Bestellplattform

Aponow: Online-Auftrag ungefragt

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Berlin -

Patienten sollen in einigen Wochen in jeder Apotheke in Deutschland online Arzneimittel bestellen können – egal, ob die Apotheke einen Internetauftritt hat und will oder nicht. Möglich machen soll das die Bestellplattform Aponow, das neueste Projekt von Ordermed-Gründer Markus Bönig. Für seine „nationale Vorbestellplattform“ hat Bönig den Axel Springer Verlag ins Boot geholt.

Patienten können bei Aponow Medikamente bestellen. Anhand ihrer Postleitzahl erhalten sie eine Liste der umliegenden Apotheken und können ihre Wunschapotheke auswählen. Alle Apotheken werden Bönig zufolge in der Datenbank geführt. „Damit sind ab Ende Juni alle deutschen Apotheken schlagartig online“, so der Aponow-Chef.

Bei der Auflistung gibt es Präferenzen: Ordermed- und Pillentaxi-Apotheken werden automatisch ganz oben angezeigt. Aber auch andere Apotheken und Kooperationen können sich nach vorn arbeiten: Dafür wird eine monatliche Pauschale von 19,95 Euro fällig.

Den gleichen Betrag müssen Apotheken zahlen, wenn sie eigene Preise in das System einpflegen wollen. Dies muss händisch erfolgen, eine Tabelle kann aber aus der EDV exportiert und hochgeladen werden. Ohne eigene Angaben werden UVP oder AVP ausgegeben. Beide Zusatzleistungen zusammen – Top-Listung und Preismanagement – gibt es für 29,95 Euro im Monat. Ansonsten ist die Plattform für Apotheker kostenlos, ebenso für die Patienten. Die Finanzierung soll über die Industrie erfolgen, die auf Aponow Werbung schalten kann.

Wenn ein Patient seine Medikamente und seine Apotheke ausgewählt und die Vorbestellung bestätigt hat, erhält die Apotheke ein Fax. Sie erfährt auf diesem Weg, ob der Patient per Telefon oder E-Mail kontaktiert werden und seine Medikamente geliefert bekommen möchte. Der eigentliche Kaufvorgang findet dann bei Übergabe zwischen Patient und Apotheke statt.

Reagiert eine Apotheke innerhalb von zwei Stunden nicht auf die Vorbestellung, wird der Kunde informiert. Er kann dann eine andere Apotheke auswählen. Die erste Apotheke erhält in diesem Fall ein Absageschreiben.

Über Aponow sind nur OTC- und Freiwahlbestellungen möglich. Wählt der Patient ein rezeptpflichtiges Arzneimittel aus, wird er automatisch zu dem Rezeptdienst von Ordermed weitergeleitet. Die Belieferung können dann nur Partnerapotheken übernehmen.

Technisch basiert Aponow auf dem ehemaligen Bestellportal Dedendo, mit dem die Alliance-Kooperation Vivesco Ende 2012 an den Start gegangen war. Bönig hat die Plattform aus der Insolvenzmasse des im Dezember 2013 insolvent gemeldeten gleichnamigen Unternehmens gekauft. Am 25. Juni soll die Vermarktung beginnen – sowohl in der Springerpresse als auch bei Google.

Der Bestellvorgang bei Aponow ist nahezu identisch mit dem Verfahren bei Klick A, einem weiteren Angebot von Pharmacy Connect. Dabei können Kunden über Werbebanner ihre Arzneimittel direkt beim Hersteller bestellen und in einer Apotheke ihrer Wahl abholen. Bönig bietet den Herstellern mit dem Tool die Möglichkeit, den Medienbruch bei Internetwerbung zu vermeiden.

Ähnliche Konzepte wie Aponow gibt es seit der Geburtsstunde des Versandhandels in Deutschland: Die ABDA hatte 2003 die Bestellplattform Aponet entwickelt. Das Projekt wurde aber kaum genutzt und Ende 2009 wieder eingestellt. Der Wort & Bild-Verlag bietet mit der App „Apotheke vor Ort“, der Deutsche Apothekerverlag unter apotheken.de eine ähnliche Leistung an. Auch diese Bestellplattform ist über eine App erreichbar. In Österreich hat der Apothekerverband jetzt mit APOdirekt eine eigene Plattform auf die Beine gestellt.

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