Kommentar

Die Mogelpackung

, Uhr
München -

Nach zehn Jahren fast ein Paradigmenwechsel: Nicht der Versandhandel wird in diesem Jahr beim Deutschen Apothekertag (DAT) als Einfallstor für Arzneimittelfälschungen gebrandmarkt, sondern der Reimport. Um die Importquote loszuwerden, führt die ABDA die Parallelhändler an der Nase durch den Ring. Die Risiken sind groß, dass auch die Apotheken selbst Schaden nehmen.

Keine Frage: Die Importquote ist vielen Apotheken ein Dorn im Auge. Gerade wenn ein teures Medikament auf Rezept mit einer exotischen Kasse kommt, ist die Aufholjagd oft aussichtslos. Erschwerend hinzu kommt, dass ein Malus – anders als ein Bonus – nicht gesammelt und später verrechnet werden kann. Vom Aufwand einmal ganz abgesehen.

Die Abschaffung der Importquote wurde daher schon oft gefordert. In diesem Jahr wird sie mit den Arzneimittelfälschungen begründet, die derzeit im Wochentakt für Rückrufe aus den Apotheken sorgen. Ja, auch Apotheken sind nicht sicher, lautet die Botschaft der Apotheker, die aufrichtig daher kommt, aber schnell zum Bumerang werden kann. Da hilft auch der Nachsatz nichts, dass bislang – dank der Apotheken – kein Patient zu Schaden gekommen sei.

Wenn Reimporte unsicher sind, muss man Reimporte verbieten. Das aber lässt sich nicht durchsetzen, das weiß man auch bei der ABDA. Also austrocknen, lautet die Devise: Wo keine Pflicht, da kein Markt, da keine Fälschungen. Man könnte fast meinen, die Apothekerlobby redet der Pharmalobby das Wort. Dass nach der reinen Menge bislang vor allem Omeprazol gefälscht wurde, spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle.

Stattdessen argumentiert die ABDA-Spitze, dass Reimporte ohnehin kaum noch Einsparungen bringen. 91 Millionen Euro, was ist das schon im Vergleich zu Abschlägen und Rabattverträgen? Etwas weniger als die Notdienstpauschale, könnte man dagegen halten.

Die Reimporteure werden mit ihren bewährten Argumenten in die Debatte gehen. Das sind nicht nur die Arbeitsplätze, sondern vor allem die korrigierende Funktion im internationalen Preisgefüge. Das werden die Kassen verstehen. Und wenn nicht, dann werden sie einen Ausgleich fordern. Die Apotheker haben dann vor allem sich selbst schlecht geredet. Mehr Honorar oder neue Aufgabenfelder haben sie deswegen noch nicht.

M

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
Mehr aus Ressort
Bessere Arbeitsbedingungen, mehr Geld
Charité: Warnstreik am Donnerstag
Neuer Gesetzentwurf zur Jahreshälfte
Lauterbach will Patientenrechte stärken

APOTHEKE ADHOC Debatte