Arzneimittelausgaben

22 Prozent Zwangsrabatt

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Berlin -

Die Bruttoausgaben der Krankenkassen für Arzneimittel (ohne Impfstoffe) liegen im ersten Halbjahr bei 17,9 Milliarden Euro. Das entspricht einem Anstieg von 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr, schreibt das Marktforschungsunternehmen IMS Health. Die Einsparungen aus Hersteller- und Apothekenzwangsrabatten sowie Rabattverträgen und Patientenzuzahlungen betragen demnach 3,9 Milliarden Euro. Damit haben die Patienten und die Leistungserbringer die Kassen um 22 Prozent entlastet.

2,3 Milliarden Euro davon gehen laut den Zahlen von IMS aus den Zwangsrabatten der Hersteller und aus Rabattverträgen hervor. Die Nachlässe der Apotheken gegenüber den Kassen schlagen mit 556 Millionen Euro zu Buche; rund eine Milliarde Euro zahlten die Patienten durch die Zuzahlungen selbst.

Die Zwangsabschläge der Hersteller liegen laut IMS deutlich unter dem Volumen des ersten Halbjahres 2013. Das sei im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass der Herstellerzwangsrabatt für patentgeschützte, festbetragsfreie Arzneimittel gegenüber den Kassen reduziert worden sei.

Im ersten Quartal lag der Abschlagssatz bei 6 Prozent, seit April müssen die Hersteller auf entsprechende Präparate 7 Prozent Nachlass gewähren, gegenüber 16 Prozent im Vorjahr.

Hingegen habe sich das Einsparvolumen durch Rabattverträge gegenüber dem Vorjahr um 15 Prozent erhöht. Dies führt IMS darauf zurück, dass sich über Wirkstoffverträge höhere Rabatte erzielen lassen als über Portfolioverträge, die seit Ende April 2013 nicht mehr gestattet sind. Bei Patientenzuzahlungen ergebe sich dagegen tendenziell ein Rückgang (minus 1 Prozent).

Durch die Erhöhung des Nachlasses von 1,75 Euro auf 1,80 Euro habe sich das Einsparvolumen durch den Kassenabschlag um 2 Prozent erhöht. Die Anzahl auf Kassenrezept abgegebener Medikamente ist laut IMS mit 345 Millionen Packungen um 1,5 Prozent rückläufig.

Der Rückgang betreffe vielfach Arzneimittelgruppen, die bei Infekten eingesetzt würden, etwa systemisch antibakterielle Präparate (minus 7 Prozent) wie Makrolide, Fluorchinolone und ähnliche Kategorien sowie Husten- beziehungsweise Erkältungspräparate (minus 14 Prozent). IMS erklärt das damit, dass eine vergleichbar starke Erkältungswelle wie in den ersten Monaten 2013 in diesem Jahr ausblieb.

Zum anderen verbuchten verschiedene Gruppen Rückgänge, die zur Behandlung chronischer Erkrankungen eingesetzt würden, wie etwa nicht-steroidale Antirheumatika (minus 4 Prozent) oder Herz-Kreislauf-Therapeutika wie Kombinationspräparate von ACE-Hemmern (minus 3 Prozent) oder Betablockern (minus 6 Prozent).

Zudem gehe der Absatz bei manchen Kategorien auch zurück, weil weniger kleine und mittlere und mehr große Packungen abgegeben worden seien, so IMS. Das betreffe zum einen Generika für chronische Erkrankungen, häufig rabattvertragsgeregelte Medikamente. Zum anderen fielen patentgeschützte, neuere Arzneien darunter, die sich im Stadium der Therapieetablierung befänden.

Der Verband der forschenden Arzneimittelhersteller (VfA) kritisierte, dass das Pendel bei den Kassen einseitig zu Gunsten von Einsparungen ausschlage und Versorgungsdefizite hinterlasse. Das Ziel des Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG), den Patienten einen unmittelbaren Zugang zu innovativen Arzneimitteln zu ermöglichen, sei bislang nicht erreicht worden.

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