Versandhandel

Apo-Rot: Apotheke egal

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Berlin -

Seit der Übernahme von Apo-Rot durch DocMorris werden Kunden der früheren Versandapotheke aus Hamburg vom niederländischen Heerlen aus beliefert. Kunden aus Österreich wiederum bekommen ihre Päckchen aus Halle/Saale. Der Fall zeigt, dass die Apotheke hinter der Domain beliebig austauschbar ist.

„Apo-Rot: Jetzt aus den Niederlanden von der Apo-Rot B.V. in gewohnter Qualität“, heißt es ganz oben auf der Website der ehemals deutschen Versandapotheke. Der Mutterkonzern hatte nach der Übernahme für den neuen Ableger also am Firmensitz in Heerlen eine eigene Gesellschaft gegründet. Abgewickelt wird das Geschäft im Logistikzentrum von DocMorris, weitere Serviceteams arbeiten nach wie vor in Hamburg.

Das Geschäft von Apo-Rot in Österreich läuft unter dem Namen „Apo-Rot International“ und trägt den Zusatz „Ein Shop der Apotheke Zur Rose“. Tatsächlich wird im Impressum die deutsche Apotheke von Ulrich Nachtsheim genannt. Zur Erinnerung: Der Apotheker betreibt am Firmensitz von Zur Rose Pharma in Halle/Saale eine Filiale und lässt wesentliche Teile der Logistik von der Tochterfirma der Gruppe aus der Schweiz abwickeln. Die Konstruktion war 2004 eingeführt worden, weil Zur Rose aus der Schweiz heraus keine Medikamente nach Deutschland verschicken darf. Das Bundesverwaltungsgericht hatte die Klage eines Apothekers gegen das Modell abgewiesen, der Vertrag war aber später nachgebessert worden.

Dass die Wahl auf Halle fiel, ist kein Zufall. Zur Rose war eine der ersten Versandapotheken, die Medikamente nach Österreich verschickte. Ab 2011 gab es eine Kooperation mit der Drogeriekette dm. Der Standort des OTC-Versenders VfG wurde später zugunsten von Halle aufgegeben.

Eigentlich hatte Zur Rose auch die Versandabteilung in Halle schließen und den Standort umwidmen wollen. Doch bis das neue Logistikzentrum in Heerlen steht, muss CEO Walter Oberhänsli mit den bestehenden Kapazitäten jonglieren. Auch wenn auf lange Sicht alle Aktivitäten in Heerlen gebündelt werden sollen, kommen die derzeitigen Niederlassungen in Halle (Zur Rose), Bremen (Eurapon) und Ludwigshafen (Medpex) dabei gut zupass. An den Apotheken selbst ist Zur Rose nicht beteiligt – diese werden ausgetauscht, sobald der Umzug nach Holland über die Bühne gehen kann.

Zur Rose ist kein Einzelfall, was solche Konstruktionen angeht. Die führenden Versandapotheken sind – mehr oder weniger offensichtlich – eingebettet in ein Netz aus Kapitalgesellschaften. Gewinne lassen sich über den zwischengeschalteten Großhandel und über Dienstleistungsverträge abschöpfen. Eigentumsrechte sichern sich die beteiligten Investoren über Marke und Domain. Die Apotheke hinter der Versandapotheke wird damit austauschbar, das Fremdbesitzverbot Makulatur. Weitere Beispiele sind Apo-Discounter, Aponeo, Besamex und Sanicare.

Umgekehrt gibt es das Phänomen, dass hinter verschiedenen Webshops ein- und dieselbe Versandapotheke steht. Ein Beispiel neben DocMorris/Zur Rose/Vitalsana/Eurapon/Apo-Rot/Medpex ist Apo-Discounter: Wer etwa bei Juvalis bestellt, bekommt sein Päckchen genauso aus Leipzig wie Kunden von Versandapo.de, Vitaapotheke, Deutscher Internet Apotheke und der Versandapotheke Medipolis. Auch Apotheke.de, Apo.com, Apotheke-online.de und Apolux.de führen schlussendlich zu Apo-Discounter. Ableger gibt es auch für Klientel aus dem Ausland, Polen etwa oder China. Verkauft werden Produkte auch über Amazon und Ebay. Bereits 2010 wurde Apo-Discounter außerdem zur offiziellen Lidl-Partnerapotheke.

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