Kommentar

Warum Apotheker für Homöopathie kämpfen sollten

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Berlin -

Befürworter und Gegner der Homöopathie gehen in der Regel unerbittlich aufeinander los. Für die einen geht es um die Frage, ob vermeintlicher Hokuspokus in der Medizin des 21. Jahrhunderts noch einen Platz hat. Für die anderen geht es um Vielfalt und Freiheit bei der Therapie. Die Apotheken sollten Farbe bekennen.

Eigentlich wäre die Sache ganz einfach: Jeder nach seiner Fasson, könnte man sagen und die zuweilen erschreckend kompromisslos geführte Debatte ein für alle Mal beenden: Erstattung streichen, Apothekenpflicht auch. Hardliner fordern sogar, Globuli & Co. per Dekret aus der Offizin zu verbannen. Wer partout Homöopathie will, soll sie eben selbst kaufen – als reine Zuckerkügelchen ohne jeglichen Health Claim aus dem Süßigkeitenregal im Discounter.

Hersteller, Ärzte und Apotheker sitzen in der Falle. Ja, sie verdienen gutes Geld mit alternativmedizinischen Präparaten, aber das alleine wäre kein Grund, sich zu verstecken. Viel schlimmer ist, dass die Debatte an den Grundfesten ihrer Arbeit rührt: Wo keine Evidenz ist, sollen auch keine Erfahrungswerte gelten, so die gefährliche Losung der Kritiker. Zufriedene Kunden überzeugen niemanden, der sich die Ausrottung von Globuli & Co. auf die Fahne geschrieben hat.

Die Wahrheit ist, dass es mit der Evidenz selbst in der Schulmedizin so eine Sache ist. Gerade G-BA-Chef Josef Hecken sollte wissen, dass der Leistungskatalog der Kassen in Deutschland im Grunde ausschließlich an die Rezeptpflicht gekoppelt ist – und eben nicht an Wirksamkeitsbelege oder andere wissenschaftliche Kriterien. Und dass auch das Verfahren zur Nutzenbewertung noch immer keine Lösungen für die Realitäten des klinischen Alltags hat.

Was die Verteidigung der Homöopathie so schwierig macht, sind die vielen Extreme, die es in dieser Therapierichtung – ähnlich wie in der Traditionellen Chinesischen Medizin – gibt. Gemeint sind nicht jene unsäglichen Fälle, in denen beispielsweise Krebspatienten erfolglos mit Homöopathika behandelt werden. Gemeint sind extreme Verdünnungen, skurrile Handhabungsanweisungen und obskure Zubereitungen wie bei Vollmond vergrabene Rinderherzen.

Na und? Wer heilt, hat Recht, sollte man meinen. Das Problem ist der Arzneimittelstatus, den Homöopathika haben. Ihn aufzugeben und damit die Debatte um Wirksamkeitsnachweise zu beenden, ist keine Option. Denn eine Apothekenpflicht für Nichtarzneimittel gibt es nicht. Wer die Therapierichtung aber freigibt oder gar Globuli in der Apotheke verbietet, der lässt den Patienten alleine, nimmt ihm den Anspruch auf eine qualifizierte Beratung. Einen solchen Eingriff in Patientenrechte kann niemand wollen, egal wie er selbst zur Homöopathie steht.

Klar sein muss auch jedem Kollegen, der Homöopathie jetzt aus seiner Apotheke verbannt, dass diese Produktgruppe erst der Anfang ist. Denn auch wenn weite Teile des homöopathischen Sortiments wegen des Beratungsbedarfs wohl kaum im Mass Market funktionieren würden: Große Marken wie Meditonsin oder Contramutan werden ihre Käufer auch außerhalb der Apotheke finden. Und dann wird es nicht lange dauern, bis auch die Apothekenpflicht bei pflanzlichen Präparaten gezielt infrage gestellt wird.

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