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Eine PZN pro Krankenkasse

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Berlin -

Unklare Verordnungen sind für alle Beteiligten ein Graus. Die Apotheke muss den Arzt nerven, der Arzt ein neues Rezept ausstellen und der Patient muss warten. Neuester Kracher sind falsche PZN auf der Verordnung – Ärzte sind auch nur Menschen. Kassen nicht. Mehrere große planen deshalb jetzt, kassenindividuelle PZN einzuführen. Die Folgen sind gleichermaßen furcht- und absehbar.

Was es jetzt schon gibt: Die PZN soll seit Monatsanfang auf der Verordnung ihren Platz finden, um Fehlinterpretationen in der Apotheke und entsprechende Rückfragen in der Arztpraxis zu vermeiden. In der Theorie. In der Praxis tauchen natürlich falsche Verordnungen in der Offizin auf. Und was droht dann? Nullretax. Obwohl das natürlich eigentlich niemand möchte.

Und daher kommt die Idee einer eineineindeutigen PZN: für jedes Rabattarzneimittel jeder Kasse eine Nummer. Die Hersteller müssen nicht unterschiedliche Packungen auf den Markt bringen, wohl aber das bisherige Design anpassen, damit alle teilnehmenden Kassen mit individueller PZN abgebildet sind.

Der Arzt darf nur noch die PZN aufschreiben und die Apotheke nur noch dieses Präparat abgeben. In der ersten Stufe muss die Nummer in Praxis und Offizin per Hand eingegeben werden – was natürlich ein gewisses Regress- und Retaxationsrisiko mit sich bringt. Das lässt sich aber nicht ändern. Die Apotheker und Ärzte könnten ja aufpassen, heißt es. Wahrscheinlich. Es wird wirklich immer schwieriger, sich etwas auszumalen, was es nicht als realen Wahnsinn schon gibt. Füttert Satire am Ende die Realität?

Um mit 59 schon Rentner zu sein, bedarf es offensichtlich einiger Ausgeschlafenheit: In Flensburg ertappte eine aufmerksame Apothekerin einen Mann mit einem gefälschten Rezept. Dabei stellte sich heraus, dass der Mann seit 40 Jahren als Rezeptfälscher unterwegs ist, weil er tablettenabhängig ist und ohne seine Medikamente nicht schlafen kann.

Flensburg erschien ihm erfahrungsgemäß als gutes Pflaster, offensichtlich gucken die Apotheker dort nicht so genau hin. Nicht mit der Center-Apotheke! Dort erkannte man den Schwindel und rief die Polizei. Kleiner Tipp am Rande für Fälscher: Verschwindet der Apotheken-Mitarbeiter mit Rezept und freundlich-harmlosem Lächeln im Hinterzimmer, ist es Zeit, Fersengeld zu geben. Er ruft mit hoher Wahrscheinlichkeit nämlich gerade die Polizei.

Über Nacht mal eben 23.000 Euro Schaden anrichten – so geht‘s: Einfach Tritthocker im Kommissionierer stehen lassen, den Rest erledigt der Rowa. Der Greifarm nimmt das nämlich übel, weil er bei der ersten Ausgabe am Morgen blockiert wird. Dieses teure Malheur passierte einem Mitarbeiter einer Landapotheke im hessischen Neckarsteinach. Rowa half flott, aber der Mitarbeiter hatte vermutlich die ein oder andere schlaflose Nacht. Die Chefin zeigt Herz und übernimmt den Schaden – oder die Versicherung?

Konkurrent Gollmann feiert, aber aus einem anderen Grund: Umzug und plus 35 Prozent beim Umsatz. Bei KLS wartet man noch auf die Sektlaune. Und der Newcomer Pharmathek hat in Deutschland erstmal Insolvenz angemeldet.

„Du kannst nicht mal Deutsch!“, spottete ein Lehrer über die kleine Mays. Heute ist die gebürtige Kurdin erwachsen und Apothekerin. Wir hoffen, dass der fiese Lehrer das erfährt. Viele PTA überlegen: Noch ein Studium dranhängen, als Apotheker arbeiten? Der berufliche Grundstein ist schließlich gelegt. Mays Yilmaz hat es von der Hauptschule in die Offizin geschafft. PTA und PKA können auch ohne Abitur Pharmazie studieren. Aber wirklich nur die ganz Fleißigen. Die Kollegen sind von Mays‘ Ausdauer beeindruckt. Noch Fragen, Herr Lehrer?

Nachfolgersuche, die 123.008. Folge. Rolf-Dieter Schaetzle aus Baden-Württemberg will in Rente gehen und findet keinen Interessenten für seine Landapotheke. Dabei ist alles da und auch Umsatz und Gewinn sind ordentlich. Zum Abschied gibt‘s Kritik in Richtung Politik: „Für die sind wir Landapotheker nur ein Störfaktor.“ Er glaubt an Gaiberg, seine Linden-Apotheke und die 2300 potenziellen Kunden. Wer es auch tut, sollte ihn umgehend kontaktieren.

Eine andere Apotheke ist leider schon weg – gerade hat Sebastian Müller seine Apotheken in Richrath und Düsseldorf an Thomas Reipen abgegeben. Der Liebe wegen, es zieht ihn samt schwangerer Ehefrau in deren Heimat Niedersachsen. Er hat die Apotheke in dritter Generation betrieben, da wurde ihm und so manchem Stammkunden das Herz schwer. Aber auch ein Apothekerherz braucht eine Heimat und muss wissen, wo es hingehört.

Auf die Plätze, fertig, Medikamente now! Statt sich vor Angst vor der Online-Konkurrenz unter dem HV-Tisch zu verstecken, haben vier smarte Apotheker jetzt die Bestellplattform Medikamente now gegründet. Sie treten sehr selbstbewusst auf, aber das machen die anderen ja auch. Mitmachen kann nicht jeder, nur „leistungsstarke“ Apotheken sind für 149 Euro im Monat willkommen. Wer dem Doc Paroli bieten will, muss die Ziele eben hoch stecken, sonst kann man es gleich sein lassen.

Dieweil ist Marketing-Experte Fabian Kaske aus München davon überzeugt, dass Amazon sich zeitnah die Shop-Apotheke einverleiben wird. Weshalb man als Apotheker gleich noch mal in Ruhe über Medikamente now oder vergleichbare Projekte nachdenken sollte. Shop-Apotheke selbst hat auch Geld für eine Shoppingtour und neue Freunde in Cottbus.

Dass die fetten Jahre für die Apotheker weitgehend vorbei sind, wissen die meisten spätestens, wenn der Steuerberater kommt. Das ZDF-Magazin „Wiso“ befeuert mal wieder die Angst und kolportiert auf Facebook: „Kein Nachwuchs, schlechte Bezahlung, günstigere Online-Konkurrenten – jede zweite Apotheke in Deutschland ist in ihrem Bestand gefährdet.“ Immerhin beruhigend: In der Facebook-Umfrage spricht sich ein Großteil der Teilnehmer für die Apotheke vor Ort aus.

Das Wiso-Fazit: „Aktuell besteht kein Grund zur Panik, die Versorgung mit Arzneien in Deutschland funktioniert. Die Apotheker warnen dennoch: In Zukunft könnte das anders aussehen.“ So ist das mit der Zukunft: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Sicherheits-Freaks kontrollieren jetzt sofort ihren Kaffeesatz. Und morgen ihren Datenschutz. Wir wünschen ein schönes Wochenende.

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