Offenburg

Trauermarsch für getöteten Arzt

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Berlin -

Knapp eine Woche nach dem gewaltsamen Tod eines Arztes in Offenburg haben zahlreiche Menschen bei einem Trauermarsch durch die Stadt des Getöteten gedacht. Unter den Teilnehmern – nach Zählung eines Reporters rund 400 – waren am Mittwoch auch viele Geflüchtete.

Die Polizei sprach von 300 Teilnehmern. Sie trafen sich vor einer Flüchtlingsunterkunft und zogen zur Praxis des getöteten 51-Jährigen, wo sie Rosen niederlegen wollten. Mehrere Flüchtlingsorganisationen hatten zu dem Marsch aufgerufen. Nach ihren Angaben hatte der Hausarzt mehrere Flüchtlinge ärztlich versorgt.

„Es geht uns darum, in aller Stille und fernab aller politischen Ziele unsere Solidarität mit dem Opfer und seinen Angehörigen zu zeigen“, sagte Heribert Schramm von der Flüchtlingshilfe Rebland.

Der Mediziner war vor einer Woche in seiner Praxis erstochen worden, eine Arzthelferin wurde bei dem Angriff verletzt. Die Polizei nahm wenig später einen 26 Jahre alten Asylbewerber aus Somalia fest. Er sitzt unter Mordverdacht in Untersuchungshaft. Das Motiv der Tat blieb zunächst unklar, der Verdächtige hat sich nicht zu den Vorwürfen geäußert.

Die tödliche Messerattacke befeuert die Flüchtlingsdebatte. Doch Morde an Medizinern sind keine Seltenheit. Immer wieder kommt es vor, dass Ärzte Opfer von Gewalttaten werden.

Dezember 2016: Ein 53 Jahre alter Mediziner erschießt in der gemeinsamen Radiologiepraxis in Marburg seinen 67 Jahre alten Kollegen und anschließend sich selbst. Die Ermittler gehen von beruflichen Meinungsverschiedenheiten aus.

Juli 2016: In einer Berliner Klinik erschießt ein Rentner einen Kieferorthopäden. Der 55 Jahre alte Spezialist für Tumorerkrankungen stirbt. Vermutlich handelte der Schütze, der sich nach der Tat das Leben nahm, aus Verzweiflung.

März 2015: In einer Saarbrücker Praxis tötet ein 44-Jähriger seine Psychiaterin mit acht Schüssen. Der psychisch kranke Mann hatte am Tattag seine Medikamente nicht eingenommen.

März 2012: Ein psychisch gestörter Rentner erschießt zwei Ärzte in deren Praxis in Weilerbach (Rheinland-Pfalz). Auf der Flucht schießt der 78-Jährige einen Polizisten an und tötet sich dann selbst.

März 2011: Mit einem Messer geht ein 65-Jähriger in Weilheim (Bayern) auf eine Klinikärztin los und ersticht die zweifache Mutter. Er habe sich falsch behandelt gefühlt, sagte der Täter bei der Vernehmung. Sieben Monate später begeht er Suizid.

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