Ex-Kammerpräsident

Wellans Weltreise – leider schon zu Ende...

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Berlin -

Viele träumen von einer großen Reise. Meist bleibt es beim Traum, weil immer etwas dazwischenkommt: Die Kinder, der Job, der Hausbau. Der Wiener Apotheker Max Wellan hat einfach seinen Rucksack gepackt. Hier erzählt er, warum Schwefel eine neue Bedeutung für ihn hat, wie er den äthiopischen Jazz nicht fand und warum man unterwegs Stachelschweinstachel immer mitnehmen sollte.

Nach acht Monaten ist er jetzt zurückgekehrt – und hat viel zu erzählen. Die Stationen der Reiseroute: Seoul, Dubai, Japan, Shanghai, Peking, Shangri La, Macao, Hongkong, Neu Delhi, Kerala, Singapur, Bali, Queensland, Fidschi, Neuseeland, Osterinsel, Chile, Bolivien, Argentinien, Südatlantik, Südgeorgien, Namibia, Doha, Äthiopien.

Dort suchte er vergeblich nach dem legendären Jazz der 1970er-Jahre, den er als junger Mann in Wien entdeckt hatte und auf dessen Spuren er sich begeben wollte. Damals hatte die Hauptstadt Addis Abeba für kurze Zeit ein legendäres Nachtleben, die Musik kam via Cassette – heute undenkbar! – zu den Menschen im Rest der Welt. „Leider habe ich nichts mehr von damals gefunden“, sagt Wellan. Interessant war‘s trotzdem.

Natürlich hat er stets die Augen auch nach Apotheken offen gehalten: „Wo es sich ergeben hat, sind wir in die Apotheken hinein, haben mit Kollegen gesprochen.“ Sein Fazit hört sich tröstlich an: „Alle haben ähnliche Probleme wie die Apotheker zu Hause.“ Die Gesprächsthemen sind das mitunter schwierige Verhältnis zu den Ärzten, die Tücken der Sozialsysteme, die Probleme mit den Krankenkassen und der böse Versandhandel.

An manchen Orten verspürte der Pharmazeut Dankbarkeit. „Was Apotheken betrifft, haben wir in Mitteleuropa einen sehr hohen Standard. Jedes Mal, wenn ich künftig in der Apotheke Schwefel verarbeite, werde ich an das Schicksal der Menschen denken, die auf der Insel Whakaari einst unter schwierigsten Bedingungen Schwefel abbauten.“ Whakaari ist Neuseelands einzige aktive Vulkaninsel, überall entweicht aus zischenden Fumarolen schwefeliger Dampf, die Oberfläche des Vulkans ist mit ausgeschiedenem hellgelbem Schwefel bedeckt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Schwefelmine geschlossen, die Insel ist heute unbewohnt. „Die Insel ist wie eine Mondlandschaft, die Baracken der ehemaligen Mine stehen noch.“ Der Besucher kann erahnen, unter welchen Bedingungen die pharmazeutischen Produkte abgebaut wurden.

„Die Idee war, all die Länder, in die man sonst nur schwer kommt, zu kombinieren, also Südhalbkugel und Südpazifik“, erzählt er. Gestartet ist der ehemalige Präsident der österreichischen Apothekerkammer in Seoul. Drei Tage verbrachten er und seine Reisegefährtin Sandra in einem Tempel, um in den Rhythmus der asiatischen Gelassenheit zu kommen. Am Ende hatte der Rucksack acht Kilo weniger als beim Start. „Je länger man unterwegs ist, desto weniger braucht man. Man kauft auch nichts, wenn man lange auf Reisen ist. Es ist angenehm, sich treiben zu lassen.“

Nur einige Fixpunkte waren im Voraus gebucht. „Indien und China zum Beispiel, bei den anderen Destinationen haben wir nur den Flug ins Land und wieder weiter gebucht.“ Der Rest wurde nach Lust und Laune unterwegs entschieden. Die Marquesas-Inseln in Französisch-Polynesien wollte Wellan unbedingt sehen. „Es gibt nur wenige Möglichkeiten, dorthin zu gelangen, wir sind mit dem Versorgungsschiff gereist, das die Inseln mit Containern versorgt. Die polynesische Kultur ist einmalig. Mir hat die Idee gefallen, mit einem Container-Frachtschiff zu reisen.“ Kreuzfahrt? Viel zu langweilig!

Kurios war die Begegnung mit einem Schamanen in Südafrika, der ihm Stachelschweinstacheln schenkte. Wie jeder Apotheker weiß, kann man sie hervorragend gegen Zahnschmerzen einsetzen. „Sie wirken nach der Akupressur-Methode“, hat der Wiener Pharmazeut gelernt. So geht‘s: Stachel auf die Akkupressurpunkte drücken und abwarten, bis die Schmerzen nachlassen.

Ach ja, die Apotheke. Da war ja noch etwas, am anderen Ende der Welt. „Aus der Ferne betrachtet erscheint Europa klein und unbedeutend“, sagt der Reisende. „Ich habe eine Viertelbeteiligung an einer Wiener Apotheke, aber nicht die Apotheken-Konzession. Daher war meine Abwesenheit kein Problem."

So schnell wird Wellan allerdings keinen Urlaub bekommen. Er wird ein neues Apothekenprojekt starten. „Ich übernehme die Mehrheit einer anderen Wiener Apotheke und werde diese übersiedeln. Dort werde ich dann die Konzession haben. Mehr wird noch nicht verraten.“

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