Schweiz

Demo in Bern: Apotheker wehren sich gegen Reformpläne

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Berlin -

Der Schweizer Apothekerverband Pharmasuisse will am Montag mit einer groß angelegten Demonstration in Bern gegen „eine Vielzahl unkoordinierter Abbaumaßnahmen“ der Regierung protestieren, darunter eine Senkung des Vertriebsanteils. Die Demo soll den Auftakt zur Unterschriftensammlung für eine Petition darstellen. Aufsehen erregen wollen die Apotheker mit einer Kunstaktion auf dem zentralen Bundesplatz.

„Wir hoffen, dass wir einen weißen Bundesplatz haben, weil so viele Apothekerinnen und Apotheker kommen“, sagt eine Pharmasuisse-Sprecherin. Der Verband hat alle Kollegen aufgefordert, in Berufskleidung zu kommen, um für ihre wirtschaftliche Zukunft und eine gesicherte Arzneimittelversorgung zu demonstrieren. Eine Schätzung zur erwarteten Teilnehmerzahl kann der Verband noch nicht abgeben. Die Aufmerksamkeit der Leute auf sich ziehen will er aber mit einem Künstler, der ein vier mal vier Meter großes Apothekenkreuz auf dem Platz zertrümmert und in einer Mülltonne entsorgt. Die Aktion soll symbolisch für den Umgang der Regierung mit der Apotheken stehen.

Der Zorn der Apotheker entzündet sich vor allem an zwei vom Bundesrat geplanten Maßnahmen, namentlich der Reduktion des Vertriebsanteils und der Einführung eines Referenzpreissystems für Generika. „Diese wirren Schnellschüsse missachten den Willen der Bevölkerung für hochwertige Gesundheitsangebote und bedrohen die Existenz der Grundversorger“, beklagt der Verband. Rund 20 Prozent der Apotheken seien bereits in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage. Rund 1500 Apotheken sind in Pharmasuisse organisiert

Der Bundesrat setze zum wiederholten Male den Rotstift bei Apotheken, Hausärzten und Pflege an. Dabei entfallen laut Pharmasuisse nur 4,2 Prozent der Krankenkassenprämien auf Apotheken. „Statt Apothekenpersonal drastisch abzubauen, sollte man auf deren Erfahrungsschatz zurückgreifen“, so die Forderung. Verbandspräsident Fabian Vaucher will auf dem Bundesplatz zu Demonstranten und Passanten gleichermaßen sprechen. Neben der Kritik am Abbau bei der Grundversorgung soll es dabei um alternative Lösungen für die von der Politik ausgemachten Probleme gehen.

Denn Pharmasuisse hat auch eigene Vorschläge auf Lager. So setzt sich der Verband gemeinsam mit dem Versicherungsverband Curafutura dafür ein, das jetzige Modell zur Berechnung des Vertriebsanteils zu ersetzen. Bisher gibt es in der Schweiz sechs Preisklassen, in denen der Fixzuschlag von 4 bis 240 Schweizer Franken (3,65 bis 214 Euro) und der Prozentzuschlag von 12 bis 0 Prozent gestaffelt sind. Pharmasuisse will diese Preisklassen abschaffen und stattdessen für jede Rx-Packung einen Fixzuschlag von 14,85 Schweizer Franken (13,22 Euro) und ein Prozentzuschlag von 3 Prozent des Fabrikabgabepreises einführen. Dieser kombinierte Zuschlag soll bei 300 Schweizer Franken gedeckelt werden. „Wir möchten, dass die Apotheker nicht für den Preis eines Medikaments entlohnt werden, sondern für die Beratungsleistung“, so eine Verbandssprecherin.

Um Druck auf die Politik aufzubauen, sich mit den Forderungen auseinanderzusetzen, startet Pharmasuisse darüber hinaus eine Petition – am Montag soll offizieller Beginn der Unterschriftensammlung sein. Unter dem Titel „Auch morgen medizinisch gut umsorgt“ fordern die Apotheker darin eine Stärkung der Grundversorgung und erinnern an die Bedeutung der Apotheken als ein Grundpfeiler der Gesundheitsversorgung. 200.000 Unterstützer will Pharmasuisse bis Ende Mai zur Unterschrift bewegen, eine konkrete politische Konsequenz wie eine Initiative oder eine Volksabstimmung solle damit jedoch nicht erreicht werden.

Dennoch erhofft sich der Verband eine große politische Wirkung. Am 20. Oktober sind in der Schweiz Parlamentswahlen und die politische Großwetterlage macht den Apothekern Hoffnung. „Das große Thema vor den Wahlen ist bisher die Krankenkassenprämie, alle Parteien von links bis rechts kommen da gerade mit eigenen Plänen, wie man den Beitrag senken kann“, erklärt die Verbandssprecherin. „Deshalb denken wir, dass die Politiker und die Menschen in der Schweiz im Moment auch für die Anliegen der Apotheker hellhörig und sensibel sind.“

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