Finnland

Apotheker dürfen Angestellte beteiligen

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Berlin -

Keine Ketten in Finnland: Die von Ministerpräsident Juha Sipilä angeführte Regierung aus Liberalen, Konservativen und Rechtspopulisten hat sich gegen eine radikale Liberalisierung des Apothekenmarktes entschieden. Anders als in Norwegen oder Schweden bleibt damit das Fremd- und Mehrbesitzverbot in Kraft. Allerdings soll die Zahl der Apotheken im Land erhöht werden. Dafür sollen die Bedarfsplanung gelockert werden.

Derzeit gibt es in Finnland rund 620 Apotheken mit 200 Filialen. Der Durchschnittsumsatz liegt bei zwei Millionen Euro. Fremdbesitz ist nicht zugelassen, der Mehrbesitz auf drei Filialen beschränkt. Stattdessen gibt es eine strikte Bedarfsplanung: Wer sich als Apotheker selbstständig machen will, muss zunächst für einige Jahre in entlegenen Regionen am Polarkreis die Versorgung sichern, bevor er einen attraktiveren Standort zugewiesen bekommt.

Auch in Zukunft müssen Lizenzen bei der finnischen Arzneimittelbehörde Fimea beantragt werden. Das Zulassungsverfahren soll aber vereinfacht und zugleich transparenter werden. Haupteigentümer einer Apotheke soll ein vor Ort arbeitender Pharmazeut bleiben. Parallel dazu will die Regierung aber untersuchen, ob Apotheken unter bestimmten Umständen als „offene Unternehmen“ geführt und Angestellte als Miteigentümer zugelassen werden können.

Die Regierung plant, das Wachstum an neuen Apotheken genau zu überwachen. Sollte sich die Versorgung in einzelnen Regionen nicht verbessern, wird die Einrichtung von Apotheken in Krankenhäusern und Notfalleinrichtungen geprüft. Die Apotheken werden zudem ermutigt, ihr Geschäft breiter aufzustellen und sich zum Anlaufpunkt für alle Fragen rund um die Gesundheit zu machen.

Ebenfalls untersucht wird die Möglichkeit, neben Nikotinersatzpräparaten weitere nicht verschreibungspflichtige Medikamente künftig auch in Lebensmittelgeschäften zu verkaufen. Das Sortiment soll moderat erweitert und die Arzneimittelsicherheit gewährleistet bleiben. Schmerzcremes sollen zum Beispiel freigegeben, Schmerztabletten aber tabu bleiben. Im Gegenzug werde es den Apotheken erlaubt sein, bei OTC-Medikamenten in einen kontrollierten Preiswettbewerb zu treten. Der Höchstpreis bleibt gedeckelt.

Der finnische Apothekerverband (AFP) begrüßt die Pläne der Mitte-Rechts-Regierung. Die einzelnen Maßnahmen seien für sich genommen moderat, ihre Gesamtwirkung auf die Apotheken aber enorm. Da gelte es, die Auswirkungen genau zu überwachen.

Allerdings müsse der Verkauf von nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten auf die Apotheken beschränkt bleiben. Der sichere Gebrauch und die richtige Wahl auch von OTC-Produkten erfordere eine eingehende Beratung, die nur Pharmazeuten geben könnten, so ein Verbandssprecher.

Die Kunde einer kommenden Liberalisierung machte schon seit Monaten die Runde. Im Februar setzte die Koalition eine Arbeitsgruppe ein, die Vorschläge erarbeiten sollte. Für große Aufregung unter den Apothekern sorgte im März die Ankündigung des Großhändlers Oriola, gemeinsam mit der Supermarktkette Kesko ein Netz an Geschäften rund um das Thema Gesundheit, Schönheit und Wohlbefinden aufzuziehen. Kesko bringt exponierte Standorte mit in die Ehe, alleine in Finnland gibt es knapp 2000 Geschäfte. Oriola soll die Kompetenz rund um den Vertrieb von Arzneimittel beisteuern.

25 Millionen Euro wollen die Partner zunächst investieren, noch in diesem Jahr sollen 15 Geschäfte eröffnen. Insgesamt sind im ersten Schritt rund 100 Filialen geplant. Auch einen hauseigenen Webshop soll es geben: Seit 2011 ist in Finnland auch der Versandhandel von OTC-Medikamenten erlaubt.

Die Partner machen kein Geheimnis daraus, dass sie sich mit ihrer Kette für neue Zeiten wappnen. „Unser Plan ist es, das Geschäft auf Arzneimittel auszuweiten, sobald die Gesetzgebung das zulässt“, so Eero Hautaniemi, CEO von Oriola-KD. Dabei wolle man – ohne Abstriche bei der Arzneimittelsicherheit – mit Service und Kompetenz punkten.

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