Warentest

Sechs Aufgaben und eine Rezeptur

, Uhr
Berlin -

Sechs Beratungszenarien wurden zwischen Oktober und Dezember in den Apotheken durchgespielt, dazu kam die Anfertigung einer Rezeptur. Beratungsabläufe und Dienstleistungen wurden anhand standardisierter Erhebungsbögen protokolliert. Die fachliche Bewertung übernahmen „externe pharmazeutische Experten aus Wissenschaft und Praxis“, deren Identität Warentest nicht verraten will.

Neun Testpersonen besuchten Apotheken im Raum Dresden, Frankfurt und Hannover, dazu kamen zwei Experten für Raumgestaltung. Die fachliche Qualität floss zu 80 Prozent in die Bewertung ein, der Service zu 20 Prozent.

Bei den Versendern wurden statt der Offizin die Websites und AGB geprüft, unter anderem durch einen Datenschutzexperten. Hier zählte die fachliche Qualität nur zu 65 Prozent, stattdessen wurde die Website zu 15 Prozent mit bewertet.

Die Mitarbeiter hätten Wechselwirkungen zwischen Tamoxifen und Paroxetin erkennen müssen. Hier punkteten nur zwei Vor-Ort-Apotheken; sieben Versender schickten einen schriftlichen Hinweis mit. „Fatal“ findet Warentest, dass zehn der Versand- und fast alle Offizinapotheken beide Medikamente kommentarlos abgaben.

Anhand einer Medikationsliste mit insgesamt sieben Medikamenten waren die Interaktionen von Xarelto, Johanniskraut, Itraconazol und ASS zu identifizieren. Hier waren vier Vor-Ort- und fünf Versandapotheken komplett erfolgreich. Allerdings: „Keine örtliche Apotheke nutzte das Angebot, in Ruhe zu recherchieren.“

Bei einer Frau mit Hyperhidrose hätten die Ursachen abgeklärt werden sollen; nur vier beziehungsweise drei Anbieter fragten gründlich nach. Nur jede dritte Vor-Ort- und jede zweite Versandapotheke empfahl der Kundin den Arztbesuch. Immerhin: Das Präparat Femi Flavon (Twardy), das laut Warentest nicht verkauft werden sollte, empfahlen die meisten Anbieter nicht oder allenfalls kurzfristig.

Analog sollte bei einem Kind von zweieinhalb Jahren mit Brechdurchfall nicht Vomex-A-Zäpfchen (Astellas) abgegeben, sondern an einen Arzt verwiesen werden. Zwar wurde kaum von dem Mittel abgeraten. Die meisten Vor-Ort-Apotheken fragten laut Warentest aber gründlich nach und gaben gute Empfehlungen. Allerdings lagen vier Mitarbeiter bei der Dosierung daneben. Die Versender berieten demnach deutlich schlechter.

Umckaloabo (Schwabe) durfte mangels entsprechender Wirksamkeit nicht gegen Halsschmerzen verkauft werden. Hier punkteten 15 der 21 Vor-Ort-Apotheken; dagegen erkannte elf der 17 Versender das Problem nicht. Die mögliche Hepatotoxizität wurde nur in zwei Apotheken thematisiert.

Bei der Rezeptur, einer Lösung zur Wundbehandlung, scheiterten vier Vor-Ort- und eine Versandapotheke an der Konzentration; in zwei Fällen wurde ein höher dosiertes Fertigarzneimittel abgegeben. Neun Rezepturen wurden sehr gut hergestellt und beschriftet.

Zwei Offizinapotheken und sieben Versender verweigerten die Anfertigung, darunter 1-Apo, Apo-Rot, Apotheke.de (Apo-Discounter), DocMorris, Mycare, Parcelmed und Zur Rose.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
„Versteckte Preiserhöhung“
CGM Lauer: 15 Euro für Avoxa
PTA erlebt „Beratungsdiebstahl“
E-Rezept für Jauch: Kundin wollte Hilfe vor Ort
Mehr aus Ressort
Jahrgangsbester übernimmt in 2. Generation
Hochbegabt: Lieber Inhaber als Industriekarriere

APOTHEKE ADHOC Debatte