Uniklinik München

PhiP auf Station: Projekt Arzneimittelanamnese

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Berlin -

In Deutschland wird angenommen, dass 3 bis 5 Prozent aller Krankenhauseinweisungen auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) zurückzuführen sind. Jeder vierte Zwischenfall könnte vermieden werden, denn häufig sind Medikationsfehler einer der Gründe von Nebenwirkungen. Die Krankenhausapotheke des Universitätsklinikums München bietet angehenden Pharmazeuten an, als PhiP auf Station bei der Arzneimittelanamnese mit anzupacken.

Jedes Jahr sterben tausende Menschen an den Folgen von Medikationsfehlern. „Wir wollen den Forderungen der WHO gerecht werden und die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) verbessern“, sagt Monika Andraschko, die Leiterin der Krankenhausapotheke. Deshalb haben Pharmazeuten im Praktikum dort die Möglichkeit, als „PhiP auf Station“ tätig werden. Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt und endet im Herbst, eine Verlängerung ist angedacht.

Das Berufsbild des Apothekers auf Station wird spätestens seit dem bekannten Fall von der Mordserie des Ex-Pflegers Nils H. häufig thematisiert und Stationsapotheker werden im Klinikalltag für notwendig erachtet. Aufgaben und Tätigkeiten sind weitgehend bekannt, doch was machen frisch gebackene Pharmazeuten auf Station? „Sie erkennen Fehler und lösen Probleme der Vormedikation, unterstützt werden sie von Apothekern“, erklärt Andraschko. „Auf der Station besprechen sie mit neu aufgenommenen Patienten die Hausarztmedikation, stellen diese auf im Klinikum verfügbare Arzneimittel um und analysieren sie bei Bedarf hinsichtlich Interaktionen oder anderer arzneimittelbezogener Probleme.“ Die Ergebnisse der Medikationsanalyse werden dann dem verantwortlichen Arzt zusammen mit Änderungshinweisen präsentiert.

Die PhiP unterstützen die Apotheker in der Erfassung der vollständige Medikation eines Patienten und analysieren diese unter anderem mit Hinblick auf Unverträglichkeiten, Plausibilität und Maximaldosen.Sie profitierten insbesondere vom direkten Patientenkontakt und würden viel dazu lernen, beispielsweise den Umgang mit Datenbanken. Doch nicht alle Hochschulabsolvent seien gleich für diese Position geeignet: „PhiP, die zuvor in der Apotheke tätig waren, haben es leichter, da Sie den Umgang mit Patienten schon kennen“, sagt die Krankenhausapothekerin.

Andraschko zufolge sei eine fehlerhafte Arzneimittelanamnese eine Hauptursache der Verordnungsfehler im Klinikum. „Befragungen haben ergeben, dass dies ein zentrales Problem im Klinikalltag und verbesserungswürdig ist“, sagt sie. „Mit der stationären Aufnahme liegt die Verantwortung für die Arzneimitteltherapie des Patienten, inklusive Vormedikation, beim behandelnden Arzt des Krankenhauses.“ Die Arzneimittelanamnese dient daher insbesondere dem Arzneimittelmanagement an der Schnittstelle ambulant-stationär. „Die Ärzte bewerten das Projekt sehr positiv. Wir sind eine große Hilfe für sie“, sagt Andraschko. „Wir verbessern die intersektoralen und interdisziplinäre Kommunikation, die im Aktionsplan AMTS gefordert wird.“

Die Verbesserung der Arzneimitteltherapie- und damit der Patientensicherheit war auch für die Teilnehmer des 25. Kasseler Symposiums für Krankenhausapotheker ein großes Thema. Diskutiert wurde unter anderem welchen Mehrwert der flächendeckende Einsatz von Stationsapothekern in Krankenhäusern hat, denn diese sind im Klinikalltag eher die Ausnahme als die Regel. „Stationsapotheker entlasten das Personal und kümmern sich um Prozesse, die aufwendiger und unübersichtlicher werden, beispielsweise im Bereich Aufnahme- und Entlassmanagement“, sagte Dr. Holger Knoth, Leitender Apotheker des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus an der TU Dresden.

Dass die Beratung eine zentrale Rolle in der Tätigkeit des Stationsapotheker einnimmt, demonstrierte PD Dr. Carina Hohmann mit den Worten: „Man kann kein Medikament und keinen Laborwert isoliert betrachten. Man muss patientenindividuell entscheiden.“ Auch die Ausbildung wurde im Rahmen der Veranstaltung thematisiert. Denn wie wird man denn Stationsapotheker? „Eine klare Antwort gibt es nicht, sagte Dr. Yvonne Hopf, Fachapothekerin für Klinische Pharmazie am Klinikum der Universität München. „Es gebe kein Patentrezept und keinen klassischen Ausbildungsweg“, ergänzt sie. Vielmehr seien zertifizierte Fortbildungen, Besuche von Konferenzen und das Studium von Fachzeitschriften einer der Möglichkeiten, diesen Weg zu bestreiten.

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