Pikrinsäure-Fund

50 Feuerwehrleute evakuieren Apotheke

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Berlin -

Am Donnerstagabend wurde die Hirsch-Apotheke in Konstanz evakuiert. Die Bodanstraße, in der die Apotheke liegt, war zwischen Schnetztor und Bodanplatz gesperrt. Grund war ein Feuerwehreinsatz, bei welchem verfestigte Pikrinsäure aus dem Apothekenlager entfernt wurde. Die Hirsch-Apotheke und die umliegenden Gebäude wurden evakuiert, die Stadt Konstanz entschädigte die Anwohner mit einem kostenfreien Abendessen.

Am Abend gegen 18 Uhr meldete sich ein Mitarbeiter der Hirsch-Apotheke bei der Konstanzer Feuerwehr. Im Rahmen einer Bestandsaufnahme entdeckte er ein 100 Milliliter-Gefäß mit der Aufschrift Pikrinsäure. „Das Fläschchen stand dort wohl schon einige Jahre und war nicht aufgefallen“, so Christopher Kutschker, Pressesprecher der Feuerwehr Konstanz.

Im flüssigen Zustand ist die Säure harmlos. Verfestigt jedoch gilt sie als Sprengstoff. „Daher entschieden wir, mit dem Gefahrgutzug auszurücken und die Lage vor Ort abzusichern“, berichtet Kutschker. Das Gebäude, in dem sich die Apotheke befindet, und die umliegenden Wohnungen wurden geräumt. Insgesamt 15 Personen wurden evakuiert, zudem sperrte die Feuerwehr den Straßenzug vor der Hirsch-Apotheke.

Die Feuerwehr sei auf Nummer sicher gegangen, auch weil sich die Apotheke am Rand der Altstadt in einem historischen Gebäude befindet. „Wir haben außerdem den Kampfmittelbeseitigungsdienst des Landeskriminalamts (LKA) Stuttgart kontaktiert und das weitere Vorgehen besprochen“, erklärt Kutschker. Das LKA nahm sich schließlich der Sache an, entsorgte und vernichtete den Gefahrenstoff fachmännisch.

Insgesamt waren 50 Einsatzkräfte vor Ort. Die hohe Zahl erklärte Kutschker damit, dass zunächst die Lage vor Ort bewertet und gesichert werden musste. Anschließend konnte die Truppenstärke wieder etwas heruntergefahren werden. Der Einsatz dauerte vier Stunden, die Bodanstraße bleib für zwei bis drei Stunden gesperrt.

Die Anwohner, die solange nicht in ihre Häuser konnten, wurden von der Stadt Konstanz in einem benachbarten Restaurant zum Essen eingeladen. Nachwirkung des Einsatzes sind keine zu befürchten, da die Pikrinsäure komplett entsorgt wurde. Auch die Hirsch-Apotheke konnte am Freitagmorgen wieder planmäßig ihren Betrieb aufnehmen. Ob dem Apotheker die Kosten des Feuerwehreinsatzes in Rechnung gestellt werden, ermittelt derzeit noch die Polizei.

Pikrinsäure war früher ein weit verbreitetes Testmittel, das nahezu jede Apotheke auf Lager hatte. „Heute ist es jedoch nicht mehr gängig, da es ungefährlichere Alternativen gibt“, so Kutschker. Im verfestigten Zustand gilt Pikrin als hochexplosiv, vor allem unter der Einwirkung von Reibung, Hitze und Schlagkraft. „Den Deckel aufzuschrauben, könnte da schon reichen, etwas auszulösen“, begründet Kutschker den groß angelegten Feuerwehreinsatz.

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