Pharmakonzerne

Bayer: Von Farben zu Pharma

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Berlin -

Der Chemie- und Pharmakonzern Bayer feiert in diesem Jahr sein 150-jähriges Bestehen. Was als kleine Farbenfabrik in Wuppertal-Barmen begann, ist heute ein Weltkonzern mit 110.000 Beschäftigten. Das Unternehmen wurde am 1. August 1863 von dem Kaufmann Friedrich Bayer und dem Färber Johann Friedrich Weskott gegründet – zunächst als Hersteller synthetischer Farbstoffe.

Im Laufe der Jahre wächst die Produktpalette. 1888 richtet Bayer eine pharmazeutische Abteilung ein, die einen zunehmend größeren Anteil des Gesamtumsatzes erwirtschaftet. Elf Jahre später kommt das Schmerzmittel Aspirin (Acetylsalicylsäure) auf den Markt, das bis heute zu den Top-Produkten des Unternehmens gehört. 1881 wird die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, danach entwickelt sie sich zu einem international tätigen Chemieunternehmen. Im Zuge der Expansion wird der Hauptsitz 1912 nach Leverkusen verlagert.

Der Erste Weltkrieg unterbricht das Wachstum: Die Exportmärkte gehen großteils verloren, der Absatz von Farbstoffen und Medikamenten sinkt. Bayer wird in die Kriegswirtschaft eingegliedert und produziert verstärkt Kriegsmaterial, darunter Sprengstoffe und chemische Kampfstoffe.

Die Folgen des Kriegs sind für den Konzern verheerend: Die Tochterfirma in Russland wird enteignet, in den USA werden das Firmenvermögen und Patente beschlagnahmt und enteignet. In Folge wurde der Markenname Aspirin in den USA gemeinfrei, sodass es heute Aspirin auch von der US-Apothekenkette Walgreens und anderen Herstellern gibt.

Nach dem Krieg geht es zunächst bergauf: Bayer-Wissenschaftler erforschen Medikamente zur Bekämpfung der Malaria. Professor Dr. Gerhard Domagk entdeckt die therapeutische Wirkung der Sulfonamide – ein wichtiger Schritt zur Chemotherapie von Infektionskrankheiten – und erhält dafür 1939 den Nobelpreis. In der Weltwirtschaftskrise gehen Produktion und Beschäftigung drastisch zurück.

Während des Nationalsozialismus ist Bayer Teil der IG Farben, unter deren Dach die deutsche Chemieindustrie seit Mitte der 1920er Jahre zusammengefasst war. Die Branche wurde ein wichtiger Zulieferer für die Rüstungsindustrie und Kriegsmaschinerie der Nazis. Im Werk Leverkusen waren laut Firmenchronik im Herbst 1944 rund 4300 Zwangsarbeiter beschäftigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Firmenverbund IG Farben zerschlagen. Unter dem Namen „Farbenfabrik Bayer“ wurde das Unternehmen 1951 neu gegründet.

Der Konzern expandierte und baute das internationale Geschäft aus. Die Pharmaforschung wird bis Ende der 1980er Jahre immer weiter ausgebaut: 1975 kommt das Herz-Kreislaufmittel Adalat (Nifedipin) auf den Markt, 1981 Ciprobay (Ciprofloxacin). Besonders die Sparten Pharma, Pflanzenschutz sowie Kunst- und Lackrohstoffe expandieren. 1999 trennt sich Bayer von der Konzerntochter Agfa und 2005 von wesentlichen Teilen des klassischen Chemiegeschäfts, die unter dem Namen Lanxess ausgegliedert werden.

2001 schlitterte Bayer in eine tiefe Krise: Das Unternehmen muss den Cholesterinsenker Lipobay (Cerivastatin) vom Markt nehmen. Das Medikament steht im Verdacht, den Tod von zahlreichen Patienten mitverursacht zu haben. Ein Ausstieg aus dem Pharmageschäft wird geprüft. Doch es kommt ganz anders: 2006 wird der Berliner Pharmakonkurrent Schering übernommen – die bislang größte Akquisition in der Firmengeschichte.

Heute ist die Gesundheitssparte die tragende Säule des Konzerns. 3 Milliarden Euro pumpt das Unternehmen jährlich in Forschung und Entwicklung. Im vergangenen Jahr setzte Bayer 36,5 Milliarden Euro um. Der Gewinn lag bei 2,5 Milliarden Euro, 90 Prozent mehr als im Vorjahr. Im ersten Halbjahr 2012 konnte Bayer Umsatz und Gewinn weiter steigern. Dazu trugen das Thrombose-Mittel Xarelto (Rivaroxaban), der Blockbuster Betaferon (Interferon beta-1b) und Aspirin bei.

Der Konzern will das Jubiläum nutzen, um weltweit noch bekannter zu werden: Zahlreiche Veranstaltungen wie Ausstellungen und wissenschaftliche Symposien sind geplant. Außerdem soll ein Luftschiff mit dem Bayer-Kreuz über allen Kontinenten fahren.

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