angemeldetes Gewerbe. Das wichtigste Fachwissen, das man fürs Bierbrauen braucht, hat er aus dem Pharmaziestudium, sagt der 37-Jährige.

In Haan gibt es nicht nur ein Apothekenrechenzentrum, sondern auch eine Apothekerbrauerei: die „Hausbrauerei Zapfhaan“. So hat Gorny die Marke genannt, unter deren Namen er mittlerweile fünf verschiedene Biere braut, vom Alt bis zum Pale Ale. Die Idee dazu kam ihm 2014 durch einen Artikel im Internet. „Das war immer schon ein generelles Interesse von mir“, sagt er. „Und nachdem ich davon gelesen habe, habe ich das zuhause ausprobiert, zuerst nur mit einem normalen Einkochkessel.“ Das habe auch „halbwegs funktioniert“, obwohl statt dem beabsichtigten Alt- ein Starkbier entstand, wie er sich erinnert. Damit war sein Interesse geweckt, er begann sich weiter einzulesen.

Das nötige naturwissenschaftliche Verständnis brachte er als Pharmazeut sowieso mit: Arzneimittelherstellung und Bierbrauen seien biochemisch vergleichbare Prozesse, sagt er. Vieles, was man im Studium lernt, wende man auch in der Brauerei an. „Man muss die Dichte des Bieres und seinen pH-Wert bestimmen, man muss beim Brauen unterschiedliche Temperaturschritte einhalten und dergleichen mehr“, erklärt er. „Das kann ich alles schon aus dem Studium, da musste ich mich nicht erst einarbeiten.“

Für einen Brauvorgang braucht er nach eigenen Angaben rund zehn Stunden: Acht Stunden brauen und zwei Stunden abfüllen. So kommen rund 20 Arbeitsstunden im Monat zusammen – was gar nicht so einfach mit der Arbeit als Filialleiter vereinbar ist. Nach der Hauptgärung muss das Bier dann nochmal drei bis vier Wochen lagern – für die Geschmacksbildung. Die Herstellung von Alkohol als Genussmittel sieht er als keinen Gegensatz zum Heilberuf Apotheker – allein schon, weil das zuhause produzierte Bier mit Preisen zwischen 5,60 und 7 Euro pro Liter nicht gerade günstig ist. „Damit betrinkt man sich ja nicht, allein schon vom Preis her.“ Auch ideell steht er hinter der Heimbrauerei, die wie hunderte andere in ganz Deutschland der Dominanz der standardisierten Industriebiere à la Anheuser-Busch InBev etwas entgegensetzen. Das sei ihm schon qua Herkunft in die Wiege gelegt worden: „Wir sind ja hier durch die vielen kleinen Altbier-Brauereien daran gewöhnt, dass man Biere mit eigenem Charakter hat.“

Bald begann er also, sich an verschiedenen Sorten zu probieren. Und mit seinen Fertigkeiten als Brauer wuchs auch die Nachfrage, sodass ihm bald das Gesetz in die Quere kam. Denn Hobbybrauer dürfen zwar steuerfrei produzieren, allerdings nur 200 Liter im Jahr und nur für den Hausgebrauch. Es muss also dort getrunken werden, wo es produziert wird. Statt deshalb seine Ambitionen herunterzuschrauben, ging Gorny einen Schritt weiter: Seit vergangenem Jahr ist seine kleine Hausbrauerei ein offizielles Gewerbe, eingetragen bei der Handwerkskammer, wo er eigens eine Prüfung ablegen musste. Einen Meisterzwang gibt es für Bierbrauer schon seit 15 Jahren nicht mehr, das hat ihm sein Nebengewerbe ermöglicht.

Auch sonst wird er wie ein hauptberuflicher Brauer behandelt, inklusive Lebensmittelkontrollen und Steuerlager. Denn auf jedes verkaufte Bier wird Steuer erhoben und das Gesetz schreibt vor, dass das Bier nicht an der Stelle gelagert wird, wo es produziert wird. Gorny musste also nebenan ein getrenntes Bierlager einrichten. Jeden Monat muss er eine Steuererklärung abgeben, die jährliche Buchkontrolle bleibt ihm auch nicht erspart. Dafür darf er jetzt in unbegrenzter Menge brauen. Und das Geschäft wächst, Gorny hat mittlerweile zwei bis drei Bestellungen pro Woche und verkauft nicht mehr nur im Bekanntenkreis, sondern auch an zwei lokale Kneipen. Ein 50-Liter-Fass sei dort in zwei Stunden weggegangen, erzählt er stolz.

Dazu trägt mit Sicherheit auch seine Frau Christina bei. Die Lehrerin hat nämlich das Marketing übernommen: Fotos, Flyer, Poster für die Promotion, Gläser, Bierdeckel und Flaschenöffner mit Logo für den Fanshop, eine Facebook- und natürlich die Internetseite. Von ihr stammt auch der Name „Zapfhaan“. Dabei verdienen die beiden nach eigenen Angaben noch nicht einmal mit dem Nebengewerbe. „Im Moment ist es wie bei jedem Betrieb, dass man am Anfang investieren muss“, erklärt er. „Aber mittlerweile hält es sich die Waage, ich muss nicht mehr groß zusteuern.“

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