Menopause

Öko-Test: Isoflavon ist nutzlos

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Berlin -

Frauen in den Wechseljahren leiden aufgrund des sinkenden Östrogenspiegels häufig unter Hitzewallungen mit plötzlichen Schweißausbrüchen und Schlafstörungen. Dagegen werden Nahrungsergänzungsmittel mit dem als Phytoöstrogen wirkenden Isoflavon angeboten. Öko-Test hat 23 Präparate getestet; alle Apothekenmarken haben nicht bestanden, sie erreichten bestenfalls ein „mangelhaft“.

Öko-Test empfiehlt keines der getesteten Nahrungsergänzungsmittel – denn keines bietet gesunden Frauen einen nachgewiesenen Nutzen. Als beste Note wurde daher nur ein „ausreichend“ an insgesamt drei Produkte vergeben. Die Präparate der Apothekenmarken „My Bellence Stoffwechsel-Balance & Vitalität“ von Rottapharm und „Orthomol Femin“ erhielten nur ein „ungenügend“.

Der Wirkstoff Isoflavon wird etwa aus Sojabohnen und Rotklee gewonnen. Ihm wurde eine positive Wirkung gegen Wechseljahresbeschwerden zugeschrieben, nachdem Studien beobachteten, dass asiatische Frauen weniger unter Wechseljahresbeschwerden litten als Europäerinnen. Das wurde laut Öko-Test auf unterschiedliche Ernährungsgewohnheiten zurückgeführt: Asiatinnen nehmen täglich zwischen 50 und 100 Milligramm Isoflavon zu sich, Frauen in westlichen Ländern dagegen nur ein bis drei Milligramm.

Doch der vermutete positive Effekt des pflanzlichen Hormons auf Wechseljahresprobleme konnte bislang in Studien nicht bestätigt werden. Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz sagte gegenüber Öko-Test, dass Phytoöstrogene keine „gleichwertige Alternative zur Hormonersatztherapie“ darstellten. Tatsächlich sei Frauen, die wegen östrogenabhängiger Tumore behandelt würden, von der Einnahme der Mittel sogar abzuraten: Möglicherweise fördere Isoflavon das Tumorwachstum.

Öko-Test wertete die Produkte deswegen jedoch nicht ab; Nahrungsergänzungsmittel richteten sich nicht an kranke, sondern an gesunde Menschen, hieß es zur Begründung. Dagegen gab es Abzüge, wenn die Präparate neben Isoflavon weitere aus Sicht der Tester wenig sinnvolle Inhaltsstoffe enthielten. Dazu zählten pflanzliche Extrakte etwa aus Salbei, Ananas oder chinesischen Pilzen. Aufgrund entsprechender Zusätze wurden vier der geprüften Apothekenmarken mit „mangelhaft“ bewertet.

Noch stärker wurden Produkte abgestuft, denen Vitamine oder Mineralstoffe in übermäßigen Dosierungen beigefügt waren. Maßgeblich waren für Öko-Test hier die Richtlinien zu Höchstmengenempfehlungen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR).

Das BfR hatte des Weiteren vorgegeben, dass Nahrungsergänzungsmittel gar keine Spurenelemente wie Eisen, Kupfer oder Fluorid enthalten sollten. Öko-Test zog für entsprechende Zusätze bis zu zwei Schulnoten ab, ebenso wie für Selenzusätze von mehr als 30 Mikrogramm. Entsprechend kamen acht Apothekenmarken nicht über ein „ungenügend“ hinaus.

Auf Nachfrage erklärten einige Hersteller, dass sie planten, ihre Produkte gegen Wechseljahresbeschwerden aus dem Sortiment zu nehmen. Dazu gehörten die in Apotheken vertriebenen Mittel von Dr. Wolz und Verla-Pharm. Genauso zieht Alsitan sein Reformhausprodukt „Alsiroyal Klima-Aktiv mit Salbei und Alfalfa Plus Balance“ zurück. Anton Hübner nimmt „Menofeminina Vitamine & Soja-Isoflavone“ vom Markt.

Nur drei Produkte konnten im Test mit „ausreichend“ bestehen. Dazu zählen die „Phyto Soja Kapseln“ von Arkopharma, die „Rotklee Isoflavone Kapseln“ von Avitale und „Doppelherz Aktiv-Meno“ von Queisser. Hier hatten sich die Anbieter auf Isoflavone beschränkt und ihren Produkten keine weiteren Inhaltsstoffe hinzugefügt.

Statt zu Nahrungsergänzungsmitteln zu greifen, rät Öko-Test Frauen mit Wechseljahresbeschwerden zu Wellnessanwendungen, denn deren entspannende Wirkung auf den Körper sei nachgewiesen. Darüber hinaus seien Sport und Entspannungstraining etwa mit Yoga oder Tai-Chi empfehlenswert. Auch Wechselduschen könnten helfen, Schweißausbrüche zu regulieren.

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