Kommentar

Notorisch eindimensionale Kassen

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Die Krankenkassen können es nicht lassen: In seinem ersten Sparvorschlag hatte der GKV-Spitzenverband kurzerhand ein Jahr Schiedsverfahren über den Haufen geworfen und die Regierung gebeten, den Abschlag der Apotheken doch wieder auf 2,30 Euro festzuschreiben. Das Urteil des Bundesgesundheitsministers zu diesem und anderen Sparvorschlägen der Kassen: Nicht ausgereift.

Unter dem wachsenden öffentlichen Druck will Dr. Philipp Rösler nun doch hastig an den Sparschrauben drehen. Allerdings soll es die Hersteller treffen. Zwei Milliarden Euro will Rösler insgesamt sparen. Die Kassen melden sich erneut zu Wort. Aus ihrer Sicht ist doppelt soviel Luft nach oben - wenn auch die Apotheker einen Beitrag leisten.

Längst ist auf Seite der Kassen nicht mehr von 2,30 Euro Abschlag die Rede; tiefere Einschnitte werden gefordert. Außerdem sollen die Apotheker ihre Großhandels-Rabatte rausrücken. Über deren Höhe kursieren in Kassenkreisen recht fantasievolle Zahlen. Die Diskussion über mögliche Folgen erspart man sich.

Dass die Hersteller bei ihrem Besuch im Ministerium Rösler keine brutalen Folterinstrumente näher bringen würden, war zu erwarten. Die Industrie versucht einigermaßen glimpflich aus der Reform herauszukommen.

Von den Krankenkassen hätte man dagegen mehr erwarten können als die notorisch eindimensionalen Forderungen nach Zwangsrabatten. Kreative Vorschläge, wie im System Geld gespart werden kann, indem die Versorgung verbessert wird, wären interessanter gewesen. Mit der Erkenntnis, dass alles billiger wird, wenn alles billiger wird, hatten schon andere die Debatte bereichert.

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