Luxus auf Rezept

900.000 Euro: Lehrerin gesteht Abrechnungsbetrug

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Berlin -

Gisela O., eine inzwischen pensionierte Realschullehrerin aus Osnabrück, soll über Jahre hinweg mit gefälschten Rezepten und Apothekenrechnungen fast eine Million Euro ergaunert haben. Damit soll sie dann auf Shoppingtour in Luxusboutiquen gegangen sein, kaufte Designer-Taschen, teuren Schmuck und sogar ein Haus. Vor dem Landgericht Osnabrück legte die heute 66-Jährige zum Prozessauftakt ein umfassendes Geständnis ab. Der Frau droht eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren.

Mit einem simplen Trick war es der 66-Jährigen nach Angaben des Gerichts gelungen, Rezepte im Wert von 903.558 Euro zu fälschen und die Sachbearbeiter der Beihilfestelle jahrelang zu täuschen: Wie die Frau nun vor Gericht gestand, hat sie mit einer Nagelschere, einem Apothekenstempel und einem Farbdrucker fast fünf Jahre lang Rezepte manipuliert.

Wegen einer Darmerkrankung soll die pensionierte Pädagogin bei unterschiedlichen Ärzten in Behandlung gewesen sein, die ihr das teure Medikament tatsächlich regelmäßig verschrieben. Die Originalrezepte habe sie jedoch nicht in einer Apotheke eingelöst. Stattdessen habe sie sie so bearbeitet, dass der Eindruck erweckt wurde, die jeweiligen Medikamente seien nicht nur einmal, sondern bis zu zehnmal verordnet, von der Apotheke ausgehändigt und von ihr bezahlt worden. Dazu hatte sie zunächst den Stempelaufdruck einer Apotheke mithilfe eines Farbkopierers freigestellt und auf ein Blankoblatt kopiert. Von den Originalrezepten hatte sie mit einer Nagelschere Zahlen ausgeschnitten, die sie dann auf andere Rezepte klebte. Per Hand fügte sie Pharmazentralnummern und die Berechnung des Gesamtpreises hinzu.

Die gefälschten Rechnungen kopierte sie anschließend auf das Blankopapier mit dem Apothekenstempel, sodass die Kopie wie eine ärztliche Verordnung mit Quittung der Apotheke ausgesehen hat. Danach soll sie die so erstellten Fälschungen bei der Beihilfestelle des Landes Niedersachsen eingereicht haben. Vor dem Osnabrücker Landgericht gestand Gisela O., in insgesamt 112 Fällen so vorgegangen zu sein.

Auch die Apotheke, deren Stempel die Lehrerin gefälscht haben soll, stand zwischenzeitlich im Fokus der Ermittler. Nach einer Durchsuchung habe sich aber der Verdacht nicht erhärtet, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Man gehe davon aus, dass die Mitarbeiter der Apotheke keine Ahnung von den Betrügereien hatten. Die Medikamente, die die Lehrerin für ihre Darmerkrankung tatsächlich kaufte, bezog sie offenbar nicht in der betroffenen Apotheke.

Warum genau die 66-Jährige immer wieder Rezepte fälschte und sich so knapp eine Million Euro erschlich, konnte die Angeklagte beim Prozessauftakt am Mittwoch nicht erklären, sagte eine Sprecherin des Osnabrücker Landgerichts gegenüber „Spiegel Online“. O. habe lediglich ausgesagt, sie hätte finanziellen Bedarf gehabt und das Geld aus familiären Gründen gebraucht.

Laut Bild-Zeitung soll sie außerdem zugegeben haben, dass ein Freund ihr beigebracht hätte, wie man Rezepte fälscht. Das so ergaunerte Geld investierte zum Teil in Luxushandtaschen. Mit diesen – so soll sie es bereits vor einiger Zeit gegenüber der Staatsanwaltschaft Osnabrück eingeräumt haben – habe sie sich „Glücksmomente des Lebens“ verschaffen wollen. Sie sei in einen regelrechten Rausch geraten. Auch investierte sie laut Staatsanwaltschaft in Deko, teuren Schmuck und sogar ein Haus.

Um den Schaden für die Staatskasse auszugleichen, zog die Staatsanwaltschaft ihr Vermögen ein. Die Luxushandtaschen der Frau, zu denen Exemplare der Edelmarken Louis Vuitton, Hermes und Bottega Veneta gehören, Schmuck, Pelzmäntel, Möbel, Porzellan wurden inzwischen versteigert, ihr Haus verkauft. So sollen insgesamt 700.000 Euro zusammengekommen sein. Heute soll Giselo O. nach Information der Bild-Zeitung von 1130 Euro Pension leben. Der Rest werde gepfändet. Das Urteil soll Mitte Dezember fallen. Der Frau drohen wegen Betrug und Urkundenfälschung bis zu zehn Jahre Haft.

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