Zu viel beraten

Apothekenkritik: taz genervt von „Thekenfürsten“

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Berlin -

„Eine Frage geht immer“ gilt als Mindeststandard bei der Beratung der Apotheke – egal ob gängiges OTC-Präparat oder BtM. Einem Kolumnisten der linksalternativen „tageszeitung“ (taz) ging die Nachfragerei eines Approbierten am HV-Tisch jedoch zu weit. Mark-Stefan Tietze beklagt die „Servicehölle Apotheke“. Er wollte Ibuprofen kaufen und wurde zuvor beraten – oder wie der Autor es nennt: Die medizinische und pharmakologische Autorität sei „rücksichtslos“ ausgespielt worden.

Ein gut informierter und regelmäßiger Nutzer von Schmerzmitteln sollte wissen, wie diese einzunehmen sind. Auch der taz-Autor und Satiriker legt in der Kolumne „Die Wahrheit“ nahe, dass er über Einnahme, Neben- und Wechselwirkungen informiert sei. Als sein Ibu-Vorrat erschöpft war, habe er frohgemut eine Apotheke betreten und sein „Sprüchlein“ aufgesagt: „Mein Begehr am heutigen Tage sei ein preisgünstiges Päckchen Ibuprofen, und zwar die Vierhunderter, und, ja, bitte in der Zwanzigerpackung.“

Der Apotheker in seinem „piekfeinen Kittel“ habe das Präparat zögernd hervorgeholt, „behutsam“ auf seine Seite des HV-Tisches gelegt und gefragt: „Sie wissen, wie Sie die einnehmen müssen?“ Nach dieser Frage sei dem Autor „vor Wut das Blut in die Wangen“ geschossen: „‚Alle auf einmal mit möglichst viel Alkohol runterspülen‘, was ich auf diese Frage in letzter Zeit zu antworten pflege, sagte ich dann aus Höflichkeit nicht“, schreibt er.

Da der Autor offenbar seit längerem Schmerzmittel einnimmt, ist er mit verschiedenen Wirkstoffen vertraut: „Zu Beginn meiner Karriere als Kunde in der Pharmazie griff ich meist zu Acetylsalicylsäure, die auch als ASS oder ‚Aspirin‘ bezeichnet wird.“ Nach Warnungen des Hausarztes habe er zu Paracetamol, dann zu Ibuprofen gewechselt. „Bin gespannt, wann er mit neuesten Erkenntnissen dazu rausrückt.“

Doch der Autor bewies Ruhe am HV und klärte den Apotheker nicht über seine Fachkenntnis auf. Er habe sich nicht zum hundertsten Mal aufklären lassen. „Nachdem er seinen Vortrag beendet hatte, schob der vor innerer Befriedigung glühende Apotheker das Ibuprofen endlich auf meine Seite des Tresens und warf mir zur vollständigen Erniedrigung noch ein Päckchen Papiertaschentücher hin“, heißt es weiter. Die Zugabe kam offenbar nicht gut an: „Ich hingegen trat mit dem festen Vorsatz auf die Straße, diesen Laden nie wieder aufzusuchen.“

Hinter der Beratung steckt dem Kolumnisten zufolge die Bedrohung durch den Versandhandel: „Irgendwann in den vergangenen Jahren müssen sich die Apotheker überlegt haben, dass sie der Flucht ihrer Kunden zu DocMorris ins Internet nur dadurch Einhalt gebieten können, dass sie ihre exquisite Fachberatung in den Vordergrund stellen und rücksichtslos ihre medizinische und pharmakologische Autorität ausspielen, damit man sie nicht für schlichte Ladenschwengel hält.“

Der taz-Autor ist jedoch kein kompletter Apothekenfeind: Zu Beginn des Artikels heißt es noch: Kopfschmerz sei ein feiner Anlass, um eines jener Geschäfte zu betreten, die herrliche Gegenmittel vertreiben. „Wären da nur nicht diese Thekenfürsten.“

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