Junge Apothekerin glaubt an die Kreisstadt

Pasewalk- viel besser als Großstadt

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Berlin -

Nichts wie weg – sagt so mancher. Pasewalk ist eine Kreisstadt an der Grenze zu Polen. Viele junge Menschen sind im den vergangenen Jahren weggezogen, viele ältere Menschen sind geblieben. Für sie möchte Apothekerin Kathrin Rodewald da sein. Die 32-Jährige hat vor sieben Monaten die Kreis-Apotheke übernommen und glaubt fest an die Zukunft.

„Pasewalk ist eine kleine Kreisstadt mit rund 10.000 Einwohnern“, erzählt sie, „nur wenige Junge bleiben hier.“ Pasewalk ist schön, es gibt wie fast überall in Mecklenburg-Vorpommern viel herrliche Natur, aber leider wenig gut bezahlte Jobs. Die Arbeitslosenquote liegt bei 11,4 Prozent.

Rodewald hat in Greifswald Pharmazie studiert und es war immer klar, dass sie eines Tages wieder „nach Hause“ kommen würde. Obwohl sie nie so richtig weg war, rund 105 Kilometer liegen zwischen den beiden Orten. „Ich war während des Studiums jedes Wochenende zu Hause, weil ich im Verein Handball gespielt habe.“ Wegen einer Verletzung musste sie den aktiven Sport mittlerweile aufgeben, ist aber als Schatzmeisterin und Aushilfs-Trainerin tätig.

In der Kreis-Apotheke war sie schon von Kindes Beinen an oft. „Meine Großmutter hat hier als Apothekenhelferin gearbeitet. Viele Kunden kennen mich aus dieser Zeit.“ Im vergangenen Jahr hat sie die Apotheke übernommen, zehn Angestellte arbeiten hier. „Bei uns ist alles familiär, wir arbeiten alle gern und sind ein Team.“ Dass morgens alle gern zur Arbeit zu kommen, ist für sie wichtig. Wer Fachkräfte halten möchte, ist gut beraten, ein gutes Arbeitsklima zu schaffen. Auch an die Zukunft denkt Rodewald beizeiten: „Ich möchte junge, heimatnahe Menschen binden.“ Zwar geht so mancher fürs Pharmaziestudium in eine andere Stadt, in Pasewalk sind sie aber immer willkommen: „Bei uns kann jeder reinschnuppern.“ Vielleicht kommt die Praktikantin ja eines Tages als Apothekerin wieder.

Auch privat setzt die Apothekerin und zweifache Mutter auf Teamgeist. „Bei uns passen vier Generationen aufeinander auf, vom Enkel bis zur Uroma.“ Anders würde sie ihre 50 bis 60-Stunden-Woche auch nicht schaffen, Unterstützung von der Familie ist willkommen. Dann kommt die Zufriedenheit beinahe von alleine. „Die Apotheke läuft gut, wir haben nichts zu jammern.“

Mit ihrer Kreis-Apotheke will sie durchstarten. Noch mehr Service steht im Vordergrund, die Kunden wissen das zu schätzen. Und wer vor Ort gut beraten wird, bestellt im Idealfall nicht online. „Gute Beratung, das Menschliche finden Sie in keiner Online-Apotheke. Unsere Kunden wissen, dass wir das Beste für die Patienten geben.“ Auch die Zusammenarbeit mit den Ärzten klappe gut: „Das Leben ist nicht so anonym wie in der großen Stadt.“

Als nächster Servicepunkt stehen Abholfächer auf ihrem Plan: „In Pasewalk gibt es noch keine. Ich habe sie bereits behördlich beantragt, demnächst werden sie eingebaut.“ Derzeit gibt es in Pasewalk vier Apotheken. „Ich glaube nicht, dass das in den nächsten zehn bis 20 Jahren so bleiben wird“, sagt Rodewald. Der kontinuierliche Ausbau des Angebots sei auch deshalb unerlässlich. Und ein Lächeln, das von Herzen kommt. Denn für viele ältere Menschen ist die Apotheke nicht irgendein Ort – es ist ein Ort, an den sie gerne gehen, weil sie dort Menschlichkeit finden. Da können Online-Apotheken nicht mithalten.

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