Versandapotheken

Juvalis lässt 82-Jährigen warten

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Berlin -

Der Inhaberwechsel bei der Versandapotheke Juvalis hat offenbar die Bestellabwicklung verzögert. Ein langjähriger Kunde wartet nach eigenen Angaben seit knapp drei Wochen auf seine Arzneimittel. Wann die Produkte im Wert von rund 90 Euro geliefert werden sollen, weiß der 82-jährige Münchener nicht. Über die Hotline sei niemand zu erreichen. Den Vor-Ort-Apotheken kehrte der Mann aus Kostengründen den Rücken.

Juvalis gehört seit Ende Juni zu Apo-Discounter. Inhaberin Kirsten Fritsch (Apotheke im Paunsdorf Center/Leipzig) übernahm das Versandgeschäft von Stefan Hülsmann. Der Inhaber der Blaue Apotheke in Bernburg hatte Domain, Marke und Kundenstamm als Teil seiner wirtschaftlichen Sanierung im Insolvenzverfahren an Fritsch verkauft. Seine Vor-Ort-Apotheke will Hülsmann weiterführen.

Der Logistikstandort in Sachsen-Anhalt wird allerdings geschlossen. Der Versand sollte seit Anfang Juli von Apo-Discounter von Sachsen aus durchgeführt werden. Am 7. Juli gab Wolfhard Frey aus München seine Bestellung auf. Er ist einer von laut Juvalis zuletzt rund 1,5 Millionen Kunden, die potenziell an Apo-Discounter gegangen sind. „Am 10. Juli habe ich die Bestätigung bekommen“, sagt er. Der 82-Jährige kauft seit mehreren Jahren bei Juvalis und war bisher zufrieden.

Doch die knapp zehn bestellten Produkte kamen noch nicht bei ihm zu Hause an. „Ich habe zwischenzeitlich eine Meldung erhalten, dass es sein kann, dass sich die Lieferung verzögert“, sagt der Münchener. Daraufhin versuchte der Mann, Kontakt mit der Versandapotheke aufzunehmen – bisher erfolglos. Weder per E-Mail noch per Telefon sei ihm ein Liefertermin oder der Grund für die Verzögerung genannt worden. Reibungslos verlief dagegen ein Testkauf durch Dr. Hubertus Bartelheimer bei Juvalis. „Die Produkte wurden am Samstag bestellt und am Montag geliefert“, sagt der Rechtsanwalt, der Hülsmann bei der Sanierung begleitet hatte.

Der Münchener Kunde ist verunsichert. Aus der Presse entnahm er, dass es einen Inhaberwechsel gab. Frey kritisiert die langen Wartezeiten – beim Liefertermin und bei der Hotline. „Ich habe dort angerufen und mir wurde eine Wartezeit von einer Minute angekündigt. Nach fünf Minuten hieß es, dass es wegen erhöhten Aufkommens länger dauern kann.“ Die Geschäftstaktik sei „unglaublich“, sagt er.

Unterdessen erhielt Frey E-Mails der Versandapotheke mit dem Hinweis, dass die Bestellung bearbeitet ist. „Das ist beruhigend“, sagt der Rentner. Der Mann ist froh, dass es sich nicht um verschreibungspflichtige Arzneimittel handelt. „Wir brauchen die Sachen jetzt nicht sehr dringend.“ Die bestellten Produkte könne er auch in einer Vor-Ort-Apotheke erwerben. Darunter seien Salben sowie Aspirin Protect zur Vorbeugung eines erneuten Herzinfarkts und Schlaganfalls.

Eigentlich geht Frey wegen apothekenpflichtiger Präparate oder Freiwahlprodukten nicht mehr in stationäre Apotheken. „Online-Apotheken sind viel billiger“, sagt er. Eine Großpackung Magnesium koste dort etwa 10 Euro weniger. Als Rentner müsse er auf seine Finanzen achten. Positiv bewertet Frey nach der Übernahme durch Apo-Discounter, dass er jetzt bei Juvalis auf Rechnung kaufen könne. Der 3 Euro-Gutschein als Entschädigung für die Lieferverzögerung tröstet ihn nicht.

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