BVMed-Umfrage

Medizintechnik-Branche beklagt Preisdruck

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Berlin -

Es ist eine der innovativsten Branchen in Deutschland mit einem sehr hohen Exportanteil – die Medizintechnik. Der Umsatz stieg im Ausland erneut stärker als im Inland. Das dürfte auch an den Qualitäten des Standorts Deutschlands liegen.

Die Medizintechnik-Branche, einer der innovativsten Wirtschaftszweige in Deutschland, klagt über verstärkten Preisdruck. Nur noch 20 Prozent der Unternehmen erwarteten für das laufende Jahr ein besseres Gewinnergebnis als im Vorjahr. 35 Prozent rechneten in Deutschland sogar mit niedrigeren Gewinnen. Das geht aus der Herbstumfrage 2015 des Bundesverbandes Medizintechnologie (BVMed) hervor, an der 90 führende, international aufgestellte Unternehmen der Branche beteiligt waren.

Insgesamt gebe es zwar aufgrund der demografischen Entwicklung mehr Menschen, die medizinische Technik und Hilfsmittel bräuchten. Zusammen mit neuen Behandlungsmethoden erwarten die MedTech-Unternehmen der Umfrage zufolge 2015 ein Umsatzwachstum von 4,3 Prozent. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 3,4 Prozent.

Aber wie bei allen Branchen, die im Schnittmengenbereich von sozialstaatlicher Gesundheitspolitik und freiem Markt agieren, klagt sie Medizintechnik-Branche über den Sparzwang der Krankenkassen. Die Unternehmen würden im Inland durch „innovationsfeindlich eingestellte Krankenkassen, bürokratische Prozesse, niedrige Erstattungspreise und die Unsicherheiten über die künftige Nutzenbewertung von Medizinprodukten“ gebremst. Dies zeige auch die weltweite Umsatzentwicklung, die mit einem erwarteten Plus von 6,8 Prozent nach wie vor besser sei als die Entwicklung auf dem Inlandsmarkt. Die Branche wächst also insbesondere auf ausländischen Märkten. Die Exportquote liege bei 68 Prozent.

Ein Drittel der MedTech-Unternehmen spricht sich denn auch dafür aus, bei den Hilfsmitteln eine höhere Wahlfreiheit zu ermöglichen. Zudem wollen sie ausverhandelte Verträge mit den Kassen statt Ausschreibungen, durch die der Preis zum Teil erheblich gedrückt wird.

In der Branche sind knapp 200.000 Menschen beschäftigt. Fast genau so viele arbeiten bei Zulieferern. 2015 schaffte die Branche 2000 neue Arbeitsplätze. Der Gesamtumsatz der produzierenden Medizintechnikunternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern lag in Deutschland 2014 bei 25,2 Milliarden Euro. Der Wirtschaftszweig ist mittelständisch geprägt. 95 Prozent beschäftigen den Angaben zufolge weniger als 250 Mitarbeiter.

Der Erfolg im Export dürfte auch mit den Standortqualitäten Deutschlands zusammenhängen – auch wenn die Branche kritisiert, dass die Entwicklung beim Versorgungsniveau der Patienten, bei einer schnellen Marktzulassung und beim Erstattungsniveau zuletzt schlechter wurde. Nach wie vor zählen die Stärken: gute Infrastruktur, hohes Versorgungsniveau sowie gut ausgebildete Ärzte und der hohe Standard in der klinischen Forschung.

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