Günstiger als vier Tage Klinik

Trotz Rekordpreis: USA hamstern Remdesivir

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Berlin -

Gilead gibt den Ampullenpreis von Remdesivir bekannt – 390 US-Dollar kostet ein Vial. Der Hersteller des antiviralen Arzneimittels begründet die Preisbildung auch damit, dass ein um vier Tage längerer Aufenthalt im Krankenhaus weitaus teurer sein könnte. Die USA sichern sich mehr als 90 Prozent der Produktion der kommenden drei Monate.

Der Preis für eine Therapie mit dem antiviralen Mittel Remdesivir steht fest. Gilead hat einen Preis von 390 Dollar pro Einmaldosis für die staatlichen Krankenversicherungssysteme Medicaid/Medicare bekannt gegeben. Daraus ergibt sich bei einer standardmäßig angesetzten Therapiedauer von fünf Tagen ein Gesamtpreis von 2340 Dollar pro Patient, da initial zwei Vials verabreicht werden. Privatpatienten zahlen 3120 Dollar. Gilead begründet den Preis unter anderem mit der verkürzten Hospitalisierungsdauer: Liege der Patient vier Tage weniger im Krankenhaus, so könnten Kosten eingespart werden. Die Einsparungen würden sich bei einer intensivmedizinischen Betreuung auf etwa 12.000 Dollar belaufen – weitaus mehr, als eine fünftägige Remdesivir-Therapie kostet. Bei dem Wirkstoff handelt es sich um das erste Virostatikum, für das in klinischen Studien eine Wirksamkeit gezeigt werden konnte.

Preisbildung gegen Herstellungskosten

Auch bei Sofosbuvir (Sovaldi), welches gegen Hepatitis C wirksam ist, orientierte sich Gilead an den entstehenden Kosten für vergleichbare Therapien: Pro Tablette verlangte der Hersteller zu Beginn rund 1000 Dollar. Die Kosten für den Ausgangsstoff waren weitaus geringer – der britische Pharmakologe Andrew Hill schätzte sie für Sofosbuvir auf 68 bis 136 Dollar – für den gesamten Zyklus von damals 12 Wochen. Zu Remdesivir hat Hill sich bereits geäußert: In einer aktuellen Publikation schätzt er, dass die minimalen Produktionskosten für die Tagesdosis von Remdesivir 93 Cent betragen.

USA kaufen Remdesivir in Massen

Die ersten 140.000 Dosen des antiviralen Mittels sind weltweit aufgebraucht. Laut Medienberichten aus Großbritannien haben die USA eine große Anzahl an Remdesivir-Dosen gekauft. Insgesamt 500.000 Stück und damit 90 Prozent der Produktionsmenge aus August und September bleiben in den USA. Folglich bleibt für die kommenden zwölf Wochen kaum Remdesivir für andere Länder übrig.

Studie zeigt vier Tage kürzere Hospitalissierung

Eine internationale Studie mit über 1000 Teilnehmern hatte Ende April gezeigt, dass Remdesivir bei Covid-19-Patienten die Zeit bis zu einer Genesung im Schnitt um vier Tage verkürzen kann – von 15 auf 11 Tage. Die Sterblichkeit ging in der Untersuchung geringfügig zurück, was statistisch jedoch nicht signifikant war. Bald könnte der Wirkstoff auch in Europa als erstes Mittel gegen eine schwere Corona-Erkrankung auf den Markt kommen. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat eine Zulassung unter Auflagen für das Mittel mit dem Handelsnamen Veklury empfohlen. Die EU-Kommission muss dem noch zustimmen, was aber als Formsache gilt.

 

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