Adexa zum PTA-Gesetz

„Bürokratisch und völlig realitätsfremd“

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Berlin -

Die Apothekengewerkschaft Adexa übt deutliche Kritik am geplanten PTA-Reformgesetz (PTA-APrV). Es sei „schade, dass die zweifellos auch vorhandenen guten Ansätze des Gesetzentwurfes gegenüber den gravierenden Mängeln völlig untergehen“, so Adexa-Vorstand Andreas May. Doch auch die ABDA kriegt ihr Fett weg für ihre Forderung, PTA an der kurzen Leine zu halten.

„Mir ist völlig unklar, wie die Standesvertretung diese Haltung beim gegenwärtigen Fachkräftemangel vertreten kann“, kritisiert May den Dachverband. Das PTA-APrV sieht vor, dass der Inhaber ganz oder teilweise auf die Beaufsichtigung der PTA verzichten kann. Voraussetzung dafür ist, dass die staatliche Prüfung mindestens mit dem Gesamtergebnis „gut“ bestanden wurde, die PTA mindestens drei Jahre Berufserfahrung hat und seit mindestens einem Jahr in der Apotheke beschäftigt ist. Außerdem muss eine regelmäßige Fortbildung in Gestalt eines Zertifikats einer Apothekerkammer nachgewiesen werden. Die ABDA weist diesen Ansatz zurück: Die Apothekenbetriebsordnung verpflichte den Apothekenleiter zur persönlichen Leitung der Apotheke in „eigener Verantwortung“, heißt es in einer Mitteilung.

May sieht in diesem Punkt ebenfalls Änderungsbedarf – aber in die komplett entgegengesetzte Richtung. Die im Gesetzentwurf genannten Voraussetzungen seien „viel zu bürokratisch und völlig realitätsfremd“. Dabei gebe es in § 17 Abs. 6 Apothekenbetriebsordnung bereits eine bewährte Vorlage: Demnach kann die Apothekenleitung die Abzeichnungsbefugnis auf PTA übertragen, wenn sie dies für angezeigt hält. „Eine bestimmte Gesamtnote in der Prüfung, eine längere Betriebszugehörigkeit oder gar ein Fortbildungszertifikat werden nicht vorausgesetzt“, so die Adexa.

May betont bei der Gelegenheit, dass bei dem Punkt im neuen Gesetz nicht nur die konkrete Umsetzung, sondern die gesamte Richtung nicht stimmt: „Ich erinnere dabei an den Koalitionsvertrag“, so May. Dort steht: „Für die zukünftigen Herausforderungen des Gesundheitswesens ist die Aufgabenverteilung der Gesundheitsberufe neu zu justieren und den Gesundheitsfachberufen mehr Verantwortung zu übertragen.“

Auch insgesamt zieht May keine positive Bilanz. Bei den PTA und der Adexa als ihrer Interessenvertretung überwiege die Enttäuschung: „Wir haben so lange auf eine gute neue Ausbildungsordnung und ein neues PTA-Gesetz gewartet – und jetzt sollen wir mit einer halbgaren Novellierung abgespeist werden, die zum Zeitpunkt des Inkrafttretens schon von den Herausforderungen des Apothekenalltags überholt ist.“ Er plädiere deshalb an den Bundestag und den Bundesrat, da noch einzuhaken und nachbessern zu lassen.

May hat sich in mehreren Briefen an die Mitglieder Gesundheitsausschüsse von Bundestag und Bundesrat gewandt, um vor allem für eine Verlängerung der Ausbildung auf drei Jahre zu werben: „Warum sollte die größte Berufsgruppe in öffentlichen Apotheken mit den meisten Kundenkontakten schlechter ausgebildet werden als andere Gesundheitsberufe?“, fragt May in seinen Schreiben. „Auch aus Sicht von Patienten und Apothekenkunden wäre eine längere Ausbildung mit einem entsprechend höheren Qualifikationsniveau der PTA wünschenswert!“

Mit dem Entwurf zur Reform des PTA-Berufs will Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) beispielsweise die Aufsichtsregeln anpassen und die Ausbildungsinhalte deutlich ändern. An der Ausbildungsdauer für PTA-Schüler soll festgehalten werden. Die Reform sieht dem Ministerium zufolge insbesondere Regelungen zum Berufsbild, zum Ausbildungszugang, zur Struktur der Ausbildung, zu den Mindestanforderungen an die Schulen sowie zum Ausbildungsverhältnis während der praktischen Ausbildung vor. Zudem würden auch die Begrifflichkeiten an zeitgemäße Formulierungen angepasst.

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