Abholservice

Per Whatsapp zum Medikament

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Berlin -

Die Idee zum neuen Bestellkanal hatte der Krefelder Apotheker Dr. Andreas Hacker. Doch schon nach wenigen Monaten hat der Whatsapp-Service Nachahmer im benachbarten Duisburg gefunden. Er erspart den Patienten unnötige Wege: Arzneimittel können per Kurznachricht in den Apotheken vorbestellt werden.

Peter Vogt ermöglicht seinen Patienten seit einigen Wochen, über ihr Smartphone Medikamente in seinen drei Apotheken zu bestellen. Der Clou: Die Kunden können ihre Bestellungen über die Festnetz-Nummer der Apotheke aufgeben – schnelle Antwort garantiert, vor allem auch im Notdienst. Sobald die Patienten ihre Whatsapp-Nachricht abgesetzt haben, sehen die Apotheker das auf ihrem Computer und können gleich darauf reagieren. Falls ein Präparat noch nicht verfügbar ist, ersparen sich die Patienten den Weg in den staugeplagten Städten des Ruhrgebiets.

„Ein paar Kniffe waren dafür schon nötig“, sagt Hacker. Bevor er den Dienst in seiner Apotheke einführte, holte er sich bei Whatsapp in den USA die Erlaubnis dazu. „Sure!!!“, war die ebenso knappe wie eindeutige Antwort. Eine spezielle Software – ein sogenannter Emulator – befördert die Nachrichten auf den Apotheken-Computer. So als wäre der ein Smartphone. Ein Signalton zeigt an, wenn eine neue Anfrage eingegangen ist. „Letzten Endes ist das auch nichts anderes, als wenn die Leute bei uns anrufen, eine E-Mail oder ein Fax schicken“, sagt Hacker.

„Für uns ist das auch ein Marketing-Instrument“, sagt der Duisburger Apotheker Peter Vogt. Seine Filialen werben seit einiger Zeit auf ihrer gemeinsamen Website für den Service. Außerdem liegen in den Filialen Flyer aus. „Wir wollen die Leute nicht ins Internet verlieren“, sagt Vogt. Den Trend zur Digitalisierung dürften die Apotheker nicht verschlafen. So gäbe es längst viele Apotheken-Apps. Diese bescherten den einzelnen Apotheken aber nicht unbedingt mehr Patienten. Der Zusatz-Service sei im Gegensatz zu manchen Apps für beide Seiten kostenlos und einfach zu handhaben.

„9 von 10 Leuten kennen Whatsapp“, schätzt Apotheker Vogt. Von einem Hype will er jedoch nicht sprechen: „Die Leute rennen uns jetzt nicht die Türen ein.“ Der Service werde von den Patienten aber sehr gut angenommen. Bedenken im Hinblick auf den Datenschutz hat Vogt nicht: „Unsere Kunden entscheiden ja selbst, ob sie den Service nutzen oder nicht.“ Natürlich müssten sie sich der generellen Risiken im Internet bewusst sein. Nur sehr vereinzelt schickten sie ihre Rezepte deshalb als Foto per Whatsapp. Eine Freundin habe das mal gemacht, erzählt Apotheker Vogt.

Ein Duisburger Kollege hat aus der Not eine Tugend gemacht: Weil Baustellen seinen Kunden den Weg in die eigene Apotheke erschweren, schaute er sich die Idee von Vogt ab. Eine Mitarbeiterin, die die sozialen Medien selbst stark nutzt, machte ihn darauf aufmerksam. Gemeinsam mit Kollege Vogt richtete er den Dienst ein. Der hatte sich die Idee wiederum erst vor einigen Wochen von Hacker abgeschaut. Als Erfinder sieht der sich aber auch nicht. Er habe schon von weiteren Kollegen gehört, die ähnliche Dienste anböten.

Whatsapp ist ein Mitteilungsdienst des US-amerikanischen Unternehmens Facebook. Mit ihrem Smartphone können sich die Nutzer per Internet gegenseitig Videos, Bilder und Texte schicken. Whatsapp hat dadurch den Versand von SMS weitestgehend bedeutungslos gemacht. Etliche Medien haben bereits eigene Kanäle aufgebaut, um in direkten Leserkontakt treten zu können und Artikel nach Veröffentlichung gezielt zu verschicken.

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