Kommentar

Der Versicherungsvertreter

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Berlin -

Daniel Bahr war schon immer ein Versicherungsvertreter. Schneidig, eloquent, zielstrebig hat er für die Private Krankenversicherung (PKV) geworben. Bahr machte keine Klientelpolitik für die Apotheker oder für die Ärzte oder für die Pharmahersteller und schon gar nicht für die GKV. Bahr war und ist bis heute ein Freund der PKV, ein Fels in der Brandung.

„Das war ja klar“, mögen sich am Montagabend viele gedacht haben. Abhaken. Wen interessiert schon Bahr, wen die FDP? Beide sind weg, fortgejagt vom Wählerwillen. Gut so.

Von Anfang an waren Bahrs Sympathien für die PKV offensichtlich: Gemeinsam mit seinem Parteifreund und Amtsvorgänger Philipp Rösler machte er schon kurz nach dem Einzug ins Bundesgesundheitsministerium (BMG) den ehemaligen PKV-Verbandsvizedirektor, Christian Weber, zum Abteilungsleiter für den Bereich Krankenversicherung.

„Ich möchte, dass alle Menschen selbst entscheiden können, wie und wo sie sich versichern wollen. Das ist meine Vision“, sagte Bahr kurz vor dem Ende seiner Amtszeit im Sommer 2013 in einem Interview. Eine Systemveränderung gehe nicht von heute auf morgen. Man habe aber die ersten Schritte eingeleitet. Und tatsächlich: Am Pflege-Bahr knabbert die SPD noch heute.

So gesehen war Bahr in der Regierung der bedeutendste Vertriebsmitarbeiter, den sich die PKV wünschen konnte. Und so gesehen macht er beruflich in Zukunft nichts anderes als bis zu seinem Rauswurf aus Regierung und Bundestag.

Bahr und Rösler befinden sich in feinster Gesellschaft, das macht es für sie, aber nicht für die Bürger erträglicher: Die beiden FDP-Politiker machen es nicht anders als Walter Riester, der bei diversen Finanzdienstleistern abkassierte, zuletzt mehrere Jahre als Aufsichtsrat bei Union Investment, oder wie Bert Rürup als Berater beispielsweise für AWD.

Apropos FDP: Bahr und Rösler stehen für jene Generation, die in kürzester Zeit die FDP um ihre politische Existenz, das liberale Schiff zum Kentern gebracht und dann rechtzeitig verlassen hat. Es sind die Bahrs und Röslers, die die Politikverdrossenheit im Land begründen, die Protestwähler in die Arme von Populisten treiben. Und es sind die Bahrs und Röslers, denen das vollkommen egal ist. Rösler gehört jetzt zu den Gastgebern im feinen Davos, Bahr lebt in München und gehört weiterhin zur Elite des Landes. Das mit dem Pflege-Bahr mag in der Versicherungsbranche nicht funktionieren. Aber Bahr, der hat’s geschafft. Ausgesorgt und abgesichert.

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