Krankschreibung

BKK: Telemedizin statt Selbstkrankschreibung

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Berlin -

Der Vorschlag der Magdeburger Mediziner, sich als Arbeitnehmer eigenständig krankzuschreiben, trifft bei der Deutschen BKK auf Ablehnung. Die Kasse rät von einer entsprechenden Lösung ab – „zumal damit das Problem der vollen Wartezimmer in Arztpraxen nicht dauerhaft gelöst wäre.“ Stattdessen schlägt die Kasse eine angemessene Bedarfsmessung und den konsequenten Einsatz von Telemedizin vor.

Mediziner der Uniklinik Magdeburg hatten die Idee der „Selbstkrankschreibung“ in die Diskussion gebracht: Demnach sollten sich Beschäftigte bis zu einer Woche selbst krankschreiben können. Eine solche Lockerung der Regeln würde die vollen Hausarztpraxen entlasten, so die Annahme.

Die Deutsche BKK bezweifelt das: „Sich selbst für eine Woche krankzuschreiben, wird nicht das Problem der regional vollen Arztpraxen und langen Wartezeiten lösen“, heißt es von der Kasse. Vielleicht lindere es zu Beginn ein wenig die Situation, „aber die Ursachen liegen woanders“, so Achim Kolanoski, Kassen-Vorstandsvorsitzender.

„Viel mehr müssen wir eine neue, angepasste Bedarfsmessung und -planung vornehmen und zwar gemeinsam mit der Ärzteschaft “, so Kolanoski. Zwar würde die Maßnahme im ersten Schritt Geld kosten, im Anschluss wüsste man aber, wo wie viele Mediziner benötigt werden. Dieses Wissen ließe sich in den kommenden Jahren konsequent umsetzen.

„Wir müssen uns besonders auf mehr ältere und kranke, aber digital vernetzte Menschen in Regionen mit weniger Ärzten und Krankenhäusern einstellen“, sagte Kolanoski. Für die leichteren Krankheitsfälle, wie etwa Erkältungen, sei die heutige Drei-Tage-Regelung ausreichend – und Menschen mit schwerwiegenderen Erkrankungen sollten auf keinen Fall erst nach einer Woche zum Arzt gehen.

„Zukünftig wird sich die Situation durch die demografische Entwicklung weiter verschärfen. Wir sollten dem Arztmangel auf dem Land in 20 oder 30 Jahren verstärkt mithilfe von intelligenten Versorgungssystemen wie etwa dem Einsatz von Telemedizin entgegenwirken“, so Kolanoski.

Die Bundesregierung hat lockeren Regeln für Krankschreibungen bereits eine Absage erteilt. Man halte die Regelung so, wie sie ist, für angezeigt, sinnvoll und nützlich. Bei den Regierungsparteien hält man das Missbrauchspotenzial bei einer Lockerung für zu groß: „Es muss für Unternehmer die Möglichkeit geben, Krankschreibungen zu überprüfen“, sagte der CDU/CSU-Fraktionsvize Michael Fuchs der Bild-Zeitung. SPD-Fraktionsvize Professor Dr. Karl Lauterbach machte auf die Gefahr aufmerksam, „dass Erkrankungen nicht frühzeitig behandelt werden.“

Es gibt jedoch auch Fürsprecher einer Neuregelung, etwa CDU-Gesundheitspolitiker Jens Spahn sowie der Ärzteverband Hartmannbund. Bei jährlich durchschnittlich 18 Arzt-Kontakten pro Patient müsse über das Thema Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung gesprochen werden, so der Vorsitzende Dr. Klaus Reinhardt. Das bloße Feststellen von Bagatellinfekten sei keine ärztliche Kerntätigkeit. Die Gefahr nicht früh genug erkannter schwerer Krankheitsverläufe sei bei der angedachten Fristverlängerung eher gering.

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