Medikationsmanagement

Internisten: AMTS braucht Ärzte

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Berlin -

Das Thema Medikationsmanagement ist hart umkämpft. Die ABDA hat ein Grundsatzpapier entwickelt, das Definitionen liefern soll. Aber die Ärzte wollen bei der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) die Hoheit behalten. Das haben im Juni die Delegierten des Deutschen Ärztetags bekräftigt. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) zieht nun nach und hat eine Arbeitsgruppe „Arzneimitteltherapie-Management und AMTS“ gegründet.

Internisten tragen laut Positionspapier eine besondere Verantwortung hinsichtlich der Arzneimitteltherapie. Daher sieht sich die DGIM in der Pflicht, Haus- und Fachärzte bei der Koordination der Arzneimitteltherapie und der Optimierung der AMTS aktiv zu unterstützen. Durch das breite Spektrum der Inneren Medizin und ihrer Schwerpunkte sowie der besonderen Expertise der Internisten in der Arzneimitteltherapie bringt die Fachgesellschaft nach eigenem Bekunden bestmögliche Voraussetzungen mit.

Da die Behandlung einer immer älter werdenden, polymorbiden Patientenschaft zunehmend komplexer werde, seien Maßnahmen zur Gewährleistung von AMTS sowie der adäquaten Koordination und ärztlichen Qualitätssicherung der Arzneimitteltherapie zunehmend notwendig und gefordert. Ein Problem ist aus Sicht der DGIM, dass die den Leitlinien zugrunde liegenden Studien häufig nicht oder nicht ausreichend ältere Patienten mit Multimorbidität einschließen.

Neben der Kenntnis evidenzbasierter Medizin sei daher ärztliche klinische Erfahrung erforderlich, um eine therapeutische Entscheidung bei häufig nur schwierig und nicht gefahrlos kombinierbaren Therapiekonzepten zu treffen. Dies könne im Einzelfall das Abweichen von der Leitlinie bedeuten. Dieses Arzneimitteltherapie-Management setze ärztliche Expertise voraus, betont die DGIM. Die Beurteilung der Angemessenheit höherer Risiken könne nur in Kenntnis von Patientenfaktoren und Patientenpräferenzen beurteilt werden.

Die DGIM will in ihrer Arbeitsgruppe die Voraussetzungen einer sicheren Arzneimitteltherapie definieren und Konzepte für die Abstimmung und Priorisierung von Arzneimitteltherapie bei Multimorbidität entwickeln. Dies soll auch die strukturierte Prüfung von Polypharmazie unter besonderer Berücksichtigung älterer Patienten betreffen. Dabei sollen auch andere Fächer einbezogen werden. Die Arbeitsgruppe leitet Professor Dr. Daniel Grandt, Vorstandsmitglied der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ).

Beim Thema Medikationsmanagement wollen sich verschiedene Akteure positionieren: Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat einen einheitlichen Medikationsplan entworfen, der derzeit in Modellprojekten getestet wird. Auch die ABDA, die in Sachsen und Thüringen ein sektorenübergreifendes Konzept testet, ist an einem dieser Projekte beteiligt.

Gleichzeitig werden in Baden-Württemberg Medikationspläne beworben, die Wissenschaftler des Universitätsklinikums Heidelberg entwickelt haben. Und auch private Anbieter werfen ihren Hut in den Ring: Ordermed-Chef Markus Bönig beispielsweise hat die „elektronische Medikationskarte“ entwickelt und bietet eine digitale Patientenakte an.

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