Mittelohrentzündung

Otofren: „Otovowen“ als Tablette

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Berlin -

Die Mittelohrentzündung ist eine der häufigsten Erkrankungen, die bis zum sechsten Lebensjahr auftritt. Mittel der Wahl – vor allem bis zur Streichung aus dem Leistungskatalog der Kassen – war Otovowen (Weber & Weber). Die homöopathischen Tropfen zum Einnehmen haben Konkurrenz von Pflüger. Aus Rheda-Wiedenbrück kommt Otofren als Tablette – allerdings schon seit 2001. Jetzt geht Pflüger mit dem Produkt in die Werbung.

Zu den Anwendungsgebieten des homöopathischen Arzneimittels von Pflüger gehören die akute und chronische Mittelohrentzündung. Der Klassiker Otovowen kann laut Packungsbeilage zur Besserung der Beschwerden einer Otitis media und Schnupfen eingenommen werden. Wie schon in den Anwendungsgebieten unterscheiden sich die Homöopathika auch in ihrer Zusammensetzung. Hier gibt es nur eine Gemeinsamkeit, beide Präparate enthalten den Blauen Sturmhut (Aconitum), allerdings in unterschiedlichen Potenzen.

Otovowen enthält außerdem Paprika (Capsicum annuum), Hydrastis canadensis, Iodum, Natrium tetraboracium in D4, Hydragyrum bicyanatum D6 sowie die Urtinkturen von Kamille (Chamomilla recutita), Sonnenhut (Echinacea purpurea), Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) und Kanadische Blutwurzel (Sanguinaria canadensis). Pro Jahr werden laut Weber & Weber 600.000 Packungen des Arzneimittels, das seit mehr als 55 Jahren auf dem Markt ist, abgegeben. Der Mischung werden entzündungshemmende, schmerzlindernde und die Selbstheilungskräfte stärkende Eigenschaften zugesprochen.

Neben Aconitum D6 enthält Otofren Arsenicum iodatum D6, Aurum metallicum, Graphitis in D4, Hepar sulfuris, Phytolacca americana, Thuja occidentalis und Viola odorata in D3. Das Präparat darf bei Schilddrüsenerkrankungen nicht ohne ärztlichen Rat eingenommen werden. Patienten ab einem Alter von zwölf Jahren können im Akutfall alle halbe bis ganze Stunde – maximal zwölfmal täglich – je eine glutenfreie Tablette einnehmen. Bei chronischen Zuständen soll dreimal täglich eine Tablette eingenommen werden. Säuglinge im ersten Lebensjahr dürfen nach Rücksprache mit dem Arzt nicht mehr als Eindrittel der Erwachsenendosierung erhalten. Die Tabletten sind vor der Gabe in Wasser aufzulösen. Bis zum sechsten Lebensjahr sollte die Dosis nicht mehr als die Hälfte der Erwachsenendosierung betragen.

Die Mittelohrentzündung tritt vor allem am Abend oder in der Nacht auf. Meist ist die Otitis media – die Entzündung der Schleimhaut im Mittelohr – Folge eines viralen Infektes der oberen Atemwege, die in eine Superinfektion übergeht. Die Bakterien wandern dann über die Ohrtrompete in das Mittelohr und verursachen eine meist eitrige Entzündung. Kinder bis zu sechs Jahren sind am häufigsten betroffen, da die Ohrtrompete kürzer ist als bei Erwachsenen. Theoretisch kann die Otitis media in jedem Lebensalter auftreten. Die Betroffenen klagen über pulsierende Schmerzen und ein Druckgefühl. Auch Fieber kann mitunter auftreten. Zwar ist die Mittelohrentzündung kein medizinischer Notfall, gehört aber dennoch in ärztliche Hände.

Behandelt wird meist mit Schmerzmitteln und einem abschwellenden Nasenspray. In einige Fällen kommt ein Breitbandantibiotikum zum Einsatz, allerdings besteht hier die Gefahr für Resistenzen. Da die Entzündung meist in wenigen Tagen wieder abheilt, sollte mit der Antibiose bei älteren Kindern zwei Tage abgewartet werden. Zur Behandlung der Otitis media stehen auch verschreibungspflichtige Ohrentropfen zur Verfügung. InfectoCiproCort kann bereits ab einem Alter von sechs Monaten zur Behandlung einer akuten Otitis externa, einer Infektion des äußeren Gehörgangs, und einer Otitis media, mit eingelegtem Paukenröhrchen angewendet werden, vorausgesetzt die Erkrankung ist bakteriellen Ursprungs. Die Anwendung der Ohrentropfen sollte bei perforiertem Trommelfell unter Vorsicht erfolgen. Der Patient erkennt den Defekt an einem zischendem Geräusch. Dies entsteht beim Schnäuzen bei zugehaltener Nase.

Konkurrenz im Bereich Ciprofloxacin-haltiger Ohrentropfen kommt mit Panotile Cipro von Pierre Fabre und Ciloxan von Novartis. Chiesi hat Otobacid N mit Dexamethason und Cinchocain im Sortiment. Novartis hat mit Polyspectran Augen- und Ohrentropfen am Markt. Das Arzneimittel enthält Polymycin-B-Sulfat, Gramicidin und Neomycinsulfat. Zugelassen sind die Tropfen zur Behandlung akuter Entzündungen des äußeren Gehörganges und des Ohres.

Verschreibungsfrei sind hingegen Gelobacin (Glycerol, Pohl Boskamp) und Otalgan (Phenazon/Procain, Südmedica). Werden Ohrentropfen angewendet, sollte die Tropfflasche oder das Einmaldosisbehältniss vor der Anwendung in der Hand oder Hosentasche auf Körpertemperatur erwärmt werden. Während der Anwendung sollte der Kopf zur Seite geneigt oder sich auf die Seite gelegt werden. In dieser Position sollte auch dem Eintropfen etwa fünf bis zehn Minuten verblieben werden.

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