Darmstadt

Apotheken-Diebin: Muttermilch als Ablenkung

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Berlin -

In Darmstadt war eine Apotheken-Diebin besonders dreist: In der Offizin entblößte sie ihre Brust und verspritzte Muttermilch. Davon waren selbst die eigentlich auf Trickbetrug trainierten Angestellten so irritiert, dass die Frau rund 100 Euro entwenden konnten. Fast noch ärgerlicher ist für das Apothekenteam allerdings, dass schon kurz nach dem Vorfall die Bild-Zeitung berichtete und der Apotheke damit zu unverhoffter Berühmtheit im Netz verhalf.

Der absurde Überfall nahm am Montagnachmittag seinen Lauf: Die Frau sei in die Apotheke gekommen und habe eine Milchpumpe und einen Schnuller gekauft, erzählt der Inhaber. Die anfallenden 20 Euro habe sie mit einem 200-Euro-Schein bezahlt. Das habe die Mitarbeiterin zwar stutzig gemacht, aber mit dem Schein sei alles in Ordnung gewesen. Die Angestellte suchte das Wechselgeld heraus, als die Kundin plötzlich eine Brust entblößte und Muttermilch in Richtung der Apothekenmitarbeiterin spritze.

Ob es tatsächlich Muttermilch war, kann der Apothekeninhaber nicht sagen. Dafür sei alles viel zu schnell gegangen. Die Mitarbeiter und die anwesenden Kunden forderten die Frau in verschiedenen Sprachen – auch russisch und türkisch – auf, ihre Brust zu bedecken. Sie konnte oder wollte das aber offenbar nicht verstehen.

Stattdessen wühlte die Frau in der Auslage, ging zu einer zweiten Kasse, drückte erneut auf ihre Brust und wühlte weiter. Dann warf sie die Milchpumpe über den HV-Tisch und verschwand. Erst später stellten die Mitarbeiter bei der Überprüfung der Kassen fest, dass 100 Euro fehlten. Die Polizei geht davon aus, dass die Frau durch ihr tabuloses Verhalten die nötige Ablenkung schuf, um sich unbemerkt in den Besitz des Geldes zu bringen.

So unglaublich der Vorfall scheint, der Polizei war das Vorgehen dem Apothekenleiter zufolge nicht neu: Die Beamten hätten ihm erzählt, dass etwa Ladendiebinnen in der Vergangenheit immer wieder versucht hätten, durch das Entblößen ihrer Brüste die Polizisten abzulenken, um zu fliehen und einer Festnahme zu entgehen.

Für den Apothekenleiter sind vor allem die Folgen des Vorfalls ärgerlich: Die Geschichte machte, auch durch einen Bericht der Bild-Zeitung, schnell die Runde in Darmstadt. Das Apothekenteam hat seitdem kaum Ruhe. Sicher 50 Journalisten hätten sich bereits an ihn gewandt, erzählt der Apotheker. Auch Kunden erkundigten sich besorgt, ob diese Apotheke betroffen und was genau passiert sei. Inzwischen gebe er ihnen einfach die Polizeimeldung.

Seine Kollegen warnt der Apotheker vor Trickbetrügern. Denn seine Angestellten sind in Sachen Betrug eigentlich nicht unerfahren: Durch die Lage in der Innenstadt würden immer wieder Menschen versuchen, Geld zu stehlen. Auffällig ist aus seiner Sicht, wenn etwa Hustenbonbons mit 50- oder 100-Euro-Scheinen bezahlt würden. Typischerweise fragen die Betrüger in dem Moment, wenn der Mitarbeiter das Wechselgeld zählt, nach einer zweiten Packung oder einem anderen Produkt. Er habe seinen Angestellten eingeschärft, in diesem Fall erst den einen Prozess abzuschließen und dann den nächsten Vorgang zu bearbeiten, so der Apothekenleiter. Dann hätten die Betrüger keine Chance. Anders sehe es aus, wenn der Fall so extrem sei wie bei diesem Mal.

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