Apotheker bangen um Notdienstpauschale

Kurz vor Insolvenz: NNF überwies 4,5 Millionen Euro an AvP

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Berlin -

Nicht nur die „normale“ Rezeptabrechnung ist für über 3000 Apotheken von der AvP-Insolvenz betroffen. Für knapp 2500 Apotheken steht auch die Auszahlung der NNF-Pauschale in den Sternen. Am 11. September hatte der Nacht- und Notdienstfonds noch 4,5 Millionen Euro an AvP überwiesen. Das Geld ist jetzt Teil der Insolvenzmasse.

Wie Rainer Gurski, Geschäftsführer des Nacht- und Notdienstfonds des Deutschen Apothekerverbandes, gegenüber APOTHEKE ADHOC bestätigte, erfolgte die letzte Überweisung für AvP-Kunden in Höhe von 4,5 Millionen Euro am 11. September. „Am 16. September haben wir das Geld zurückgefordert“, so Gurski. Das nutzte aber nichts mehr: Am selben Tag meldete der Bafin-Sonderbeauftragte für das Rechenzentrum Insolvenz an. Vom NNF wurden die betroffenen Apotheken bereits über die Sachlage informiert. Ob die Pauschalen ausgezahlt werden können, wird sich jetzt erst im Laufe des Insolvenzverfahrens klären.

Der NNF überweist die Pauschale für die Apotheken zur Auszahluing an deren Apothekenrechnezentren – und eben auch noch kurz vor der Insolvenz an AvP. Dort liegt das Geld jetzt auf einem der Konten und ist bis auf Weiteres Teilt der Insolvenzmasse. Eine der betroffenen Apothekerinnen ist Claudia Zangerl, die in Aschau im Chiemgau zwei Apotheken betreibt. Am ersten Montag im September stellte sie schockiert fest, dass AvP ihr kein Geld überwiesen hatte. Für den August erhielt sie später auf Grundlage der Juli-Abrechnung zwar noch einen Abschlag von 80 Prozent. Allerdings fehlen jetzt 20 Prozent.

Und jetzt ist auch noch das Geld vom NNF in Gefahr. Jeden sechsten Tag leistet eine ihrer beiden Apotheken Notdienst, es dürfte also eine gewisse Summe für das 2. Quartal zusammengekommen sein: „Jetzt fehlt uns auch noch dieses Geld“, sagt Zangerl. Dabei hat sie noch Glück gehabt. Sie gehörte zu den letzten Kollegen, die überhaupt noch Geld von AvP erhalten haben. Trotzdem: „Weil jetzt 20 Prozent fehlen, müssen wir davon ausgehen, dass wir ausgerechnet im Corona-Jahr umsonst gearbeitet haben.“

Die Apothekerin hat die für sie zuständige CSU-Bundestagsabgeordnete angeschrieben und auf die Dringlichkeit hingewiesen. Eine Reaktion blieb bislang aus: „Ich verstehe nicht, warum die Politik nichts tut. Schließlich sind wir unverschuldet in unsere Situation geraten“, so Zangerl.

 

Für das 2. Quartal erhielten die Apotheken pro Notdienst einen Betrag von 345,36 Euro. Das ist zwar mehr als im Vorjahr, aber weniger als in den ersten drei Monaten. Hintergrund ist die gesunkene Zahl der Rx-Packungen. Knapp 35 Millionen Euro sind von April bis Ende Juni in den NNF geflossen, im ersten Quartal waren es noch knapp 42 Millionen Euro. In der Geschäftsstelle geht man davon aus, dass neben dem saisonbedingten negativen Mengeneffekt auch der Lockdown und die Bevorratungskäufe im März zu einem geringeren Absatz in den Apotheken geführt haben: Obwohl es im zweiten Quartal einen Arbeitstag mehr gab, sank die Zahl der abgegebenen Packungen um 16 Prozent.

Zieht man die Verwaltungsausgaben von knapp 500.000 Euro ab, blieben 34,5 Millionen Euro, die für die Vergütung der 99.842 Notdienste (1. Quartal: 99.899) in insgesamt 18.821 Apotheken zur Verfügung standen. Damit sank die Notdienstpauschale von 411,53 Euro auf 345,36 Euro, ein Rückgang um 66,17 Euro beziehungsweise 16 Prozent.

Seit Jahresbeginn fließt für jede zulasten der Krankenkassen abgegebene Rx-Packung mehr Geld in den NNF. Das Zusatzhonorar wurde von 16 auf 21 Cent angehoben. Weil das Apothekenstärkungsgesetz (VOASG) noch auf sich warten lässt, wurde diese Erhöhung vorgezogen; die Unterstützung kommt laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) vornehmlich den Apotheken in strukturschwachen Regionen zugute, die häufig Notdienste leisten. Die Pauschale sollte rechnerisch auf circa 350 Euro pro Volldienst steigen.

 

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