Porträt

Ina Müller: Die singende PTA

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Berlin -

Ina Müller ist heute eine gefeierte Kabarettistin, Moderatorin und Sängerin. Doch die Karriere der Bauerstochter zeichnete sich bereits in der Rezeptur einer Sylter Apotheke ab. Die in Geestland bei Cuxhaven geborene Müller hat den Beruf der PTA erlernt und unter anderem in Apotheken in Bremen und Sylt gearbeitet.

Eine von Müllers Stationen als PTA war die Insel Apotheke in Westerland auf Sylt. Die Apotheke, die heute von Stephan Wiese geleitet wird, gehörte damals noch Apotheker Hans-Georg Hops. Er erinnert sich noch gut an seine ehemalige PTA. „Das ist jetzt 23 Jahre her, sie blieb bis 1994.“

Schon kurz nachdem er sie in sein Team aufnahm, hat auch Hops etwas von ihrem musikalischen Talent mitbekommen. Bereits nach sechs Wochen kam Müller auf ihren Chef zu und klagte, sie müsse endlich wieder singen. Hops, der ihr Können von ihrer Demo-Kasette her kannte, vermittelte sie an die Frauengruppe Pattern Formation auf Sylt. So traf Müller auf ihre spätere „Queen Bee“-Partnerin Edda Schnittgard.

Ihr Hobby nahm sie auch mit zur Arbeit. Hops, inzwischen im Ruhestand, kann sich an einen Zwischenfall bestens erinnern: „Ina war immer eine gute Handverkäuferin. Aber dann wollte sie plötzlich mehr Rezepturen machen.“ Da diese Arbeit bei den anderen Angestellten weniger beliebt war, ließ Hops die Freiwillige gern im Keller Salben und Cremes mischen. Die Abgeschiedenheit nutzte Müller jedoch für ihre Leidenschaft. Irgendwann erwischte Hops sie dabei, wie sie zwar ihrer Arbeit nachging, nebenher aber ihre Chansons übte.

Schon zu ihrer Zeit als PTA sei Müller sehr aufgeschlossen gewesen und konnte gut mit den Kunden umgehen. „Sie hatte schon damals einen kleinen Schalk im Nacken“, so Hops. Der Apotheker stand immer hinter seiner PTA und förderte ihren immer stärker werdenden Willen, professionell Musik zu machen. Als die erste CD aufgenommen werden sollte, wollte Hops auch eine finanzielle Hilfe anbieten. Die 10.000 D-Mark lehnte Müller ab.

Hops bedauerte es zwar, seine PTA schließlich gehen lassen zu müssen, doch sie folgte dem Ruf der großen, weiten Welt. Ihren musikalischen Karriereplänen wollte er „nicht im Weg stehen“. Auch seine Frau erkannte: „Die Ina ist zu schade für die Apotheke.“ Wenn Müller heute mal auf Sylt ist, käme sie auch bei Hops vorbei, der Kontakt sei nie abgerissen. So ginge es dem Apotheker nicht nur mit der prominenten PTA, auch zu seinen anderen ehemaligen Angestellten pflege er den Kontakt.

Noch heute kämen besonders im Sommer viele Touristen in die Apotheke und fragten, ob Ina Müller hier früher gearbeitet habe, berichtet Silke Meißner. Sie ist seit vielen Jahren Angestellte der Apotheke und hat Müller auch noch selbst kennengelernt. Früher schaute die Kabarettistin bei einem Besuch der Insel oft vorbei.

Zuvor arbeitete Ina Müller von 1988 bis 1992 in der Flora-Apotheke in Bremen-Blumenthal. Ihrem ehemaligen Chef, Apothekeninhaber Jürgen Bornholt, ist sie noch immer gut im Gedächtnis. Als Bornholt sie einstellte, hatte sie ihre Ausbildung zur PTA bereits abgeschlossen. Auch eine PKA-Ausbildung habe Müller vorweisen können.

Müller sei bereits damals „ein Original im Handverkauf“ gewesen. Ein kleiner „Schnack“ mit den Kunden gehörte für sie dazu, bei den meisten war sie sehr beliebt, auch im Team. Der Kontakt sei nie abgebrochen.

Gesungen habe Müller damals schon, die Musikrichtung war aber noch eine andere. Bornholt bekam schon damals die Demo-Kasetten zu hören. Ihm gefiel, was seine damalige Angestellte machte. An Geträller bei der Arbeit kann er sich aber nicht erinnern – offenbar ging Müller dem Singen ausschließlich privat nach.

Noch während ihrer Zeit auf Sylt legte Müller den Grundstein für ihre heutige Karriere. 1994 gründete die heute 50-Jährige das Kabarett-Duo mit Edda Schnittgard. 2005 gab das Duo seine letzte gemeinsame Vorstellung. Inzwischen ist die Blondine vor allem mit ihren Solo-Programmen unterwegs und seit 2007 regelmäßig mit ihrer Late-Night-Talkshow „Inas Nacht“ im Fernsehen zu sehen. Fest in Norddeutschland verankert, ist der plattdeutsche Dialekt fest in Müllers Programmen verwurzelt.

Ihren Fans das Plattdeutsche näher zu bringen, ist eines ihrer Ziele. So schrieb und sprach Müller für die niederdeutsche Sendereihe „Hör mal 'n beten to“ im NDR-Hörfunk. Bei ihrem zweiten Soloprogramm „Ina Müller liest und singt op Platt“ und ihrem Alben „Die Schallplatte – nied opleggt“ hat sie sich beispielsweise ebenfalls des Plattdeutschen angenommen.

Aktuell treibt Müller ihre Karriere im Ausland weitere voran, wie ihr Management mitteilte. Ihre Vergangenheit als PTA möchte sie heute nicht mehr zum Thema machen. In früheren Interviews berichtete sie immer wieder, wie viel Spaß ihr der Job gemacht habe. Sie habe etwas Handfestes machen wollen, dass sie einmal von ihrer Musik, ihren Büchern und ihrer Moderationsarbeit würde leben können, habe sie sich nicht vorstellen können.

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