OTC-Hersteller

Ausgejodelt: Kein Ricola von Klosterfrau

, Uhr
Berlin -

Kooperation endet nach 30 Jahren: Ricola und Klosterfrau gehen ab 2019 getrennte Wege. Beide Partner trennen sich einvernehmlich; damit hat der Kölner OTC-Hersteller keine großen Marken anderer Hersteller mehr im Gepäck.

Am 31. Dezember endet die Zusammenarbeit von Klosterfrau und Ricola. Das Kölner Unternehmen war maßgeblich am Erfolg der Kräuterbonbons beteiligt und hat die Marke in den vergangenen 30 Jahren groß gemacht. Das Ende der Vertriebskooperation ist laut Klosterfrau „keine einseitige Trennung“, denn beide Unternehmen verfolgen eine strategisch andere Zielsetzung. Dem Vernehmen nach wird ein Joint Venture den Vertrieb übernehmen; um wen es sich handelt, war vorerst nicht zu erfahren. Auch die Zukunft des Gemeinschaftsunternehmens Krügerol ist derzeit nicht bekannt.

Klosterfrau richtet sich bereits seit dem Wechsel an der Spitze im Jahr 2016 neu aus und konzentriert sich dabei auf die eigenen Marken. Das Unternehmen will diesen Weg auch zukünftig gehen und sich dabei auf die eigenen Produkte konzentrieren. Ziel ist dabei, nicht nur national, sondern auch international zu wachsen. Der Fokus liegt laut einer Sprecherin im Bereich der Erkältungsmittel. Dabei sollen bestehende Marken und Innovationen auch international ausgebaut werden.

Zuletzt hatte Klosterfrau die Marke Autan an den Eigentümer SC Johnson zurückgegeben. Seit 2010 hatte das Kölner Unternehmen das Mückenschutzmittel im Gepäck; neuer Partner für das Apothekengeschäft ist Dienstleister SK Pharma Logistics. Die Trinknahrung Fortimel ging zurück an den Hersteller Nutricia, den Vertrieb von Tiger Palm übernahm Konkurrent Queisser (Doppelherz) für den koreanischen Hersteller Haw Par. Reckitt Benckiser (RB) nahm im Mai 2014 nach 16 Jahren den Vertrieb seiner Marken Dobendan, Nurofen, Gaviscon, Durex, und Kukident in die eigene Hand – nachdem der Partner die Produkte groß gemacht und an eigenen Marken wie Neo-Angin vorbei gebracht hatte.

Trotz der teils ernüchternden Erfahrungen wollte Klosterfrau eigentlich weiterhin anderen Herstellern als Vertriebspartner zu Verfügung stehen. „Partnerschaften sind auch in Zukunft ein zentraler Bestandteil unseres Geschäftsmodells“, sagte Christian Heller, Geschäftsführer Personal/Recht, Ende 2016 im Interview mit APOTHEKE ADHOC. „Wir sind mit unserer Vertriebsmannschaft die beste Plattform für Produkte von der Klinik bis in den Lebensmitteleinzelhandel.“ Und zur Ricola sagte René Flaschker, Geschäftsführer Marketing/Vertrieb: „Wir sind überzeugt davon, dass Ricola die Partnerschaft ebenso fortsetzen will wie wir.“

Kooperationen gibt es aktuell noch mit dem schweizerischen Unternehmen Geistlich (Vita Gerin) und dem Münchener Hersteller Harras (Traumaplant). Auch die Marken Bronchicum, Cholagogum, Contramutan, Essentiale, Melrosum, Monapax sind keine Entwicklungen von Klosterfrau: Die Rechte hatten sich die Kölner im Februar 2003 von der Firma Nattermann gesichert, die seitdem nur noch als Lohnhersteller fungiert und heute zu Sanofi gehört. Auch der Mutterkonzern hat übrigens einige Produkte (Traumanase, Eryfer) in die Obhut der Kölner gegeben. Laut Heller steht hier auf absehbare Zeit kein Wechsel an.

Mit der Einführung von Femannose (Mannose) war Klosterfrau zuletzt eine erfolgreiche Neueinführung gelungen. Das Medizinprodukt „zur Prävention und unterstützenden Behandlung von Zystitis sowie anderen Harnwegsinfekten“ gehörte zu den erfolgreichsten Neueinführungen des Jahres 2017; in nur wenigen Monaten hatte Femannose einen Marktanteil von etwa 10 Prozent erreicht und lag nach Canephron und Cystinol auf Platz 3 der Produkte gegen Harnwegsinfekte, die im Rahmen der Selbstmedikation angewendet werden. Laut Insight Health lässt sich der Umsatz zwischen Februar und November auf 5,7 Millionen Euro beziffern – auf Basis der realen Apothekenverkaufspreise (rAVP).

Für einen Aufreger sorgte Klosterfrau im Januar mit der Einführung von Mannose in den Mass Market. In den Regalen der Drogerien ist Mannose Plus zu finden. Das diätetische Lebensmittel ist zu 30 Kapseln erhältlich und deutlich günstiger als das Apothekenprodukt. Eine Kapsel enthält 500 mg D-Mannose und 8,3 µg Vitamin D.

2017 hatte sich Klosterfrau vom Ginkgopräparat Kaveri getrennt und die Marke an KSK abgegeben. Das Unternehmen, das weiterhin als Lohnhersteller für KSK aktiv ist, wollte sich zu seiner Strategie nicht äußern. Parallel hat der Kölner Hersteller Ginkgo auch im Mass Market verloren: Nach einem Streit mit Schwabe musste Klosterfrau sein Ginkgo-haltiges Nahrungsergänzungsmittel (NEM) bis Ende 2017 abverkaufen. Seinen ursprünglichen Plan, den Fall vor den Bundesgerichtshof (BGH) zu bringen, gab das Unternehmen auf.

Das Oberlandesgerichts Hamm (OLG) hatte entschieden, dass das Präparat „Klosterfrau Ginkgo Plus“ als Nahrungsergänzungsmittel nicht verkehrsfähig ist. Der Extrakt mit 100 mg Ginkgo habe eine pharmakologische Wirkung, so die Begründung. Ähnlich entschied zuletzt das Oberverwaltungsgericht Lüneburg (OVG) zu Kapseln von Gall Pharma.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
Apothekenkosmetik zum Anfassen
Mit Aktionstagen gegen Online-Apotheken
Neuer Deutschlandchef
La Roche-Posay statt Lancôme
Mehr aus Ressort
Nachfolge noch nicht bekannt
Seifert verlässt Alliance
Frankfurter Wettbewerbszentrale vs. Katjes
Klimaneutral: BGH prüft Kriterien für Werbung

APOTHEKE ADHOC Debatte