Zufall führt nach Bischofswerda

Ein Vierteljahrhundert Landlust statt Großstadtfrust

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Berlin -

Seit 25 Jahren leitet Cordula Grüber die Sonnen-Apotheke im sächsischen Bischofswerda. Das Jubiläum, zu welchem die Inhaberin ihre Kunden zum Kaffeetrinken in die Offizin einlud, hätte es dabei fast gar nicht gegeben. Denn als die Apothekerin den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wollte sie eigentlich einen Betrieb in Leipzig eröffnen. Nur durch einen Zufall landete Grüber im knapp 150 Kilometer entfernten und deutlich beschaulicheren Bischofswerda. Das Großstadt- gegen das Landleben eingetauscht zu haben, bereut die Pharmazeutin keinesfalls.

Mit 26 Jahren packte es Grüber mit einem Mal: „Erst wollte ich promovieren. Aber meine Eltern, die auch selbstständig waren, haben mich sehr geprägt. Und mir macht es Spaß, etwas aufzubauen.“ So suchte die Apothekerin, die in Braunschweig Pharmazie studierte, nach einem Betrieb in Leipzig. „Ich wollte gerne in eine große Stadt. Und Leipzig war von meinem Studienort aus gut erreichbar“, erinnert sich Grüber.

Die Suche nach dem passenden Standort war sogar schon weit fortgeschritten. Doch wie es der Zufall wollte, rief unverhofft ein Makler bei der Apothekerin an. „Er hatte wohl von meinen Bemühungen gehört und hat mir dann die Apotheke in Bischofswerda angeboten“, so Grüber. Sie habe dann auf der Landkarte nachgeschaut, wo der 12.000 Einwohner-Ort überhaupt liegt. „Und dann dachte ich mir, ich schaue es mir einfach mal an“, fasst die Pharmazeutin die Geschehnisse zusammen.

Was sie sah, gefiel der Apothekerin und so wurde sie 1994 stolze Inhaberin der Sonnen-Apotheke. Bedenken vor dem Berufsstart im Osten hatte die gebürtige Münsteranerin keine. Und auch die Bewohner der sächsischen Kleinstadt gewöhnten sich schnell an die neue Apothekerin aus den alten Bundesländern. Umso wichtiger war es Grüber, viele ihrer treuen Stammkunden mit einer persönlichen Karte zu ihrem 25-jährigen Jubiläum einzuladen.

Zu den Feierlichkeiten organisierte die Inhaberin eine gemeinsame Kaffeerunde in der Apotheke. Nicht nur zahlreiche Kunden schauten vorbei, sogar auch der frühere und der aktuelle Bürgermeister der Stadt sowie eine Landtagsabgeordnete. Um ihre Gäste angemessen verwöhnen zu können, ließ Grüber den Kaffee vor Ort von einem Barista einer Dresdner Rösterei zubereiten. Die Kunden revanchierten sich und schenkten der Jubilarin Blumen, Wein und selbstgestrikte Socken. „Es war schön, mit allen ins Gespräch zu kommen. Gerade in einer Landapotheke ist das wichtig“, blickt Grüber zufrieden auf einen gelungenen Tag zurück.

Obwohl Bischofswerda mit über 10.000 Einwohnern nicht ganz klein ist und auch die sächsische Landeshauptstadt Dresden nicht weit entfernt liegt, ist die Sonnen-Apotheke eine klare Landapotheke. „Wir haben unseren Standort am Stadtrand. Zudem liegen zwischen uns und der nächstgrößeren Stadt Bautzen mehr als 20 Kilometer. Dazwischen gibt es kaum Infrastruktur, deswegen kommen viele unserer Kunden vom Land“, erklärt Grüber.

Schon früh habe sie das Angebot der Apotheke an die Lage angepasst. „Wir haben einen umfangreichen Botendienst und mehrere Rezeptsammelstellen. Außerdem beliefern wir Seniorenheime“, zählt die Inhaberin auf. Zudem achtete Grüber darauf, die Kompetenzen ihrer mittlerweile 20 Mitarbeiter stetig auszubauen: „Wir haben uns schon frühzeitig mit Naturheilkunde beschäftigt und homöopathische Eigenmarken hergestellt. Wir unterstützen das ARMIN-Programm zur Verbesserung der Arzneimittelsicherheit. Bei uns gibt es Drogenersatzstoffe für Süchtige als Take-home und im Sichtbezug. Auch in der Kapselherstellung sind wir aktiv.“

Schon immer habe sie viel gearbeitet, um ihren Betrieb aufzubauen, sagt Grüber. Aber das stets mit guter Laune: „Unser Slogan lautet: Ein Lächeln macht das Leben leichter.“

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