Arzneimittelsicherheit

Lunapharm: Noch mehr Medikamente betroffen

, Uhr aktualisiert am 06.09.2018 09:53 Uhr
Potsdam -

Der Pharmaskandal um das Brandenburger Unternehmen Lunapharm ist nach neuesten Ermittlungsergebnissen größer als bislang bekannt. „Das Ausmaß des vermutlich illegalen Arzneimittelhandels wächst von Tag zu Tag und von Woche zu Woche“, sagte der Präsident des Landesamtes für Gesundheit, Detlev Mohr, im Gesundheitsausschuss des Landtags.

Lunapharm habe über lange Handelsketten gestohlene Krebsmedikamente aus Griechenland, Zypern und möglicherweise aus Italien bezogen, erklärte Mohr. Die Zahl der beteiligten Firmen im Ausland steige und sei noch nicht abschließend geklärt. Die Ermittlungen hätten ergeben, dass mehr Medikamente als zunächst angenommen vom mutmaßlich illegalen Handel betroffen seien.

Mohr sagte, man bemühe sich, die gefälschten Arzneimittel schnell zu identifizieren und aus dem Verkehr zu ziehen. Es müssten alle Bestände gesichert werden, die noch bei Ärzten und in Apotheken lagerten. „Diese Chargen dürfen die Patienten nicht erreichen“, so der Behördenchef. Hierfür würden alle Bundesländer, in die Lunapharm geliefert hat, sowie die betroffenen europäischen Staaten kooperieren.

Eine vom Gesundheitsministerium eingesetzte Expertenkommission untersucht den Pharmaskandal. Erste Ergebnisse hatten in der vergangenen Woche zum Rücktritt von Gesundheitsministerin Diana Golze (Linke) geführt. Die Experten warfen den Aufsichtsbehörden vor, schlampig gearbeitet und viel zu spät auf die Vorwürfe gegen das Brandenburger Unternehmen reagiert zu haben.

Landesamts-Präsident Mohr wies von sich, persönlich Verantwortung zu tragen. Er sei lange Zeit gar nicht oder nicht ausreichend über den Fall informiert worden. Die Dramatik der Zusammenhänge habe sich ihm deshalb nicht erschließen können.

Das Gesundheitsministerium wurde in der Ausschusssitzung am Mittwoch durch Justizminister Stefan Ludwig (Linke) vertreten. Er leitet das Haus kommissarisch, bis ein Nachfolger für Golze gefunden ist. Ludwig kündigte an, Brandenburgs Arzneimittelaufsicht solle mehr Mitarbeiter erhalten. Es sei geplant, noch in diesem Jahr insgesamt 12 zusätzliche Stellen im Gesundheitsministerium und im Landesamt für Gesundheit auszuschreiben. Außerdem solle die interne Kontrolle im Ministerium verbessert werden.

Am Rande der Ausschusssitzung erklärte Ludwig, man werde die Arbeit der früheren Ministeriumsleitung und der Führung des Landesamtes sehr genau analysieren. „Wir prüfen alle Verantwortlichkeiten in den zurückliegenden Vorgängen“, sagte der Minister. Ein vorschnelles Urteil wolle er aber nicht abgeben.

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