HIV-Prophylaxe

DAK zahlt PrEP rückwirkend ab 1. Januar

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Berlin -

Ende November hatte DAK-Chef Andreas Storm sich für die Kostenübernahme der Präexpositionsprophylaxe (PrEP) eingesetzt. Jetzt steht fest, die medikamentöse HIV-Prophylaxe mit der Wirkstoffkombination Tenofovir/Emtricitabin wird von der DAK übernommen – und zwar rückwirkend ab 1. Januar.

Im Dezember hatte der Verwaltungsrat der DAK-Gesundheit die PrEP als Satzungsleistung beschlossen. „Manche Menschen brauchen die medikamentöse Prophylaxe, um sich nicht zu infizieren“, so Dieter Schröder, Vorsitzender des Verwaltungsrats. „Durch die PrEP wird der Einzelne vor einer HIV-Infektion bewahrt und unsere Versichertengemeinschaft vor den damit verbundenen Folgekosten.“ Das Zünglein an der Waage hatte das Bundesversicherungsamt als Aufsicht der Krankenkasse. In der vergangenen Woche erhielt die DAK grünes Licht.

In Deutschland haben sich laut DAK im Jahr 2017 etwa 2700 Menschen mit dem HI-Virus infiziert, im Vorjahr waren es 2900. „Die Zahl der HIV-Neuinfektionen wird nicht wesentlich kleiner, deshalb müssen wir neue Schutzmethoden fördern“, so Storm. „Die PrEP kann bei regelmäßiger Einnahme der verordneten Medikamente das Ansteckungsrisiko fast vollständig ausschalten.“

Die Kostenübernahme der DAK bezieht sich nur auf in Deutschland zur Prävention von HIV-1-Infektionen zugelassene Arzneimittel. Pro Quartal werden maximal 200 Euro erstattet abzüglich der gesetzlichen Zuzahlung, die vom Versicherten zu leisten ist. Höchstens würden jedoch die entstandenen Kosten erstattet. Die DAK-Versicherten müssen dazu die entsprechenden Belege beim Kostenträger einreichen.

Eine Zulassung zur PrEP hält die Wirkstoffkombination Tenofovir/Emtricitabin (TDF/FTC), die seit Oktober 2016 in der Dosierung 200/245 mg als Dauermedikation für Selbstzahler zugelassen ist. Für die anlassbezogene PrEP besteht keine Zulassung. Die Wirkstoffe gehören zur Gruppe der Nukleosidischen-Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTI) und bewirken einen DNA-Kettenabbruch. Die Fixkombination wird im Rahmen der PrEP einmal täglich eingenommen. Indiziert ist das Präparat in Kombination mit Safer-Sex bei Erwachsenen mit einem hohen HIV-Risiko, um die Gefahr einer Virusinfektion zu minimieren. 2015 belegten die Studien Ipergay und Proud bei schwulen Männern eine Senkung des HIV-Übertragungsrisikos von etwa 86 Prozent. Das Terminservice- und Versorgungsgesetze sieht vor, dass die PrEP voraussichtlich Mitte dieses Jahres Kassenleistung werden soll.

Denn die PrEP kann Folgekosten reduzieren. Pro Jahr koste die medikamentöse HIV-Prophylaxe 800 Euro, eine HIV-Therapie hingegen meist im Schnitt 20.000 Euro. Dass die PrEP bezahlbar ist, ist auch dem Kölner Apotheker Erik Tenberken zu verdanken. Vor etwa einem Jahr ist das Pilotprojekt zur PrEP gestartet. Das Blisterzentrum Kölsche Blister des Apothekers hatte in Kooperation mit Hexal die Wirkstoffkombination Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil (FTC/TDF) bezahlbar gemacht. Die Bilanz ist positiv.

Seit dem 1. November kostet die Wirkstoffkombination 40 Euro für 28 Tage; eine weitere Preissenkung um 20 Prozent. „Die Senkung des Abgabepreises ermöglicht einer größeren Anwendergruppe den Zugang zur PrEP“, so Kölsche Blister. Auch andere Generikahersteller haben mittlerweile ihre Preise abgesenkt.

„Die PrEP wird das Kondom nicht ersetzen. Das Kondom bleibt für die meisten Menschen das einfachste Mittel, sich vor HIV zu schützen, und reduziert das Risiko anderer Geschlechtskrankheiten. Aber manche Menschen brauchen die medikamentöse Prophylaxe, um sich nicht zu infizieren“, erklärte Silke Klumb, Geschäftsführerin der Deutschen AIDS-Hilfe im November. „Wenn jetzt eine große deutsche Kasse hier einen Vorstoß unternimmt, kommt ihr damit in der HIV-Prävention eine wichtige Vorreiterrolle zu.“

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