Erkältungsmittel

Algovir: Hermes kontert SWR-Marktcheck

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Berlin -

Passend zur kalten Jahreszeit: Das SWR-Magazin „Marktcheck“ widmet sich heute Abend ab 20.15 Uhr dem Thema „Erkältungsmittel: Echte Hilfe bei Beschwerden?“ Zu den offenbar als weniger wirksam eingestuften Medikamenten zählt auch das seit September 2017 erhältliche Erkältungsspray Algovir (Carragelose). Der Hersteller Hermes nahm vorab zu kritischen Anmerkungen und Fragen der Redakteure Stellung.

Nicht zum ersten Mal steht das Mittel in der Kritik. Die Studienlage von Algovir (Hermes) und dem Konkurrenzprodukt Viruprotect (Stada) sei eher dürftig, meinte etwa Professor Dr. Gerd Glaeske im Interview mit dem Spiegel. Die Lage sei womöglich ernst, denn „es gibt sogar theoretische Überlegungen, das Algovir mit seinem Inhaltsstoff bei längerer vorbeugender Anwendung schaden könnte“, wurde der Pharmakologe zitiert. Eine Begründung lieferte er nicht. „So verarschen uns Apotheken“, titelte kurz darauf das Sat.1 Frühstücksfernsehen; in dem Beitrag wurde das Mittel ebenfalls verrissen. Auch die Beratung der Apotheken wurde kritisiert.

Dass das Medienecho auf das neue Produkt so durchwachsen ausfallen würde, hatte man bei Hermes nicht erwartet. Immerhin: Die SWR-Reporter schickten – anders als ihre Kollegen – Fragen, in denen der Hersteller Stellung nehmen sollte. Woher denn die Empfehlung komme, Algovir vorbeugend und nach Ausbrechen der Erkältung anzuwenden, um die Krankheitsphase zu verkürzen? „Wir haben HNO-Ärzte und Pharmakologen dazu befragt und sie sagen, dass es nicht möglich ist, die Krankheitstage durch Algovir zu verkürzen“, so die Reporter.

Hermes entgegnete, der Wirkstoff bilde eine physikalische Barriere, „in der sich die in die Nase eingedrungenen Erkältungsviren verfangen und folglich die Zellen der Nasenschleimhaut nicht mehr infizieren können, um sich dort zu vermehren“. Studien hätten belegt, dass eine frühzeitige Anwendung nach Ausbruch der Erkältung „zu einer signifikanten Verringerung der Symptomatik und damit zu einer Verkürzung der Krankheitsdauer führen“ könne. Das sei unter Verwendung des international anerkannten Jackson Score nachgewiesen worden. Nach abgeklungener Erkältung könne die weitere Anwendung einer erneuten Infektion vorbeugen.

Die Studien halten die Reporter für wenig überzeugend, denn sie seien laut Experten „kein Beleg für einen klinischen Nutzen, alleine auf Grund ihrer Größe und ihres Designs“, kritisierte das SWR-Team. Hermes entgegnete, alle Untersuchungen seien von renommierten Institutionen in Cardiff und Wien gemäß den für Medizinprodukte geltenden Regeln und höchsten ethischen Standards durchgeführt worden. Sie entsprächen anderen Studien etwa für das pflanzliche Konkurrenzprodukt Echinacin (Purpursonnenhutkraut) von Meda. „Der klinische Nutzen der Befeuchtung der Nasenschleimhaut ist allgemein bekannt“, so Hermes, zusätzlich dazu seien eine Reduktion der Virenmenge, eine Verkürzung der Krankheitsdauer und eine Reduktion des Wiederaufflammens von Symptomen nachgewiesen worden.

Das geltende Recht sehe für „Medizinprodukte, die in unmittelbaren Kontakt mit dem menschlichen Körper kommen, eine biologische Beurteilung und eine Prüfung der Biokompatibilität vor“, um Wechselwirkungen mit Gewebe, Zellen und Körperflüssigkeiten des Patienten zu untersuchen, so der Hersteller weiter. Bei Algovir habe es keine negativen Erkenntnisse gegeben.

Nach zehn Jahren Erfahrungen in der Anwendung etwa in Österreich habe es „keinerlei Meldungen zu möglichen Zellschäden“ gegeben. Theoretische Überlegungen könnten kein ernsthafter Maßstab zur Beurteilung von medizinischen Therapien sein. So lange es keine wissenschaftlich fundierten Beweise gebe, hätten sie „nur den Wert von Behauptungen“.

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