GKV-Finanzen

Arzneimittelausgaben steigen langsamer

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Berlin -

Die Erhöhung der Zusatzbeiträge bei den meisten Krankenkassen hat wie erwartet die Finanzlage aufpoliert: Im 1. Quartal haben die Kassen einen Überschuss von 406 Millionen Euro erzielt, teilte das Bundesgesundheitsministerium (BMG) mit. Alle Kassenarten schrieben schwarze Zahlen. Die Ausgaben für Arzneimittel stiegen in den ersten drei Monaten 2016 langsamer als in den Vorjahren. Der Grund: das Auslaufen der Hepatitis-C-Welle.

Laut BMG stiegen die Arzneimittelausgaben je Versichertem im ersten Quartal um 3,8 Prozent beziehungsweise um 3 Prozent je Versichertem. In den Vergleichszeiträumen der beiden Vorjahre hatte der Anstieg noch bei 9,4 beziehungsweise 4 Prozent gelegen. Insgesamt gaben die Kassen für Arzneimittel von Januar bis Ende März knapp 9,5 Milliarden Euro aus. Im selben Zeitraum 2015 waren es 9,17 Milliarden Euro.

„Bei den aktuellen Ausgabenzuwächsen ist zu berücksichtigen, dass die Ausgaben für innovative Arzneimittel zur Behandlung der Hepatitis C in den ersten drei Monaten 2015 insgesamt die höchsten Quartalsumsätze erzielten und im Vergleich dazu im 1. Quartal 2016 erheblich niedriger ausfielen“, so das BMG in seinem Bericht.

Durch Rabattverträge seien die Krankenkassen weiterhin deutlich entlastet worden: Die Rabatterlöse seien im 1. Quartal um rund 8,4 Prozent gegenüber dem 1. Quartal 2015 auf rund 835 Millionen Euro gestiegen. Der Anteil der Arzneimittel an den Gesamtausgaben der Kassen beträgt 17 Prozent und ist damit nach dem Krankenhaussektor (33 Prozent) und den Arzthonoraren (18 Prozent) der drittgrößte Ausgabenposten.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sieht die Finanzlage der Kassen entspannt: „Mit 15 Milliarden Finanzreserven stehen die Krankenkassen auch im Jahr 2016 auf einer sehr soliden Grundlage. Durch Augenmaß bei notwendigen Leistungsverbesserungen sowie mehr Prävention und Strukturverbesserungen machen wir unser Gesundheitswesen zukunftsfest und stärken nachhaltig seine Finanzierbarkeit. Das dient allen Versicherten.“

Einnahmen in Höhe von rund 55,82 Milliarden Euro standen nach den vorläufigen Finanzergebnissen des 1. Quartals Ausgaben von rund 55,41 Milliarden Euro gegenüber. Damit sind die Einnahmen je Versichertem um 4,3 Prozent und die Ausgaben je Versichertem um 3,2 Prozent gestiegen.

Die aktuelle Überschussentwicklung bei den Krankenkassen und die beim Gesundheitsfonds vorhandenen Finanzreserven bilden laut BMG eine solide Ausgangsbasis für die Finanzentwicklung der GKV in 2016 und in den Folgejahren. Für das Gesamtjahr sei vor allem auf Grund der günstigen konjunkturellen Lage mit einer weiterhin positiven Einnahmeentwicklung zu rechnen. Die Ausgaben der Kassen entwickelten sich Anfang 2016 „deutlich niedriger als in der Prognose des Schätzerkreises für das Gesamtjahr 2016“.

Differenziert nach Krankenkassenarten ergibt sich folgendes Bild: Die AOKen verzeichneten einen Überschuss von rund 72 Millionen Euro, die Ersatzkassen von 206 Millionen Euro, die BKKen von 38 Millionen Euro, die IKKen von 33 Millionen Euro und die Knappschaft-Bahn-See von 55 Millionen Euro.

Zum Jahresende 2015 verfügte der Gesundheitsfonds über eine Liquiditätsreserve in einer Größenordnung von rund 10 Milliarden Euro. Der Gesundheitsfonds verzeichnete im 1. Quartal einen saisonüblichen Ausgabenüberhang von rund 2,5 Milliarden Euro. Im 1. Quartal 2015 betrug der Ausgabenüberhang noch rund 2,7 Milliarden Euro. Aus diesem saisonbedingten Überhang können laut BMG keine Rückschlüsse auf eine ähnliche Entwicklung im weiteren Jahresverlauf gezogen werden, weil die Einnahmen im Jahresverlauf erheblichen Schwankungen unterliegen.

Je Versichertem gab es im 1. Quartal einen Ausgabenzuwachs von 3,2 Prozent, im 1. Quartal 2015 hatte der Zuwachs noch bei 4,2 Prozent, im Gesamtjahr 2015 bei 3,7 Prozent gelegen. Die Leistungsausgaben stiegen um 3,2 Prozent je Versichertem, die Verwaltungskosten um 3,3 Prozent.

Auf der Ausgabenseite zeigt das neue Präventionsgesetz Wirkung: Hier steigen die Ausgaben der Kassen im 1. Quartal von rund 73 auf rund 106 Millionen Euro (plus 45 Prozent). Die Ausgaben für Leistungen zur primären Prävention nach dem Individualansatz stiegen von 45 auf 54 Millionen Euro (17,5 Prozent), für betriebliche Gesundheitsförderung von 18 auf 27 Millionen Euro (38 Prozent) und für die Prävention in nichtbetrieblichen Lebenswelten von 9 auf 27 Millionen Euro (196 Prozent).

„Diese erfreuliche Entwicklung gerade in den betrieblichen und nicht-betrieblichen Lebenswelten, also in den Bereichen, in denen wichtige Weichenstellungen für ein gesundheitsbewusstes Leben vorgenommen werden können wie in Kitas, Schulen und Betrieben, ist auf das neue Präventionsgesetz zurückzuführen, mit dem die Krankenkassen verpflichtet wurden, ihr bisher sehr geringes Engagement in den Lebenswelten deutlich auszubauen“, freut sich das BMG.

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