Westfalen-Lippe

Kammer und Verband unterstützen Notfalldose

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Berlin -

Sie steht in der Kühlschranktür neben Eiern, Milch oder Marmelade – und kann im Ernstfall Leben retten: die zehn Zentimeter hohe, weiß-grüne Notfalldose. Die Notfalldose enthält keine Medikamente, sondern nur Informationen. Ersthelfern und dem Rettungsdienst verrät sie beispielsweise Blutgruppe, Krankheiten und Notfallkontakte des Besitzers. In vielen Regionen Deutschlands hat sich die Notfalldose bereits bewährt. Jetzt bringen Apothekerkammer und Apothekerverband Westfalen-Lippe das Projekt nach Münster.

Ab sofort sind die Notfalldosen in vielen Apotheken der Stadt verfügbar, teilte die Landesapothekerkammer mit. Dort würden Patienten auch Hilfe beim Ausfüllen der Notfallinformation bekommen. Mehr als zwei Drittel der münsterischen Apotheken beteiligen sich nach Angaben der Kammer an der Aktion. „Bei Notfällen geht es um Minuten oder sogar Sekunden“, betonte Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. „Weder Patienten noch Rettungskräfte können in einer solchen Situation lange nach den Notfalldokumenten suchen.“

Denn wenn Ersthelfer in eine Wohnung gerufen werden, wo ein Mensch zusammengebrochen ist, wissen sie oftmals nichts über denjenigen, den sie retten wollen. Sind diese dann alleine und nicht mehr ansprechbar, fehlen Rettern häufig wichtige Informationen über die gesundheitliche Vorgeschichte, Medikamenteneinnahmen, Kontaktpersonen und mehr. Liegt er vielleicht im diabetischen Koma? Hat er einen Herzschrittmacher? Benutzt er Blutverdünner?

Das Prinzip der Notfalldose sei daher denkbar einfach und doch genial, pflichtet ihr Johannes Hermes, Vorstandsmitglied des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe: „Patienten stecken all ihre Notfalldokumente in die Dose – und lagern diese in der Tür ihres Kühlschranks. Ein Aufkleber an der Innenseite der Wohnungstür und am Kühlschrank informiert die Rettungskräfte.“ Entscheidend sei, dass die Informationen stets auf dem aktuellen Stand gehalten werden.

 

Oberbürgermeister Markus Lewe ist Schirmherr der Aktion. „Auf den ersten Blick mag der Kühlschrank als ungewöhnlicher Ort erscheinen, aber er hat zwei Vorteile: Es gibt ihn in jedem Haushalt, und jeder findet ihn schnell“, erklärte er. „Die Notfalldose erhöht die Patientensicherheit und hilft den Rettungskräften bei ihrer Arbeit.“

Die Notfalldosen wurden im Rahmen der Aktion den teilnehmenden Apothekern in Münster zur Verfügung gestellt und werden in der Pilotphase nach Angaben der Kammer kostenlos beziehungsweise gegen eine kleine Spende für das Projekt „Eine Dosis Zukunft“ an die Kunden der Apotheken abgegeben. Danach müssen diejenigen Apotheken, die weiterhin die Notfalldose anbieten wollen, sie beim Anbieter bestellen. Ob sie die Dosen dann weiterhin kostenlos anbieten oder verkaufen, ist den Apothekern selbst überlassen.

Etliche kommunale Seniorenvertretungen in vielen Regionen Deutschlands haben inzwischen für die Verbreitung der Idee gesorgt. Auch in Münster war es die Kommunale Seniorenvertretung, die mit dem Projekt an Kammer und Verband herangetreten ist. „Immer mehr ältere Menschen leben alleine. Die Notfalldose gibt ihnen ein sicheres Gefühl“, sagt Jutta Hammes, die seitens der Seniorenvertretung das Projekt von Anfang an begleitet hat. „Ich weiß dadurch, auch im Notfall gut versorgt zu werden – sogar dann, wenn ich mich selbst nicht mitteilen kann.“

Bis Januar 2018 konnte man – egal ob Apotheke oder Patient – die Notfalldose nur im Online-Shop des Anbieters bestellen. Auch bei Preisen wurde kein Unterschied gemacht: Je mehr Notfalldosen man bestellt, desto günstiger wird die einzelne Dose. Die Mindestbestellmenge: drei Dosen. Seit Januar 2018 bietet die Noweda die Notfalldose für 3,69 Euro an. Somit ist für Apotheken, die Kunden bei der Apothekergenossenschaft sind, der Bezug der Notfalldose mehrmals täglich im Rahmen der normalen Bestellung möglich.

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