Festbeträge

Vor dem großen Preisrutsch

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Berlin -

Zum 1. April treten neue Festbeträge in Kraft, den Apotheken drohen Lagerwertverluste und Diskussionen mit den Kunden. Für 30 Gruppen werden die Preise angepasst, für Infliximab wird erstmals ein Festbetrag festgesetzt. Außerdem werden elf Gruppen mangels Besetzung aufgehoben.

Komplett neu ist der Festbetrag für Infliximab; hier wird ein Abschlag von 22 Prozent auf das Original Remicade (Janssen) fällig. Biogen hat den Preis für sein Biosimilar Flixabi schon im Januar abgesenkt und Patienten eine Aufzahlung erspart. Bei Remsima von Mundipharma liegt die Differenz bei 4 Prozent. Pfizer liegt mit Inflectra bereits heute unter dem künftig Festbetrag.

Aufgehoben werden die Gruppen für bestimmte Arzneiformen von Bemetizid+Triamteren, Beta-Acetyldigoxin, Clonidin, Indometacin, Metronidazol, Pentoxifyllin, Tetracyclin, Troxerutin, die H1-Antagonisten Brompheniramin, Carbinoxamin, Dimetinden und Pheniramin sowie Ketotifen und Oxatomid und schließlich Oxprenolol+Chlortalidon, Penbutolol+Furosemid, Penbutolol+Piretanid sowie Pindolol+Clopamid.

Bei zahlreichen Generika gibt es Anpassungen: Bei Amiodaron à 200 mg und 100 Stück etwa liegen Ratiopharm/AbZ und Winthrop über dem Festbetrag. Der Hersteller aus Ulm hat mit seinen beiden Vertriebslinien keinen Rabattvertrag. Winthrop hat dagegen Rabattverträge mit der TK sowie verschiedenen IKKen und BKKen. Zahlreiche andere Hersteller wie Hexal und Stada bieten den Wirkstoff bereits günstiger an.

13 Hersteller bieten Anastrozol über dem Festbetrag an: Basic, Beta, Biomo, Fair-Med, Hexal, Pfleger, Ratiopharm, Winthrop, Accord, Aristo, Heumann, Heunet und Onkovis. Die Präparate mit 1 mg und 100 Stück etwa sind derzeit bis zu 15 Euro teurer, als die Kassen künftig erstatten. Betapharm hat einen Rabattvertrag mit BKK, DAK und IKK, Heumann hat eine Vereinbarung mit Barmer GEK, BKK und KKH, Heunet unter anderem AOK und DAK. Andere Hersteller liegen schon unter dem Festbetrag.

Bei Azathioprin (50 mg, 100 Stück) liegen 14 Hersteller über dem Festbetrag. Die Differenz beträgt zwischen 36 Cent und mehr als 3 Euro. 1A Pharma, Aliud, Mylan dura, Medac und Heumann haben Rabattverträge. Nur zwei Präparate sind bereits günstiger als der Festbetrag, wobei Heunet Rabattverträge unter anderem mit der BKK und IKK hat.

Zwei von drei Benzoylperoxid-Generika (5 Prozent, 50 g) liegen bis zu 94 Cent über dem Festbetrag: BPO Combustin Gel und Aknefug oxid mild von Dr. August Wolff. Almirall hat bereits ein billigeres Präparat auf dem Markt.

17 Bicalutamid-Präparate (150 mg, 90 Stück) liegen über dem Festbetrag. Hier sinken die Preise mindestens um 44 Euro, bei Axcount liegt die Differenz sogar bei 83 Euro. Apogepha, TAD, Bluefish, Medac, Ratiopharm und Winthrop haben Rabattverträge. Fünf Hersteller bieten den Wirkstoff bereits günstiger an: Uropharm, Heumann, Aliud, Stada und Teva. Die Preisunterschiede sind dabei enorm. Bei Uropharm ist die Packung 47 Euro günstiger als der neue Festbetrag. Teva ist sogar 153 Euro günstiger.

Bei Buprenorphin (70 µg, 20 Stück) haben die Hersteller bereits die Preise gesenkt. Nur ein Generikum liegt über dem Festbetrag. Die Pflaster von Librapharm sind Gegenstand von Rabattverträgen unter anderem mit der AOK und BKK.

Bei Clomifen droht keine Preisanpassung: Ferring liegt auf Festbetragsniveau, Ratiopharm 14 Euro darunter. Etwa die Hälfte der Clopidogrel-Generika (75 mg, 100 Stück) liegt schon unter dem Festbetrag. 14 Hersteller bieten ihre Präparate noch 5 Euro bis 13 Euro teurer an. TAD hat Rabattverträge mit BKK, KKH und TK. 13 Hersteller liegen bereits unter dem Festbetrag.

Auch bei Augentropfen mit Cromoglicinsäure (20 mg, 10 ml) gibt es einen neuen Festbetrag. Ratiopharm, Hexal, Stulln und OmniVision sind rund 1 Euro teurer als der Festbetrag. 1A Pharma und Dr. Winzer bieten die Augentropfen bereits günstiger an.

Die Festbetragsgruppe Dexpanthenol (50 mg, 10 ml bzw. 10 g) umfasst Augentropfen, -salben und Nasencreme. Corneregel Augentropfen und Augengel sind 1,50 Euro teurer als der Festbetrag. Vier Produkte liege bereits auf Höhe oder unter dem Festbetrag.

Hexal, Ratiopharm, Heumann und Sandoz haben die Preise ihrer Schmerzgels mit Diclofenac (1 Prozent, 100 g) noch nicht angepasst. Die Präparate sind bis zu 3,50 Euro teurer als der Festbetrag. 1A Pharma und Puren sind bereits günstiger.

In der Festbetragsgruppe Dimeticon und Simeticon liegen drei Artikel über ihrem jeweiligen Festbetrag: Lefax Pump Liquid 40 mg in den Größen 100 und 50 ml sowie Endo Paractol 5 mg in der Größe 180 ml. Espumisan Emulsion 40 mg in den Größen 30 ml und 3x32 ml liegt bereits unter dem Festbetrag.

Neben Effortil von Sanofi gibt es nur ein Generikum mit Etilefrin: Bioflutin von Südmedica. Die Flasche mit 50 ml Tropfen á 5 mg kostet bereits 33 Cent weniger als der Festbetrag.

14 Hersteller liegen mit den Preisen ihrer Fentanyl-Pflaster (100 µg, 20 Stück) über Festbetrag. Ihre Produkte sind bis zu 21 Euro teurer. 1A, Hexal, Ratiopharm, TAD, Winthrop und Mylan haben Rabattverträge. 17 Hersteller sind hingegen bereits 100 Euro bis 108 Euro billiger als der Festbetrag.

In der Wirkstoffgruppe „H1-Antagonisten, weitere Antihistaminika“ liegen außer Fenistil alle Präparate unter dem Festbetrag. Das Gel von GSK ist in der Tube à 100 g 41 Cent teurer als der Festbetrag, in der Tube à 20 g 7 Cent teurer, der Preis der Tube à 50 g entspricht genau dem Festbetrag. Der Azaron Stick von Omega Pharma liegt 5,97 Euro über dem Festbetrag.

In der Festbetragsgruppe Heparin liegen drei Präparate von Ratiopharm über ihrem jeweiligen Festbetrag: Heparin Natrium 250.000 in der 5er-Packung und Natrium 5000 in der 10er-Packung sowie Heparin Calcium 12.500 in der 5er-Packung. Sechs Heparin-Präparate werden bereits unter dem jeweiligen Festbetrag angeboten.

Bei Leflunomid-Tabletten (20 mg, 100 Stück) liegen sieben Hersteller über dem Festbetrag. Die Präparate sind bis zu 102 Euro teurer. Winthrop und Aliud haben Rabattverträge. Drei Hersteller verkaufen ihre Präparate unter dem Festbetrag: Bluefish, Stada und Heumann.

13 Hersteller liegen mit ihren Letrozol-Generika (2,5 mg, 100 Stück) über dem Festbetrag. Betapharm, Biomo, Fair-Med, Hexal, Pfleger, Ratiopharm/AbZ,Cell Pharma, Winthrop, Accord, Puren, Aristo, Onkovision. Betapharm hat Rabattverträge unter anderem mit BKK, IKK und DAK. Die Präparate sind bis zu 17 Euro teurer. Neun Präparate sind bereits günstiger als der Festbetrag. Am günstigsten ist das Präparat von Devatis, das 31 Euro unter dem Festbetrag liegt. Der Hersteller hat Rabattvertträge mit BKK, Barmer und KKH.

Bei Levetiracetam (1000 mg, 200 Stück) liegt die Mehrheit der Anbieter noch über dem Festbetrag. 20 Präparate sind bis zu 19 Euro teurer, neun sind günstiger. Heumann/Heunet, Zentiva, Aurobindo, Axcount und Basics haben Rabattverträge.

19 Memantin-Generika (20 mg, 98 Stück) kosten bis zu 55 Euro mehr als der Festbetrag. Aristo, Neuraxpharm und G.L. haben Rabattverträge. Zwölf Präparate sind bereits günstiger als der Festbetrag.

Morphin (100 mg, 100 Stück) bieten die meisten Hersteller bereits günstiger an als der Festbetrag. Nur fünf Präparate kosten mehr als der Festbetrag: Morphin Painbreak von Medac, M-Long von Grünenthal, Morphin Ratiopharm und Morphinsulfat Gry von Teva. Mit Abstand am teuersten sind die Tabletten von Medac, sie kosten 52 Euro mehr als der Festbetrag. Teva hat einen Rabattvertrag mit der DAK. Elf Hersteller liegen bereits unter dem Festbetrag. Mit Abstand am günstigsten ist Morphanton von Juta. Es kostet 38 weniger, das nächstgünstigere Präparat ist von Heumann und kostet knapp 5 Euro weniger als der Festbetrag.

Sechs der 13 Hersteller bieten Moxifloxacin (400 mg, 10 Stück) über dem Festpreis an. Die Präparate sind bis zu 85 Cent teurer. AbZ, HEC Pharm, Hexal, TAD und Heumann haben Rabattverträge. Sieben Präparate sind günstiger als der Festpreis.

In der Festbetragsgruppe von Nystatin gibt es drei Präparate von Dr. Pfleger (Biofanal) und ein Präparat von Ardeypharm (Adiclair). Sie alle liegen unter dem Festbetrag.

20 Oxycodon-Generika (80 mg, 100 Stück) sind bis zu 54 Euro teurer als der Festbetrag. Ratiopharm, Puren, Mylan, Winthrop, Aliud, Betapharm, Heumann und 1A Pharma haben Rabattverträge. Nur das Generikum von Stada ist 125 Euro günstiger als der Festbetrag.

Bei Pramipexol-Tabletten (0,7 mg, 100 Stück) liegen zehn Produkte bis zu 14 Euro über dem Festbetrag. Aliud, TAD, Winthrop, Heumann und Neuraxpharm haben Rabattverträge. Acht Produkte liegen unter dem Festbetrag.

Die Prednisolon-Injektionen von Zentiva, Predni 25 mg Lichtenstein und Predni H Injekt (25 mg, 5 Stück), liegen 40 Cent über dem Festbetrag. Der Hersteller hat keinen Rabattvertrag. Galenpharma und Rotexmedica haben bereits günstigere Alternativen auf dem Markt.

Zwei Hersteller bieten Vitamin-B6 Injektionen (25 mg, 10 Stück) über dem Festbetrag an. Das Produkt von Hevert kostet 1 Euro mehr, das Präparat von Sanorell 14 Euro. Keiner der beiden Hersteller hat einen Rabattvertrag. Pascoe hat ein günstigeres Präparat auf dem Markt.

Quetiapin ist bei den meisten Herstellern teurer als der Festbetrag. Zwölf Präparate (400 mg, 100 Stück) sind bis zu 12 Euro teurer. 1A, AbZ, Heumann, Hexal, Ratiopharm, Aliud, Glenmark und Hormosan haben Rabattverträge. Bluefish und Glenmark bieten Generika an, die unter dem Festbetrag liegen.

Bei Rivastigmin-Pflastern (9,5 mg, 90 Stück) liegen fast alle Hersteller über dem Festbetrag. Dabei gibt es große Preisunterschiede, die Präparate sind zwischen 2 und 19 Euro teurer. Hexal, Zentiva, 1A, Aliud, Betapharm, Heumann und Neuraxpharm haben Rabattverträge. Der Preis von Glenmarks Pflastern liegt bereits unter dem Festbetrag.

Sieben Hersteller bieten Temozolomid-Kapseln (250 mg, 5 Stück) über dem Festbetrag an. Medac, Ratiopharm, Ribosepharm und Aliud haben Rabattverträge und sind zwischen 139 Euro und 143 Euro teurer. Sun und Fair-Med bieten das Produkt bereits günstiger an.

Der G-BA legt fest, für welche Gruppen von Arzneimitteln Festbeträge eingeführt werden. Der Festbetrag wird dann vom GKV-Spitzenverband festgelegt und ist der Betrag, den die Kassen maximal für das Arzneimittel bezahlen. Übersteigen die Kosten für das Präparat diese Erstattungsgrenze, zahlt der Patient entweder die anfallenden Mehrkosten oder erhält ein gleichwertiges Arzneimittel ohne Zuzahlung. Vor diesem Hintergrund gleichen die Hersteller die Preise ihrer Arzneimittel meist dem Festbetrag an. Den Apotheken drohen dann Lagerwertverluste.

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