Sanvartis

Laumann: Patientenberatung ohne Warteschleife

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Berlin -

Die Unabhängige Patientenberatung geht künftig an das Unternehmen Sanvartis. Das will dafür eine gemeinnützige Gesellschaft gründen, um die Unabhängigkeit der Beratung sicherstellen zu können.

Patienten können vom kommenden Jahr an auf eine umfassendere Beratung bei Problemen mit ihrer Krankenkasse oder ihrem Arzt hoffen. Wie der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann (CDU), sagte, soll die neue Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) deutlich ausgebaut werden: Patienten müssen bei einer Frage nicht mehr lange in der Warteschleife auf einen kompetenten Ansprechpartner warten. Die allermeisten sollen schon beim ersten Anruf durchgestellt werden. Der Anruf sei kostenlos.

Der Vorstand des GKV-Spitzenverbandes, Gernot Kiefer, erläuterte, der neue Träger, das Duisburger Unternehmen Sanvartis, werde eine gemeinnützige Gesellschaft gründen, die unabhängig von Träger oder Krankenkassen beraten müsse. Der Etat der neuen Patientenberatungsstelle wird von bisher gut fünf auf neun Millionen Euro jährlich erhöht. Der Vertrag läuft sieben Jahre.

Patienten können von Montag bis Freitag von 8 bis 22 Uhr telefonisch anfragen, am Samstag in der Zeit von 8 bis 18 Uhr. Das ist eine deutliche Ausweitung der Beratungszeiten. Die Zahl der Stellen in Städten, bei denen sich Patienten persönlich beraten lassen können, soll von 21 auf 30 aufgestockt werden. Darüber hinaus sollen UPD-Mobile eingesetzt würden, deren Standorte jeweils in der lokalen Presse angekündigt würden.

Neben der telefonischen Beratung sind auch Online-Auskünfte möglich. Behinderte können sich zu Hause beraten lassen. Auch türkisch- und russischsprachige Mitarbeiter stünden zur Verfügung. Ziel sei, die Zahl der Beratungskontakte pro Jahr von zuletzt gut 80.000 auf 220.000 auszuweiten.

Der Dienstleister Sanvartis, der bereits für Krankenkassen tätig ist, hatte bei einem Vergabeverfahren des GKV-Spitzenverbandes den Zuschlag bekommen. Sowohl bei Ärzten als auch bei der Opposition wurden Zweifel laut, dass damit die Unabhängigkeit der Beratung gesichert werde. Laumann unterstrich nun, dass bei einem Verstoß gegen das Gebot der Unabhängigkeit der Vertrag gekündigt werden könne. Im Übrigen sei das Vergabeverfahren nicht zu beanstanden gewesen.

Die Grünen-Gesundheitspolitikerin Maria Klein-Schmeink kritisierte, die Versicherten bekämen „für viel Geld eine im Wesentlichen telefongestützte reduzierte Patienteninformation von einem privaten Anbieter, der ansonsten sein Geld durch Dienstleistungen für Krankenkassen und Pharmaindustrie verdient“.

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, erklärte, mit Info-Mobil und „Flugblättern vor Ikea können schnell 220.000 Kontakte erreicht werden“. Doch mit qualitativer Beratung habe das nichts zu tun. „Für neun Millionen Euro pro Jahr erwarten die GVK-Versicherten Klasse statt Masse.“

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