Abrechnungs- und Rezeptbetrug

Razzia bei bayerischem Arzt

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Berlin -

Ein Arzt im bayerischen Eichstätt soll die Krankenkassen um fast eine halbe Millionen Euro betrogen haben. Über einen längeren Zeitraum soll er Leistungen abgerechnet haben, die er nie erbracht hat. Außerdem soll er sich mit einem mutmaßlichen Komplizen mehrfach durch Rezeptbetrug bereichert haben. Ende vergangener Woche stand die Kriminalpolizei mit einem Durchsuchungsbefehl vor der Tür.

Auf die Schliche gekommen waren dem Mediziner nicht die Kassen oder die Polizei, sondern seine Patienten: Wie der Donaukurier berichtet, haben mehrere von ihnen bemerkt, dass der Arzt an Tagen Leistungen abgerechnet hatte, an denen sie gar nicht zur Behandlung bei ihm waren. Daraufhin erstatteten sie bei der Polizei Strafanzeige gegen ihn. Auch die Kassen wurden informiert und starteten interne Untersuchungen.

Darüber hinaus besteht der Verdacht, dass der Arzt mutmaßlich mit einem Komplizen Rezeptbetrug begangen haben soll: Er habe auf die Namen der Versicherten Rezepte ausgestellt, ohne dass die davon wussten. Ebenfalls ohne deren Wissen sollen die Rezepte in Apotheken eingelöst worden sein. Wer die Medikamente, laut Donaukurier vermutlich Drogenersatzstoffe, abholte und was aus ihnen wurde, ist noch offen.

Die für die Bearbeitung von Wirtschaftsstrafsachen sowie Korruption und Betrug im Gesundheitswesen zuständige Staatsanwaltschaft München I ermittelt nun. „Wir haben nach Beweismitteln gesucht und auch welche gefunden“, zitiert die Lokalzeitung Oberstaatsanwältin Anne Leiding. Gegen den beschuldigten Arzt sei kein Haftbefehl erlassen worden, er ist weiter auf freiem Fuß. Zu weiteren Details des Falls äußert sich die Staatsanwaltschaft aber unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht.

Erst am Dienstag war die bayerische gemeinsam mit der baden-württembergischen Polizei zu einer großangelegten Durchsuchungsaktion in Süddeutschland ausgerückt. Einem Medizinproduktehersteller wird vorgeworfen, jahrelang organisierten Betrug mit Blankorezepten begangen zu haben. Über 100 Polizisten hatten deshalb elf Standorte durchsucht. Darunter waren Arztpraxen, Privatwohnungen und Geschäftsräume der Unternehmensgruppe, die meisten davon in Heidenheim.

Die Ärzte sollen ihm unterschriebene Blankorezepte überlassen haben, das Unternehmen habe dann bei den Kassen Ware abgerechnet, die es gar nicht oder nur in wesentlich geringerem Umfang hergestellt und vertrieben hat. Dadurch sollen sie den Kassen einen Schaden von mehreren Millionen Euro verursacht haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Betruges sowie der Bestechung und Bestechlichkeit im Gesundheitswesen.

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