Protestkunst

Heroinlöffel gegen die Opioid-Krise

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Berlin -

Rund 360 Kilo schwer war die Skulptur eines Heroinlöffels, die ein Galerist vor der Zentrale von Purdue Pharma abstellte. Der Pharmariese aus dem US-Bundesstaat Connecticut sei mit für die grassierende Opiod-Krise in den USA verantwortlich. Für seine Guerillaaktion wurde Fernando Luis Alvarez verhaftet.

Nicht von ungefähr wählte Alvarez gerade diesen Standort. Für viele spätere Heroinabhängige seien Schmerzmittel die Einstiegsdroge, sagte er dem Magazin „Time“. Künstler Domenic Esposito erzählte, sein eigener Bruder sei selbst seit 14 Jahren abhängig. Die Skulptur stehe sinnbildlich für das damit verbundene Leid auch der Familienangehörigen und Freunde. „Der Löffel ist ein Symbol für die Dunkelheit“, so Esposito. „Er fördert negative Emotionen bei mir zutage.“

Purdue ist Hersteller des viel verschriebenen opiodhaltigen Schmerzmittels OxyContin. Die Firma ist in den USA wegen ihrer Verkaufs- und Marketingstrategien unter Beschuss geraten. Regelwidrige Verschreibungen seien mitverantwortlich für den Missbrauch des Medikaments. 300.000 Todesfälle werden damit in Verbindung gebracht. Dafür muss sich der Konzern gerade in sieben Bundesstaaten vor Gericht verantworten. Erst letzte Woche hat das Justizministerium von Massachusetts offiziell Schadensersatzklage gegen die auch namentlich genannten Manager eingereicht.

Der Konzern hat alle Anschuldigungen zurückgewiesen, aber im Februar jede Werbung für OxyContin gestoppt. Das dafür noch zuständige Vertriebsteam werde aufgelöst, so eine Verlautbarung in der vergangenen Woche. Alvarez reicht das nicht: „Das Justizministerium und der Staat müssen damit beginnen, ein paar dieser Leute hinter Gittern zu bringen, weil sie einfach weitermachen und viel Geld verdienen. Dann zahlen sie eine Geldstrafe, und alles ist gut. So darf es nicht sein.“

„Wir teilen die Besorgnis der Demonstranten über die Opioid-Krise, und respektieren ihr Recht, ihrem Protest friedlichen Ausdruck zu verleihen“, so ein Unternehmenssprecher gegenüber dem Magazin. „Purdue fühlt sich verpflichtet, mit allen zusammenzuarbeiten, die von dieser Krise der öffentlichen Gesundheit betroffen sind. Wir wollen uns der Welle von Todesfällen entgegenstellen, die mit der Überdosierung von Opioiden in Verbindung gebracht werden.“

Wie es der Zufall will, hat die Fernando Luis Alvarez Gallery am 22. Juni eine thematisch passende Ausstellung eröffnet. „In Opioid: Express Yourself“ versammelt in Kunstwerke verpackte persönliche Erfahrungen mit Opioiden und der Opioid-Krise in den USA. Auch Esposito ist hier noch bis zum 30. Juli zu sehen.

Galerist Alvarez hat am 11. Juli einen Gerichtstermin. Die Konsequenzen seiner Aktion fürchte er nicht. Derzeit lagert die Skulptur in einem städtischen Depot von Stamford. Doch Alvarez und Esposito wollen noch viele weitere, ihrer Meinung nach für die Opioid-Krise mitverantwortliche Pharmafirmen mit dem Kunstwerk beglücken. „Wir werden sicher stellen, dass sie unser Geschenk erhalten“, so Alvarez. Geht es nach den beiden, soll sich die Aktion zu einem landesweiten Protest ausweiten. Auf Twitter informiert #thespoon bereits über die neuesten Entwicklungen.

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