OTC-Hersteller

Hier schwitzt die Branche

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Berlin -

Fühlen sich Mitarbeiter am Arbeitsplatz wohl, erhöht sich die Produktivität. Pharmakonzerne und mittelständische Hersteller investieren für ihre Angestellten in Zusatzangebote wie Kitas und Fitnesscenter. Zahlreiche Unternehmen bieten Trainingsräume an oder subventionieren Sportkurse vor Ort.

Bei Boehringer Ingelheim kann im firmeneigenen Fitnessstudio geschwitzt werden. Seit 2008 gebe es das auf Prävention ausgerichtete Gesundheitszentrum, sagt eine Sprechern. Durch Öffnungszeiten von wochentags 6 bis 21 Uhr stehe es auch Schichtmitarbeitern zur Verfügung.

Mitglieder könnten mit professionell ausgebildeten Trainern auf dem Werksgelände in Ingelheim an Kardiogeräten trainieren oder an Kursen teilnehmen. Ziele seien, die Gesundheit und Zufriedenheit der Beschäftigten zu erhöhen sowie Teambildung und fachübergreifende Vernetzung zu fördern. Derzeit hat das Zentrum knapp 600 Mitglieder, das entspricht etwa sieben Prozent der Belegschaft am Standort.

Stada hat gerade in die Erneuerung des 2004 eröffneten Fitnessstudios in Bad Vilbel investiert. Den Mitarbeitern stehen an fünf Tagen pro Woche unter Anleitung eines professionellen Trainers neue Geräte und ein separater Bereich für Gymnastikübungen zur Verfügung. Grundsätzlich sei das Ziel dieser Angebote, die Leistungsfähigkeit und Motivation der Mitarbeiter zu erhalten, Belastungen am Arbeitsplatz zu reduzieren, Gesundheitspotenziale zu entdecken und das Wohlbefinden der Beschäftigten zu fördern, so ein Sprecher.

Auch Orthomol bietet den Angestellten in Langefeld seit 2005 kostenfrei ein firmeneigenes Fitnessstudio an. Die Resonanz sei positiv, sagt eine Sprecherin. „Kurse und Geräte werden von zahlreichen 'Sportlern' regelmäßig genutzt.“ Die kurzen Wege machten es sogar möglich, in der Mittagspause aktiv zu sein. „Seit diesem Sommer rundet außerdem ein Freizeitgelände die Bewegungsangebote ab, das auf einem Orthomol-Grundstück liegt, aber ebenfalls der Öffentlichkeit zugänglich ist.“ Das Unternehmen hat dort ein Beachvolleyball-Feld, einen Fußballplatz und einen Pump-Track errichtet.

Gleich mehrere Fitnessstudios hat Procter & Gamble (P&G). Der US-Konzern bietet hierzulande beispielsweise in Schwalbach, Kronberg und Berlin Trainings an. In Schwalbach trainieren rund 270 Mitarbeiter, der Standort ist wochentags von 7 bis 21 Uhr geöffnet, Betreiber ist Sona Positive Health. „Ein Fitnessstudio direkt auf dem Firmengelände bietet dabei ein besonders hohes Maß an Flexibilität“, sagt eine Sprecherin. Da die Räume durch den Betreiber nicht extra angemietet werden müssten, könne der Mitgliedsbeitrag deutlich günstiger angeboten werden, als in externen Studios.

Bayer bietet Mitarbeitern in Berlin seit 2011 das Fitnessstudio „B-Fit“, seit 2015 eine eigene Physiotherapie-Praxis. Im Studio können Angestellte sogar einen Personaltrainer buchen. Das „B-Fit“ befindet sich direkt auf dem Werksgelände. Rund 730 Mitglieder trainieren dort. Die Kosten liegen bei 28 Euro pro Monat für die Mitgliedschaft. Das Training wird bezuschusst.

Am Leverkusener Standort gibt es kein eigenes Fitnessstudio. Der Konzern bietet am Hauptsitz unter dem Motto „Gesund bei Bayer“ etwa Grippeimpfungen, augenärztliche Untersuchungen und spezielle Gesundheitstage an. Zudem gibt es eine „bewegte Mittagspause“ und in einem Park die Rundstrecke „Walking Meeting“ für Gespräche abseits des Schreibtisches.

Bei Hexal in Holzkirchen wird seit 2000 in einem eigenen Studio trainiert. Im vergangenen Jahr sei es komplett neu gestaltet und mit modernen Geräten ausgestattet worden, sagt eine Sprecherin. Das Angebot sei für Mitarbeiter kostenfrei und werde von rund 800 Mitarbeitern genutzt – knapp die Hälfte der Angestellten an dem Standort.

Rückenkurse, Fitnessboxen und Saunieren: AstraZeneca bietet in Wedel seit drei Jahren ein Fitnessstudio und Kurse an. Derzeit sind rund 110 Sportler angemeldet. Im Schnitt nutzten 15 Mitarbeiter wöchentlich den Fitnessbereich, sagt eine Sprecherin. An den regelmäßig stattfindenden Kursen nähmen durchschnittlich 30 Mitarbeiter pro Woche teil. Viermal im Jahr finden unterschiedliche Aktionskurse wie Laufen, Skiygymnastik oder Bootcamp mit jeweils 10 bis 15 Teilnehmern statt.

Der Phytohersteller Bionorica hat in Neumarkt einen Raum für Elektrostimulationstraining (EMS) eingerichtet. Die Initiative geht auf die persönliche Leidenschaft von Firmenchef Professor Dr. Michael Popp zurück, der Anfang 2013 in den Vertrieb der High-Tech-Geräte einstieg. In dem Raum befinden sich auch Cardio-Geräte. Jeder Mitarbeiter könne zwei kostenlose Schnupperstunden absolvieren und danach für 20 Euro pro Einheit trainieren, sagt ein Sprecher. „Jeweils im Folgemonat erstattet Bionorica automatisch die Hälfte des Betrags, so dass dem Mitarbeiter eine Trainingseinheit nur zehn Euro kostet.“ Zudem kooperiert das Unternehmen mit Fitnessstudios vor Ort, die für Angestellte vergünstigte Konditionen anbieten.

Das Familienunternehmen Engelhard will seinen Mitarbeitern künftig eigene Trainingsräume anbieten: „Ein Fitnessstudio ist derzeit in Planung, steckt jedoch noch in der Anfangsphase“, sagt eine Sprecherin. Aktuell werden bereits Präventionskurse, Betriebssportgruppen und täglich frisches Obst angeboten.

Sanofi unterstützt seit 2011 mehrere sogenannte Site-Health-Center in Berlin und Frankfurt, die von einem externen Partner betrieben und nicht ausschließlich von Mitarbeitern genutzt werden. Die Angestellten müssten keine langen Wegezeiten in Kauf nehmen, wenn sie vor oder nach der Arbeit oder in ihren Pausen trainieren gehen möchten, sagt eine Sprecherin. Das Kursangebot umfasst etwa Yoga, Entspannungstrainings, Indoorcycling, Zirkeltraining und Pilates. In Frankfurt seien rund 1000 Mitarbeiter angemeldet, pro Tag erschienen etwa 200 zum Training. In Berlin seien 150 Mitarbeiter aktiv.

Beiersdorf lädt zur aktiven Pause. Der Hamburger Kosmetikkonzern bietet seinen Mitarbeitern an, während eines langen Meetings das Team von der „Gesundheitsförderung“ zu schicken: Leichte Lockerungs- und Dehnungsübungen werden vorgeschlagen, die einen Ausgleich zum langen Sitzen schaffen sollen. Zudem bietet der Konzern zwei Mal pro Jahr einen kostenlosen individuellen Gesundheits-Check an. „Er wird gut von den Mitarbeitern angenommen und ist jedes Mal ausgebucht“, sagt eine Sprecherin.

In Hamburg können sich Interessierte zudem beim Verein Sportgemeinschaft Beiersdorf eintragen. Insgesamt gibt es rund 2600 Mitglieder. Angeboten werden rund 40 verschiedene Sportarten – darunter Badminton, Segeln, Gymnastik, Fußball, Walking, Zumba und Yoga. Letzteres wird in der Konzernzentrale angeboten.

GlaxoSmithKline (GSK) hat kein eigenes Fitnessstudio. Der Hersteller bietet aber in München Gesundheits- und Sportkurse wie Tai Chi und Tennis an. „Die Kurse finden teilweise bei uns im Haus statt und teilweise in einer Sporthalle“, sagt eine Sprecherin. Die Kosten würden zum Großteil getragen – der Mitarbeiter zahle pro Halbjahr einen sehr geringen Beitrag pro Kurs.

Am Ulmer Firmensitz von Teva hat der israelische Konzern nach der Übernahme von Ratiopharm die Sporttradition fortgesetzt. Seit 2000 gibt es dort und in Blaubeuren ein Kursangebot. Derzeit werden im Winterhalbjahr rund 30 und im Sommerhalbjahr rund zehn Kurse offeriert. Am Outdoor-Lauftraining nähmen pro Angebot rund 70 Mitarbeiter teil, sagt eine Sprecherin.

Innen bietet Teva unter anderem Yoga, Pilates, Spinning, Zumba, Rückentraining, Gymnastik, Faszientraining oder auch Deep-Work an. Der Großteil dieser Kurse findet in der 2013 gebauten firmeneigenen Turnhalle „mini-pharmer arena“ statt. Von den rund 2400 Mitarbeitern an den Standorten Ulm und Blaubeuren/Weiler nähmen die Sportangebote rund 700 Mitarbeiter wahr. Die Angestellten tragen rund 50 Prozent der Kosten.

Merz hat kein Fitnessstudio. „Wir subventionieren aber mit einem kleinen Betrag eine Mitgliedschaft“, sagt eine Sprecherin. Am Firmensitz in Frankfurt werden zudem Massagen, Kurse für Rückengymnastik und einmal pro Jahr ein Gesundheitstag angeboten. Auch Klosterfrau leistet sich in Köln kein eigenes Fitnessstudio. Für Mitarbeiter würden jedoch kostenlos Kurse angeboten. Ähnlich bei Novartis in Nürnberg. Der Pharmahersteller hat keine eigene Anlage, unterstützt Sportaktivitäten aber mit 100 Euro pro Jahr.

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