Bankgeschäfte

Apotheker müssen für Geld zahlen

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Berlin -

Apotheken zählen zu den bargeldintensiven Branchen, entsprechend hoch ist der Bedarf an Münzgeld. Regelmäßig müssen von der Bank neue Rollen mit Münzen geholt und die Kassen aufgefüllt werden. Doch immer mehr Geldhäuser kassieren dafür eine Gebühr, zum Jahreswechsel haben sich vielerorts wieder Banken diesem Trend angeschlossen.

Als die Sparkasse Köln-Bonn vor etwa zwei Jahren eine Gebühr für die Münzgeldversorgung ankündigte, wechselte ein Kölner Apotheker die Bank. Doch zum Jahreswechsel kündigte auch die Kölner Bank (Volksbank) eine Gebühr von 20 Cent pro Rolle an. Als der Apotheker wieder mit Wechsel drohte, reagierte der Filialleiter gelassen: Der Apotheker werde nämlich kaum eine Bank ohne Gebühr finden.

Tatsächlich sind 20 Cent pro Rolle ein relativ typischer Betrag, den die Banken verlangen. Weil das Entgelt aber nicht geregelt ist, ist die Spannbreite recht hoch. Nichtkunden der Bank zahlen teilweise sogar bis zu einem Euro pro Rolle – bei 1-Cent-Münzen entspricht das dem doppelten Wert des Inhalts.

Beim Handelsverband Deutschland (HDE) hört man das Problem derzeit verstärkt von Einzelhändlern. „Wir sind natürlich nicht glücklich damit, haben aber bislang noch keine Handhabe gefunden“, sagt ein Sprecher. Denn auch beim HDE ist man sich bewusst, dass die Banken aufgrund verschiedener Gesetzesänderungen selbst neue Kosten haben, die sie an Kunden und Händler weitergeben.

Seit einem Jahr gilt die Münzgeldprüfverordnung der EU. Demnach muss jeder, der angenommene Münzen wieder in den Verkehr bringen will, diese auf ihre Echtheit prüfen. Das bringt nicht nur zusätzlichen Aufwand mit sich, die Prüfgeräte müssen auch zertifiziert werden. Zwar ist das Problem gefälschter Bankmünzen nach Zahlen der Europäischen Zentralbank (EZB) zu vernachlässigen, dennoch wollte der Gesetzgeber den Bereich stärker kontrollieren. Die EU-Verordnung gilt seit 2015 unmittelbar auch für Deutschland – und wird aktuell von den Banken als Begründung der Gebühren herangezogen.

Bereits vor zwei Jahren gab es eine Entscheidung der Bundesbank, die bei den Banken ebenfalls höhere Kosten verursachte: die Einführung von Normcontainern. Münzen können seitdem nur noch in diesen normierten Einheiten bei der Bundesbank bestellt werden. Sind alle sieben Münzsorten enthalten, beträgt das Gesamtgewicht der Container mehr als fünf Tonnen.

So manche kleine Bankfiliale hat damit Probleme wegen der Traglast des Kellers – und auch gar keinen so großen Bedarf an Münzen. Daher kommen sogenannte Wertdienstleister zur Verteilung der Münzen zum Einsatz. Und diese verlangen von den Banken oder Händlern ebenfalls Gebühren.

Der Bedarf an Münzen ist je nach Branche sehr verschieden – im Lebensmitteleinzelhandel wird häufiger Wechselgeld herausgegeben als in Textilgeschäften mit ihren höheren Preisen und weniger Bezahlvorgängen. In Apotheken gibt es die Besonderheit der gesetzlichen Zuzahlung, die regelmäßig genau fünf oder zehn Euro beträgt. Trotzdem muss auch hier oft genug Nachschub für die Kassen besorgt werden.

Auf der anderen Seite gibt es Betriebe, bei denen viele Münzen anfallen, die eingezahlt werden müssen. Automatenbetreiber sind so ein Fall. Auch hierfür kassieren viele Banken mittlerweile – etwa eine Gebühr von 1 Prozent ab einer bestimmten Stückzahl, inklusive Mindestbeträgen von beispielsweise fünf Euro.

Beide Seiten können sich auch im Internet auf dem Münzmarktplatz treffen und sich dort entweder Münzen beschaffen oder diese loswerden. Fraglich ist dabei allerdings, ob oder wie die Verkäufer dabei die Münzgeldprüfverordnung beachten. Betreiber der Plattform ist die namhafte Firma Alvara, die Einzelhändlern auch die Beobachtung von Bargeldbewegung anbietet.

Manchmal ist die Gebühr das kleinere Problem: Es gibt auch Banken, die die Bargeldversorgung ihrer Kunden komplett oder zumindest in einigen Filialen eingestellt haben. Apotheker müssen zur nächsten Bank fahren oder einen Kurier beauftragen, um an ihre Münzen zu kommen.

Auf dem Marktplatz kann man seinen Bedarf entweder selbst eingeben oder auf konfektionierte Angebote zurückgreifen. Diese reichen von zehn Rollen 1-Cent-Münzen bis zu einem Angebot einer Sparkasse über 150.300 Euro in 2-Euro-Münzen; Gewicht 637,50 kg, zur Selbstabholung oder per Kurier. Je nach Menge ist ein versichertes Paket immer noch günstiger als die Rollengebühr bei der Bank.

Der Kölner Apotheker hat einen anderen Weg gewählt: Weil er zu dem Filialleiter seiner Bank einen ganz guten Draht hat, forderte er bei dessen nächstem Besuch in der Apotheke 50 Cent Gebühr für die Entgegennahme des Rezeptes. Natürlich werde er das nicht immer machen, aber einmal habe er ein Zeichen setzen wollen. In Köln kann man so etwas mal machen.

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