Studie

Sanofi-Impfstoff: Höheres Risiko für Dengue bei Kindern

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Berlin -

Kinder, die mit dem tetravalenten Lebendimpfstoff Dengvaxia (Sanofi) immunisiert wurden, aber zuvor nicht mit dem Virus infiziert waren, haben ein höheres Risiko für Krankenhausaufenthalte und schwerem Dengue. Das zeigt eine im Fachjournal „The New England Journal of Medicine“ veröffentlichte aktuelle Fall-Kohorten-Studie.

Vor rund zwei Jahren startete auf den Philippinen die weltweit erste großflächige Impfkampagne gegen das Dengue-Virus. Doch das Programm wurde später aufgrund eines erhöhten Risikos für eine schwerere Form der Krankheit gestoppt. In den folgenden Monaten wurden drei Todesfälle mit dem umstrittenen Impfstoff in Verbindung gebracht. Sanofi wurde vorgeworfen, hunderttausende Kinder bewusst in Gefahr gebracht zu haben. Insgesamt erhielten mehr als 800.000 philippinische Schulkinder die Vakzine.

Bereits im Sommer vergangenen Jahres hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) davor gewarnt, dass der Einsatz von Dengvaxia bei nicht Vorerkrankten zu einer Verschlimmerung der Symptome führen kann. Kurz zuvor waren unter anderem in den renommierten Fachzeitschriften „Science“ und „Vaccine“ Studien erschienen, die auch darauf hingewiesen hatten. Eine Forschergruppe, darunter Sanofi-Wissenschaftler, hat nun Daten aus drei Wirksamkeitsstudien erneut analysiert. Sie entwickelten ein immunologisches Nachweisverfahren und verwendeten Proben aus dem 13. Monat, um den Serostatus für eine Post-hoc-Analyse Sicherheit und Wirksamkeit abzuleiten.

Für die Hauptanalysen wurden gemessene oder kalkulatorischen Titer aus einem 50-prozentigen Plaque-Reduktions-Neutralisierungstest (PRNT50) bestimmt. Das Konfidenzintervall bei allen Analysen lag bei 95 Prozent. Das Risiko einer Hospitalisierung für virologisch bestätigtes Dengue (VCD), schwerer VCD und symptomatischer VCD nach Dengue-Serostatus wurde mittels gewichteter Cox-Regression und gezielter Methoden abgeschätzt.

Den Teilnehmern wurde entweder Dengvaxia oder ein Placebo (isotone Kochsalzlösung) verabreicht. Unter den dengue-seronegativen Teilnehmern im Alter von zwei bis 16 Jahren betrug die kumulative 5-Jahres-Inzidenz von Krankenhausaufenthalten für VCD 3,06 Prozent unter den Impfstoffempfängern und 1,87 Prozent unter den Kontrollen (Hazard Ratio, HR = 1,75). Bei seronegative Teilnehmern im Alter von neun bis 16 Jahren betrug die kumulative Inzidenz von Krankenhausaufenthalten für VCD 1,57 Prozent unter den Impfstoffempfängern und 1,09 Prozent unter den Kontrollen (HR = 1,41).

Ähnliche Werte für ein höheres Risiko unter seronegativen Impfstoffempfängern als unter seronegativen Kontrollen wurden auch für schwere VCD gefunden. Unter den dengue-seropositiven Teilnehmern im Alter von zwei bis 16 Jahren und neun bis 16 Jahren betrug die kumulative Inzidenz von Krankenhausaufenthalten für VCD 0,75 Prozent beziehungsweise 0,38 Prozent unter den Impfempfängern, außerdem 2,47 Prozent und 1,88 Prozent unter den Kontrollpersonen. Das Risiko schwerer VCD war unter seropositiven Vakzinempfängern ebenfalls geringer als unter seropositiven Kontrollen.

Dengue-Fieber ist die sich weltweit am schnellsten verbreitende Tropenkrankheit, jährlich erkranken 500.000 Menschen, rund 20.000 sterben daran. Die Studienergebnisse unterstützen die Empfehlung der WHO vom April, dass der Sanofi-Impfstoff nicht ohne eine vorherige Dengue-Exposition getestet werden sollte. Derzeit gibt es allerdings keine allgemein verfügbaren Schnelltests für eine frühere Dengue-Infektion.

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