Bestechung im Gesundheitswesen

Rezeptbetrug: Großrazzia in Süddeutschland

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Berlin -

In Süddeutschland könnte sich gerade ein millionenschwerer Korruptionsskandal im Gesundheitswesen abzeichnen. Am Dienstag führten die baden-württembergische und die bayerische Polizei in beiden Bundesländern konzertierte Razzien an mehreren Standorten durch. Ein Medizinproduktehersteller soll zusammen mit mehreren Ärzten jahrelang organisierten Betrug mit Blankorezepten begangen haben.

Über 100 Ermittler des Landeskriminalamts Baden-Württemberg, der Polizeipräsidien Aalen und Ulm sowie mehrerer bayerischer Polizeipräsidien waren laut Staatsanwaltschaft Stuttgart im Einsatz. In beiden Bundesländern wurden zeitgleich elf Standorte durchsucht. Darunter waren Arztpraxen, Privatwohnungen und Geschäftsräume der Unternehmensgruppe in Heidenheim – wo mit fünf Objekten besonders viele betroffen waren – in Ulm, Neu-Ulm, im Ostalbkreis sowie in den Landkreisen Fürstenfeldbruck, Donau-Ries und Mühldorf am Inn.

Die Durchsuchungen sind Teil eines Ermittlungsverfahrens der Staatsanwaltschaft Stuttgart wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Betruges sowie der Bestechung und Bestechlichkeit im Gesundheitswesen. Dabei werden sechs Personen im Alter zwischen 26 und 72 Jahren beschuldigt, bei denen es sich sowohl um Ärzte als auch um Mitarbeiter der Unternehmensgruppe handelt. Keiner der Beschuldigten wurde in U-Haft genommen.

Die Ärzte und die Unternehmensgruppe sollen jahrelang gemeinsam die Krankenkassen betrogen haben: Wie die Staatsanwaltschaft auf Anfrage bestätigt, handelt es sich bei dem Unternehmen um einen Hersteller von Medizinprodukten „im weiteren Sinne“, nicht aber von Arzneimitteln. Die Ärzte sollen ihm unterschriebene Blankorezepte überlassen haben, das Unternehmen habe dann bei den Kassen Ware abgerechnet, die es gar nicht oder nur in wesentlich geringerem Umfang hergestellt und vertrieben hat. Dadurch sollen sie den Kassen einen Schaden von mehreren Millionen Euro verursacht haben.

Ob sich die Vorwürfe erhärten lassen, müssen die Ermittler nun herausfinden. Laut Staatsanwaltschaft wurden zahlreiche schriftliche Unterlagen und elektronische Datenträger sichergestellt, die nun ausgewertet werden müssen.

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