EuGH-Urteil

Apotheker schreiben an Abgeordnete

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Berlin -

Das EuGH-Urteil zu Rx-Boni treibt die Apotheker an der Basis weiter auf die Barrikaden. Einige schreiben offene Briefe, andere wenden sich nun an Bundestagsabgeordnete oder an die Ärzte.

Gabriela Aures, Inhaberin der Rathaus Apotheke im bayerischen Gaimersheim, hat die SPD-Bundestagsabgeordneten Hilde Mattheis, Sabine Dittmar und Ulrike Bahr angeschrieben. Sie kritisiert die Sozialdemokraten für ihre ablehnende Haltung bezüglich eines Rx-Versandverbots. „Während beim Koalitionspartner, den Unionsparteien, als auch bei den Grünen über ein generelles Versandverbot für Rx nachgedacht wird, welches durchaus mit EU-Recht vereinbar ist, sprechen sich die prominentesten Köpfe der SPD in Gesundheitsfragen für 'alternative Honorierungsmodelle' aus, weil man 'dem Rx-Versandverbot keine Chance' einräumt“, kritisiert Aures. „Wird hier Programmnostalgie und Festhalten an alten Entscheidungen aus falsch verstandener Parteitreue über die Gegenwart gestellt?“

Es sei ein Freifahrtschein für ausländische Apotheken, die Gesetze, an die sich deutsche Apotheken aus gutem Grund zu halten hätten, zu missachten. Die deutschen Apotheker würden in eklatanter Art und Weise benachteiligt. Die Politik müsse nun ehrlich sein und den Mut haben, über Parteiprogramme hinweg diese „bodenlose Ungerechtigkeit“ zu beseitigen.

„Dafür ziehen alle Apotheker derzeit an einem Strang“, sagt Aures. Sie begrüßt, dass die Apotheker auch seitens der Ärzte unterstützt erfahren. So forderte die Ärztekammer Westfalen-Lippe, den Versandhandel mit Rx-Arzneimitteln zu verbieten. Eine Antwort auf die am vergangenen Samstag versandte E-Mail steht laut Aures allerdings noch aus.

Auch Reinhard Rokitta, Apotheker aus Bünde und Vorstandsmitglied der Freien Apothekerschaft, will sich mit einem Brief unter anderem an die Bundestagsabgeordneten seines Wahlkreises Herford, Tim Ostermann (CDU) und Stefan Schwartze (SPD), wenden. „Durch Gesetze, für die unter anderem auch Sie verantwortlich sind, werden die Apotheken zu kostenintensiven Bürokratiemonstern gezwungen, über die sich die ausländischen Versandapotheken nur totlachen können“, moniert er.

Er fordert die Abgeordneten auf, darauf einzuwirken, dass ein Rx-Versandverbot gesetzlich verankert wird. Um einen möglichst großen Druck auf die Politik aufzubauen, hat Rokitta den Entwurf des Briefes auch seinen Kollegen zur Verfügung gestellt. „Wir alle sind voll und ganz in das Tagesgeschäft eingebunden, sodass nicht jeder sich die Zeit nehmen kann, einen solchen Brief zu formulieren“, sagt er. So könnten jene Apotheker, die sich engagierten und einen Brief an die Abgeordneten ihres Wahlkreises schicken wollen, dies ohne größeren Aufwand tun.

Mit einem Appell, die Ärzteschaft möge Partei für eine funktionierende, dem Patienten zugute kommende Arzneimittelversorgung ergreifen und sich die Seite der deutschen Apotheker stellen, wandte sich Apotheker Christian Redman aus Ebermannstadt an alle Ärztekammern. Die „tradierten und zum Nutzen der deutschen Gesundheitsversorgung etablierten Strukturen, wie die wohnortnahe ärztliche Versorgung und die Apotheke-vor-Ort, sowie die persönliche und individuelle Beratung“ würden unweigerlich verschwinden, schreibt Redmann. Er sieht nicht nur das Vertrauensverhältnis zwischen Apotheker und Patient gefährdet, sondern – im Falle einer in der Fläche etablierten Telemedizin – ebenso das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient.

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