Kommentar

DocLangeSchlange

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Berlin -

Eine hübsche junge Frau lächelt vom Plakat: „Fortschritt stellt sich nicht in Warteschlangen.“ Es ist eines jener seltsam beliebigen Motive, bei dem man ohne Werbespruch gar nicht wüsste, wofür geworben wird. Make-up? Ein neuer Uni-Campus? Ein Sneaker, mit dem man umsonst auf den Mond reisen kann? Es ist DocMorris.

Ein großer Wurf ist das Plakat, das auf den Flächen des DocMorris-Medienpartners Ströer gezeigt wird, leider nicht. Von einem Unternehmen, das knapp 20.000 Konkurrenten angreift, erwartet man mehr. Mehr Phantasie. Mehr Kreativität. Mehr Schwung.

Wer sich mit dem Slogan „Und wie geht‘s uns morgen?“ als Innovationsmotor positionieren will, der sollte mehr Argumente haben als die vermeintlichen Warteschlangen in der Offizin. Bei diesem Plakat muss sich kein Apotheker fürchten.

Kürzlich war ich in einer Apotheke, die Schlange reichte bis vor die Tür. Erkältungszeit. Alle warteten geduldig. Ich wollte etwas kaufen, das mir online verschickt nichts gebracht hätte, denn es war Samstag am späten Nachmittag und ich brauchte es sofort.

Die PTA war kompetent und freundlich. Sie beriet mich so ausführlich, dass ich schon ein schlechtes Gewissen bekam. Aber alle übten sich, was für Berliner Verhältnisse selten ist, in Geduld und Höflichkeit – Apothekenmitarbeiter ebenso wie die fünfzehn Kunden. Ich hatte nicht den Eindruck, in einer Mittelalter-Offizin gelandet zu sein. Im Gegenteil: automatische Tür, Computer, Kommissionierer, alles da.

Quasi zur „Belohnung“ für die zauberhafte Behandlung kaufte ich kurzfristig noch ein Make-up. Ich dachte, dass so viel Engagement irgendwie belohnt werden sollte. Online hätte ich auf Warenkorb und Verkauf abschließen geklickt. Und mich spätestens dann geärgert, wenn ich in der Post-Filiale angestanden hätte, weil weder ich noch die Nachbarn zu Hause waren, als der Paketbote das einzige Mal klingelte.

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